Je mehr ich mich in meine Studien verbohrte, mit ungezählten Stunden in der Uni-Bibliothek und mit der Erarbeitung von zahllosen Konzepten, unter anderem auch für Seminarveranstaltungen, die ich unter Studenten für Studenten mitausrichtete, wurde ich gesellschaftlich kaum noch ertragbar. Ein wichtiges Element gesellschaftlichen Lebens, das seichte Geplauder, war mir stets schwer gefallen, nun zeitlich nicht mehr zu vollführen. Auch meine Sprache änderte sich. Gesellschaftlich üblich war ein Geplapper. Ein Denken zu behandeln, von wem auch immer, obwohl nur Sprache zugänglich war, galt mir – und gilt mir weiterhin – als ein verfehlter Übergriff.
Sprache war eventuell nur wenigen Menschen vertraut. Zwar gab es den amtlich abgesegneten Duden, doch bereits ein kurzer Blick in das vermutlich assoziativ erstellte Machwerk, eine relativ beliebige Sammlung von buchstäblich erfassten Lauten, Bedeutungen und Regeln, ließ mir Germanisten suspekt erscheinen. Lediglich ein analytisch orientierter Literaturwissenschaftler errang in Duisburg meine Aufmerksamkeit, mit seinen Seminaren über die Dichtungen des jungen Goethe und über die Gedichte Brinkmanns.
Der germanistische Verzicht auf Fragen nach logischen Relationen, ja die wahrscheinlich simple Unkenntnis von sprachlich relevanter Logik, beförderte in mir den Verdacht, die Germanistik sei keine Wissen-, sondern eine Sammelleidenschaft und Gefühlssuhle.
Eine logisch ideale Sprache war historisch durchaus nichts weiter als eine alte Phantastik des ehemaligen logischen Empirismus geblieben, doch germanistische Kommentare und Kritiken hätten aus wissenschaftlicher Perspektive erfolgen können; Logik gehört zum philosophisch wissenschaftlichen Instrumentarium, zumindest innerhalb der analytischen Philosophie.
Alle plappern, ausser Reinhard, denkt Reinhard. Dass es genau umgekehrt sein könnte, würde ihm nicht mal im Traum einfallen.
@ #1 Danke, Arnold, für den kleinen Spaß, unabhängig davon, ob du ihn bemerkt hast.
@ Arnold Voss #1
für mich liest sich das wie eine Parodie auf Raskolnikow:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schuld_und_Sühne#Haupthandlung
der Protagonist bewegt sich in einem Parallel-Universum, das – bei Raskolnikow – sogar einen Mord rechtfertigt …
@ #3 Danke, Andreas, für den Hinweis auf die Entstehung einer Parallelwelt. Aber der Vergleich mit 'Schuld und Sühne' ist zu hart. Die aufkeimende Arroganz ist in diesem Kontext zwar getroffen, weiter reicht der mögliche Vergleich jedoch nicht. Viele gesellschaftliche Bereiche sind aufgrund der gesellschaftlichen Schwerfälligkeit längst zu 'Parallelwelten' geworden. In der Philosophie ist z.B. die alte Bewusstseinsphilosophie tot. Kognitionen und Neurowissenschaftler haben den Bereich übernommen …
Der blinde Fleck der analytischen Philosophie. Sie ist auch nur eines, von vielen anderen möglichen, Sprachspielen 😉