Ein arrogant vollführter Pinselstrich – eine Anekdote

books – gemeinfrei

Je mehr ich mich in meine Studien verbohrte, mit ungezählten Stunden in der Uni-Bibliothek und mit der Erarbeitung von zahllosen Konzepten, unter anderem auch für Seminarveranstaltungen, die ich unter Studenten für Studenten mitausrichtete, wurde ich gesellschaftlich kaum noch ertragbar. Ein wichtiges Element gesellschaftlichen Lebens, das seichte Geplauder, war mir stets schwer gefallen, nun zeitlich nicht mehr zu vollführen. Auch meine Sprache änderte sich. Gesellschaftlich üblich war ein Geplapper. Ein Denken zu behandeln, von wem auch immer, obwohl nur Sprache zugänglich war, galt mir – und gilt mir weiterhin – als ein verfehlter Übergriff.

Sprache war eventuell nur wenigen Menschen vertraut. Zwar gab es den amtlich abgesegneten Duden, doch bereits ein kurzer Blick in das vermutlich assoziativ erstellte Machwerk, eine relativ beliebige Sammlung von buchstäblich erfassten Lauten, Bedeutungen und Regeln, ließ mir Germanisten suspekt erscheinen. Lediglich ein analytisch orientierter Literaturwissenschaftler errang in Duisburg meine Aufmerksamkeit, mit seinen Seminaren über die Dichtungen des jungen Goethe und über die Gedichte Brinkmanns.
Der germanistische Verzicht auf Fragen nach logischen Relationen, ja die wahrscheinlich simple Unkenntnis von sprachlich relevanter Logik, beförderte in mir den Verdacht, die Germanistik sei keine Wissen-, sondern eine Sammelleidenschaft und Gefühlssuhle.

Eine logisch ideale Sprache war historisch durchaus nichts weiter als eine alte Phantastik des ehemaligen logischen Empirismus geblieben, doch germanistische Kommentare und Kritiken hätten aus wissenschaftlicher Perspektive erfolgen können; Logik gehört zum philosophisch wissenschaftlichen Instrumentarium, zumindest innerhalb der analytischen Philosophie.

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Arnold Voss
7 Jahre zuvor

Alle plappern, ausser Reinhard, denkt Reinhard. Dass es genau umgekehrt sein könnte, würde ihm nicht mal im Traum einfallen.

Andreas
7 Jahre zuvor

@ Arnold Voss #1

für mich liest sich das wie eine Parodie auf Raskolnikow:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schuld_und_Sühne#Haupthandlung

der Protagonist bewegt sich in einem Parallel-Universum, das – bei Raskolnikow – sogar einen Mord rechtfertigt …

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Der blinde Fleck der analytischen Philosophie. Sie ist auch nur eines, von vielen anderen möglichen, Sprachspielen 😉

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