Ein Festtag für alle ‚Bayernhasser‘ – Aber (noch) nicht mehr!

Auch auf Schalke durfte man am Mittwoch wieder jubeln. Foto: Michael Kamps
Auch auf Schalke durfte man am Mittwoch wieder jubeln. Foto: Michael Kamps

Ein kompletter Spieltag in der Wochenmitte, da liefern Liga 1 und 2 fast schon zwangsläufig so viele Geschichten, dass man als Beobachter kaum noch hinterherkommt.
Das alles überstrahlende Thema an diesem 24. Spieltag lieferte unbestritten der FC Bayern München. Und das schon im Vorfeld der Begegnung des Rekordmeisters gegen den FSV Mainz 05.

Da kündigt sich, kurz nach seiner Haftentlassung, der erste Besuch des ehemaligen Vereinspräsidenten Uli Hoeneß im heimischen Stadion an, und der nun vorbestrafte Steuersünder darf sich auf den Empfang eines Pop-Stars einstellen. Schon irgendwie recht merkwürdige Zeiten, in denen ein offenbar mit Drogen erwischter Politiker vor den Trümmern seiner Karriere zu stehen scheint, eine millionenschwerer Steuersünder aber direkt nach seiner Haftentlassung mehrheitlich so abgefeiert wird, zumindest eben auch medial. Aber wenden wir uns an dieser Stelle jetzt erst einmal wieder dem Sport zu.

Dass der FC Bayern beim ersten Besuch seines Ex-Präsidenten in der heimischen Arena natürlich haushoher Favorit gegen die zuletzt allerdings deutlich im Aufschwung befindlichen Gäste aus Mainz gewesen sein dürfte, das war doch klar. Doch wie es im Sport eben dann hin und wieder so gehen kann, nützte den Münchenern ihre deutliche spielerische Überlegenheit an diesem Abend ausnahmsweise einmal nichts. Trotz insgesamt fast 80% Ballbesitz und nur ganz weniger Entlastungsangriffe des Gegners verloren die Hausherren tatsächlich gegen die Mainzer unglücklich mit 1:2. Die ‚perfekte‘ Heimbilanz der Bayern in dieser Saison war damit dahin. Ein Erfolg, der selbst Mainz-Coach Martin Schmidt nach dem Schlusspfiff ungläubig einige Minuten lang noch auf der Bank verweilen ließ, bevor er sich dann um Worte ringend den wartenden Medien stellte.

Ein wahrlich ungünstiger Zeitpunkt für die erste Heimniederlage aus Sicht des Tabellenführers. Der Ex-Präsident bei seinen Antrittsbesuch nach der Haft im Stadion, der Spieltag direkt vor dem Duell mit dem ärgsten Verfolger Borussia Dortmund, es hätte wahrlich keinen blöderen Zeitpunkt für die erste Heimpleite des Tabellenführers geben können. Hohn und Spott ergießen sich daher aktuell auch besonders intensiv in Richtung der Guardiola-Truppe.

Allerdings völlig überzogen das Ganze, hat der Titelverteidiger aktuell doch noch immer fünf Zähler Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger aus Dortmund. Und nur ein Heimsieg des BVB am Samstag könnte die Liga dann tatsächlich wieder etwas spannender machen. Denn bei einer weiteren Pleite wäre der ursprüngliche 8-Punkte-Vorsprung auf tatsächlich bedrohliche Zwei zusammengeschmolzen. Aber ist das wirklich wahrscheinlich? Spielt eine Bayern-Mannschaft nach einem solchen Ausrutscher nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit dann erfahrungsgemäß so noch einmal deutlich engagierter und konzentrierter?

Das mediale Geschrei erscheint daher doch noch arg verfrüht. Wenn sich der Ligagipfel am Samstag in Dortmund, nachdem der BVB gestern sein Gastspiel bei Darmstadt 98, trotz gleich acht (!!!) Veränderungen in der Startelf im Vergleich zum vergangenen Sonntag gegen Hoffenheim, mit 2:0 recht ungefährdet gewinnen konnte, so aber natürlich nun deutlich besser ‚vermarkten‘ lässt.

Aus Ruhrgebietssicht darf natürlich hier auch der spektakuläre 3:2-Heimsieg der Schalker gegen den HSV nicht gänzlich unerwähnt bleiben.

Der Druck auf Team und Trainer war nach den jüngsten Rückschlagen schon sehr deutlich spürbar. Umso erstaunlicher, dass die Gelsenkirchener eine zumindest über weite Phasen des Spiel sehr beeindruckende Leistung, gegen an diesem Abend allerdings auch ziemlich schwache Gäste aus der Hansestadt, ablieferten.

Das Ergebnis von 3:2 täuscht dabei doch noch ziemlich deutlich über die wahren Kräfteverhältnisse auf dem Platz hinweg.

Etliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichtergespanns rund um Günter Perl sorgten für einen in vielerlei Hinsicht sehr diskutablen Abend. Elfmeterreife Szenen, Platzverweisdiskussionen, übersehene Handspiele, kaum etwas, was diese Begegnung nicht lieferte.

Aus Schalker Sicht war jedoch ganz klar die offenkundige Reaktion der Mannschaft auf die Kritik nach den jüngsten Spielen gegen Donezk und Frankfurt das wichtigste Signal.

Das wird auch Trainer Breitenreiter sehr gut tun, der sich aktuell zudem mit konkreten Gerüchten konfrontiert sieht, dass der Ex-Gladbach Coach Lucien Favre zur neuen Spielzeit, wenn auch Heldt-Nachfolger Christian Heidel sein Amt als Manager im Ruhrgebiet antreten wird, seinen Platz auf der Bank der ‚Knappen‘ übernehmen könnte. Spannend!

Durch diesen von vielen als ‚Pflichtsieg‘ erwarteten Erfolg sind dem Übungsleiter so aber wohl nun erst einmal wieder zumindest ein paar ruhigere Tage garantiert.

Diese hat Stefan Effenberg nun auch. Allerdings zwangsweise. Der Coach war gestern in Paderborn nach zuletzt 13 (!!!) Spielen ohne Sieg in Liga 2 entlassen worden. Eine solche Entscheidung hatte sich zuletzt ebenfalls schon länger angedeutet, hatte der mächtige Vereinspräsident Finke in Paderborn doch vor Wochen schon ein regelrechtes Ultimatum für den Coach formuliert, nachdem der Trainer im Februar ‚liefern‘ müsse um sein Amt zu sichern.
Tat er dann aber nicht, daher kam seine Entlassung dann auch nicht wirklich unerwartet.

Die Geschichte hat aber schon eine für Zweitligaverhältnisse ungewöhnliche Strahlkraft, da Effenberg, der zuvor ja jahrelang ‚nur‘ als TV-Experte tätig war, stets meinte, sein erster ‚Schuss‘ müsste bei der Wahl einer ersten Trainerstation sitzen.
Und diesen Zeitpunkt sah der ‚Tiger‘ dann ausgerechnet im eher provinziell anmutenden Paderborn endlich für sich gekommen.

Dass es dann doch nicht so gut passte wie der vermeintlich weltmännisch auftretende Effenberg wohl selber glauben wollte, sahen viele Beobachter dann schon deutlich früher als der Protagonist selber. Ob ‚Effe‘ nun noch einmal die Chance im deutschen Profifußball bekommen wird, oder ob er wiedersein Dasein als TV-Experte fristen muss bzw. darf, wie z.B. auch ein Lothar Matthäus, das werden erst die nächsten Monate zeigen.
In Paderborn hat man diesen Fehlgriff mit der Entlassung bzw. Beurlaubung des Trainers gestern jedenfalls erst einmal öffentlich und deutlich sichtbar bestätigt.

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Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Robin,
als Bayern-Gegner, nicht Bayern-Hasser, habe ich mich selbstverständlich über deren Niederlage gestern gefreut.

Damit erhält das Spiel am Samstag in DO eine völlig andere als die von mir bsher angenommene Bedeutgung. War bisher, egal wie das Spiel augehen würde, mit Blick auf die Tabelle keine nennenswerten Auswirkungen zu erwarten -Bayern ungefährdet auf 1, der BVB ungefährdet auf 2-, kann es ja jetzt doch noch 'mal spannend werden, wenn der BVB gewinnen sollte.

Bevor ich jedoch weiter träume, muß wohl konstatiert werden, daß nach wie vor der FCB auch in DO klarer Favorit ist und insofern nach wie vor auch der Favorit auf die Meisterschaft.
Auch gestern hätten Bayern nach dem gesamten Spielverlauf und nach ihren Chancen gewinnen müssen, aber: "…..Bayern-Pech statt Bayern Dusel".

Jedenfalls haben wir Fußball-Fans in den nächsten Tagen -vor und nach dem fußballerischen Goßereignis- eine Menge Disk.stoff.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

"Spielt eine Bayern-Mannschaft nach einem solchen Ausrutscher nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit dann erfahrungsgemäß so noch einmal deutlich engagierter und konzentrierter?"

Tja, genau das ist jetzt die entscheidende Aufgabe für die Bayern, ihre angebliche, unüberwindbare Überlegenheit erstmals unter richtigem Druck zu demonstrieren – sowohl Druck von anderen Teams als auch innerhalb durch die vielen Ausfälle. Das Duell wird Auswirkungen auf die kommenden CL-Spiele und damit auf viele Faktoren beim Konzern FC Bayern haben, außerdem wird es entscheidend für Peps "Arbeitszeugnis" sein. Ob die Bayern-Spieler diese Stress-Lage überhaupt noch auf ihrem Zettel hatten, wird auch eine gewichtige Rolle am Samstag spielen.

Wir können ganz tiefenentspannt und voller Spielfreude in das Liga-Duell und in ein evt. Pokalfinale gegen die Münchner gehen. Und das spielt vor allem Tuchel in die Karten.

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Klaus Lohmann -3-

" Wir können ganz tiefenentspannt……."
Ja, so ist es ,und wir können es genießen -einschließlich aller Diskussionen vorab und hinterher.

Zum BVB-Spiel in Darmstadt:
Ich habe vorab gemeint, ein Unentschieden sollte angestrebt und erreicht werden; denn mehr bedurfte es zur Sicherung des 2.Platzes nicht.
Als ich die Aufstellung des BVB erfahren hatte, war ich der Meinung, auch Tuchel sei auf ein Unentschieden aus.
Umso größer waren Überraschung und Freude, daß die Mannschaft relativ sicher 3 Punkte geholt hat, und die Freude steigert sich dann nach Bekanntwerden des Ergebnisses aus München.
Es gibt sie also immer noch und immer wieder: die schönen Tagen eines BVB-Fans.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Irgendwie hab ich so das Gefühl, Tuchel könnte mit seinem Dusel im Moment sogar den Busfahrer und den Greenkeeper aufstellen und wir würden trotzdem 3fach punkten;-)

Thomas Weigle
Thomas Weigle
8 Jahre zuvor

@ Klaus Lohmann Bei einer Mannschaft, die aktuell 3x hintereinander Meister wurde, kann man doch zumindest auf nationaler Ebene nicht mehr von "angeblicher unübwindbarer Überlegenheit" sprechen. Auch wenn die Bayern nicht jedes Jahr Meister werden (können), so spielen sie doch seit ihrem Aufstieg 65 in fast jeder Saison ganz oben mit und haben über den Daumen gepeilt, jedes 2. Jahr die Schale geholt. Diese bayerische Erfolgsbilanz offenbart m.E. schon ein ganz schönes Stück Unüberwindbarkeit.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

"Ein ganz schönes Stück Unüberwindbarkeit" ja, aber halt immer noch nicht der ganze Kuchen, siehe Mainz oder auch nur die Tatsache, dass – sollten wir Samstag gewinnen und der Rest der Saison wie bisher verlaufen – 2 Pünktchen Vorsprung für den Meister dann nichts "Überlegenes" mehr wären.
Und die Ansprüche an der Säbener sind – mit oder ohne Hoeneß – nicht mit Normalmaß zu messen, da ist man ja mittlerweile auch den Investoren/Werbepartnern für etwas Besonderes verpflichtet.

Davbub
Davbub
8 Jahre zuvor

"Schon irgendwie recht merkwürdige Zeiten, in denen ein offenbar mit Drogen erwischter Politiker vor den Trümmern seiner Karriere zu stehen scheint, eine millionenschwerer Steuersünder aber direkt nach seiner Haftentlassung mehrheitlich so abgefeiert wird, zumindest eben auch medial."
Das könnte vielleicht daran liegen, daß der Steuerhinterzieher sich selbst angezeigt, die Beweismittel geliefert, gestanden und den Schaden wieder gut gemacht hat. Nicht zu vergessen die Haftstrafe, die er aktzeptierte, obwohl ihm noch rechtliche Mittel offen standen.
Der Bundestagsabgeordnete, also körperlich tatsächlich einer der Gesetzgeber dieses Landes, rechtfertigt seine Rechtsbruch damit, daß er ja schon immer für eine liberalere Drogenpolitik eingetreten sei. Von Bedauern, Reue gar: keine Anzeichen.
Wenn ein MdB für libereralere Regelungen z.B. im Umgang mit Alkohol am Steuer eintritt, dürfte der dieser Argumentation folgend, besoffen Auto fahren.
Das Ende der Karriere sehe ich auch nicht, noch hat jede unsere bürgerlichen Parteien die ihren versorgt.
Und wenn die RAF jetzt im Bundestag arbeitet, ohne daß das irgendjemanden stört, sollte dies Nachtreten gegen Hoeneß auch einmal aufhören.

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Davbub
Nee, nee
der Herr Hoeness hat ja nicht wegen eines für ihn nicht mehr erträglichen Unrechtsempfindes in einer "Nacht- und Nebelaktion" versucht, eine strafbefreienden Selbstanzeige der Steuerhinterziehung einzureichen, sondern weil ihm bekannt war, daß Finanzamt und Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelten. Ich empfehle 'mal, die Urteilsbegründung seitens des Gerichtes nachzulesen.
(DasAkzeptieren der Haftstrafe durch H. jetzt als ihn irgendwie exulpierend vorzutragen, halte ich für einen "schlechten Witz").

Das aber nur nebenbei.

Persönlich halte ich den Besitz von o,6 (?)Gramm einer sog. Droge für rechtlich deutlich wenig relevant als eine Steuerhinterziehung von rd. 25 Mo €, jedenfalls dann, wenn man sich fragt, wer durch seine Straftat Dritten und/oder der Gesellschaft den größeren Schaden zugefügt hat. Das wird sich ja auch im Vergleich der verhängten Strafe im Falle Hoeness mit der im Falle Beck noch zu verhängenden Strafe zeigen. Letztere dürfte eine relativ geringfügige sein.

Wenn die deutsche Mehrheitsgesellschaft das absolut Gegensätzliche sieht, dann ist das für mich ein weiterer Anlaß, über die Verfaßtheit dieser Gesellschaft, über ihr Verständnis von Recht und Unrecht, von Schuld und Strafe nachzudenken und über die Ursachen dafür.
Aber auch das nur nebenbei.

Hoenss muß damit leben, als ein zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilter Straftäter bezeichnet werden zu können,und das eben auch nach -teilweise- Verbüßung seiner Haftstrafe.
Die Legende vom umschuldigen Herrn Hoeness, von einem zu Unrecht verurteilen Wohltäter, von einem gesetzestreuen Unternehmer und FCB-Präsidenten ist längst "beerdigt".

Wie er, wie sein Familie, seine Freunde, seine Fans damit umgehen werden?
Wie all die, die ihn nicht mochten, nicht mögen, wie seine Gegner im privaten, im beruflichen, im sportlichen Umfeld damit umgehen werden werden?
Ich weiß es nicht.

Viel wird von ihm selbst abhängen.

Wird er schuldbewußt, wird er demütig, wird er zurückhaltend, wird er nicht mehr moralisierend auftreten oder wird er seine Schuld zu relativieren versuchen, wird er hochmütig, wird er forsch und frech und anderen Moralpredigten haltend auftreten?
Jedenfalls wird vom zukünftigen Verhalten des Herrn Hoeness, nicht von dem, was war, abhängen, wie ich (!) ihn wahrnehmen und ein- oder sogar wertschätzen werde. Dass diese meine ganz persönliche Positionierung für Herrn H. und für alle seine Freunde absolut uninteressant ist, nehme ich zur Kenntnis.

PS
Ich habe 'mal Ende der 196o er Jahre versucht, mit "reichlich Pervitin" meine examensbedingten Nachtarbeiten zu forcieren. Schaden für Dritte? Schaden für die Gesellschaft? Wenn überhaupt, dann schlechtestenfalls minimal und indirekt (und ich bin trotzdem regelmäßig eingeschlafen.)Schuldbewußtsein bei mir gleich Null -damals und heute-.

Steuern habe ich bis heute nicht hinterzogen, weil ich mir schuldbewußt(!!) mit dem Ob und dem Wie einer solchen Straftat hätte auseinandersetzen müssen.

Also;
Beck scheint sich rechtswidrig verhalten zu haben. Dafür wird er sich strafrechtlich verantworten müssen.
Ansonsten werde ich ihn deswegen als politische Persönlichkeit nicht weniger achten und schätzen als bisher,und ich kann nur hoffen, daß die Grünen in NRW ihn wiederum als Kandidaten für den nächsten Bundestag nominieren.

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