Ein Glückwunsch an den neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach!

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im Wahlkampf. Foto: (c) K. Gercek

Es kommt auf höchster politischer Ebene nur sehr selten vor, dass Konkurrenten aus anderen Parteien sich über die Ernennung eines Bundesministers, der nicht zum eigenen Lager gerechnet werden kann, in der Öffentlichkeit freuen.

Karl Lauterbach wurde diese Ehre zuletzt sogar mehrfach zu Teil. Dies zeigt schon, dass der heute von Olaf Scholz vorgestellte zukünftige Bundesgesundheitsminister vor einer besonderen Herausforderung steht.

Lange wurde darüber spekuliert, dass für SPD-Mann Lauterbach im zukünftigen Ampel-Kabinett in Berlin kein Platz sein könnte. Hinter vorgehaltener Hand war zu vernehmen, dass der bisherige Gesundheitsexperte ohne höhere Amtsweihen kein Teamplayer sei, seine regelmäßigen Auftritte als Sprachrohr seiner Partei in der Öffentlichkeit viele seiner Parteifreunde verstimmt hätten. Zudem sah es durch die Tatsache, dass Lauterbach eben ein Mann ist, und keine Frau, eher schlecht für seine Ambitionen auf das Ministeramt aus, da bei den kolportierten Ampel-Ministern tendenziell ein Männer-Überschuss ‚drohte‘. Und Olaf Scholz wollte eben unbedingt ein paritätisch besetztes Kabinett leiten, wie er im Wahlkampf immer wieder betont hatte.

All dies wurde nun heute Vormittag vom Tisch gewischt, als Scholz öffentlich und ganz offiziell seine zukünftigen Minister aus den Reihen der SPD in der Hauptstadt der Öffentlichkeit präsentierte. Die Hauptschlagzeile dabei: Lauterbach wird Gesundheitsminister werden, wohl auch, weil große Teile der Bevölkerung dies so haben wollten.

Was zukünftig daraus wird, ist naturgemäß schwer abzuschätzen. Die Aufgabe des Gesundheitsministers von CDU-Mann Jens Spahn zu übernehmen ist wohl nach dem Kanzlerposten aktuell die größte politische Herausforderung in diesem Lande.

Die Lage ist bedingt durch die Corona-Pandemie komplex und herauffordernd, wie wohl noch nie zuvor seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Dafür wird Lauterbach nicht nur viel Kraft, sondern auch großes Geschick, Durchsetzungsstärke und auch eine gehörige Portion Glück bei seinen Entscheidungen brauchen. Inwieweit ihm all dies gegeben sein wird, ist aktuell nicht wirklich abzuschätzen.

Viele Politiker(innen) haben sich in solch herausfordernden Situationen in der Vergangenheit groß beweisen können, wuchsen über sich hinaus und straften ihre Kritiker Lügen. Andere erwiesen sich in der Verantwortung rasch als ‚Maulhelden‘, zeigten ungeahnte Schwächen und mussten zügig durch jemand anderen im Amt ersetzt werden. Zu welcher Kategorie Lauterbach zählen wird, bleibt erst einmal abzuwarten.

Die Ausgangssituation ist die wohl schwierigste, die je ein neuer Gesundheitsminister in der Bundesrepublik bei Amtsübernahme vorfand. Die Tatsache, dass jedoch selbst namhafte Konkurrenten ihm für seine Amtszeit Glück wünschten, die Wahl Lauterbachs für dieses Amt grundsätzlich mit unterstützten, wie dies im konkreten Falle unter anderem durch Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder (in der ZDF-Talkshow Illner) und den scheidenden Wirtschaftsminister Peter Altmaier (bei einer Pressekonferenz am Montagmorgen) der Fall war, sollten dem neuen Gesundheitsminister Mut machen, ihm Rückenwind verleihen und ihm das notwendige Selbstbewusstsein geben, das notwendig sein wird.

Es ist anzunehmen, dass die Worte, die ihm entgegenschallen, nicht mehr lange so freundlich sein werden, wie Lauterbach das heute noch einmal genießen durfte und darf.  Wir sollten dem neuen Gesundheitsminister für die kommenden Monate und Jahre viel Glück wünschen. Schon in unserem eigenen Interesse!

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8 Comments
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Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 Jahre zuvor

"…Wir sollten dem neuen Gesundheitsminister für die kommenden Monate und Jahre viel Glück wünschen. Schon in unserem eigenen Interesse!"

Genau!

Jürgen
Jürgen
2 Jahre zuvor

Aus meiner Sicht eine absolute Fehlbesetzung. Aus meiner Sicht ist Herr Lauterbach ein Marktschreier, ein Selbstdarsteller. Er ist mir seit Beginn dieser Pandemie nie durch konstruktive Aussagen aufgefallen. Er hat aus meiner Sicht nie die Verwaltung, angefangen bei der obersten Verwaltungseben, in die Verantwortung genommen. Alle Empfehlungen und Aufforderungen seinerseits haben sich immer an Dritte oder den Bürger gerichtet, diese haben dies, diese haben jenes zu tun, zu unterlassen. Er hängt sein Fähnchen permanent in den Wind, sei es bei der Abschaffung der kostenfreien Tests im Oktober diesen Jahres und deren Wiedereinführung, oder bei dem Thema Auffrischung der Impfung:
Karl Lauterbach, 31.10.21: Eine Booster Impfung für alle wäre jetzt auf keinen Fall sinnvoll.
Karl 18.11.21: Aber es ist klar seit ein paar Monaten, dass wir jeden Erwachsenen boostern müssen.
Abgesehend davon, mit Herrn Lauterbach als Gesundheitsminister wird die Krankenhausversorgung in der Fläche deutlich verschlechtert. Das kann nicht im Interesse der Bevölkerung sein, die außerhalb der Zentren lebt. Man braucht dazu nur mal nach Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, in die Oberpfalz oder Niederbayern schauen.

Nein

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Robin, Angelika, die usw,

Ich schließe mich an!

Im übrigen gilt für mich, was ich hier schon einmal generell zur "Berufung" als Minister/Ministerin gesagt habe:
Abwarten, ob und wie sich in der Praxis die Berufene, der Berufene bewährt.

Ich denke, wie Du, wie Sie, daß Prof. Dr. med. Lauterbach aufgrund seiner Fachkompetenz und vor allem aufgrund seiner praktischen Erfahrungen in der Politik, z.B. im Parlament, im Umgang mit Parteien, Verbänden, mit den Medien auf einem sehr gutes Fundament stehend eine große Chance hat, sein Ministeramt erfolgreich wahrzunehmen, nicht nur, aber u.a. im Vergleich zu Spahn.

Meine guten Wünsche gelten im übrigen nicht nur dem neuen Minister Lauterbach, sondern zugleich dem zukünftigen Kanzler und parteiübergreifend allen seinen MinisterInnen, auch denjenigen, deren Berufung ich kritischer gegenüberstehe als der von Prof. Lauterbach.
Angesichts der gravierenden Sachprobleme in allen Ministerien und der sich in ihnen abbildenden gewaltigen Probleme für Gesellschaft und Staat, wäre es naheliegen, wenn die Menschen in Deutschland in großer Mehrheit jenseits ihrer parteipolitschen Präferenzen allen zukünftigen Verantwortungsträgern im neuen Kabinett Scholz Glück und Erfolg wünschen.

thomas.weigle
thomas.weigle
2 Jahre zuvor

Karl Lauterbach war ja bisher schon Hassobjekt vieler,die sich erfolgreich weggeduckt hatten, als Hirn verteilt wurde. Das wird sich noch mal steigern. Ich kann nur hoffen,dass die Zivilgesellschaft ihm zur Seite steht. Ihm, und damit uns, ist jeder nur denkbarer Erfolg zu wünschen.

Arnold Voss
Arnold Voss
2 Jahre zuvor

Ich weiß nicht, ob man Jemandem zu diesem Job zu Zeit beglückwünschen sollte. Selbst ohne Corona ist das einer der nervigsten Ministerposten weil es nirgendwo so starke Lobby Verbände gibt wie in der Medizin. Aber ich finde es richtig, dass er einer Chance bekommt, auch zu zeigen was er praktisch in den Mühen der Ebenen drauf hat. Da braucht es auf jeden Fall mehr als nur Glück.

ccarlton
ccarlton
2 Jahre zuvor

Einen besseren bzw weniger schlechten Job als sein Vorgänger zu machen, sollte(!) keine große Herausforderung sein.

Dazu müsste Lauterbach nur rechtzeitig ausreichend Impfstoff zu bestellen. Mehr nicht. Wenn er dann auch noch die finanziellen Fehlanreize "rückgängig" macht, die mitten in der Pandemie zu Abbau von Kapazitäten in den Krankenhäusern geführt haben, wäre nochmal sehr viel gewonnen.

Andererseits dürfte er Kontaktbeschränkungen gegenüber viel aufgeschlossener sein als Spahn.

trackback

[…] früh für ihr Verhalten und ihre Entscheidungen kritisiert werden würden, quasi noch bevor sie Anfang Dezember offiziell ihre Arbeit aufnahmen, das kam in dieser Heftigkeit dann doch […]

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Lauterbach…
nach dem neuesten PolitikerInnen-Ranking ist er der beliebteste unter ihnen -vor Scholz auf Platz 2 und Lindner auf Platz 3.

Ich weise deshalb darauf hin, weil mich das persönlich überrascht, nachdem BILD/WELT/FAZ / diverse Blogger tagtäglich mit Feuereifer gegen Lauterbach polemisieren, teilweise hetzen.

Ich freue mich sogar über dieses Votum für Lauterbach, weil ich darin zugleich eine bittere Klatsche für all diejenigen erkenne, die zunehmend radikaler , z.T. mit Gewalt , gegen Alle zu Felde ziehen -nicht nur gegen Lauterbach-, die alles ihnen Mögliche versuchen, um die Corona-Pandemie wirkungsvoll bekämpfen zu können und ihre Auswirkungen auf jeden Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt zu minimieren.

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