Kurz vor dem Saisonende 2020/21 gibt der traditionsreiche und von Millionen Fans geliebte FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga ein unverändert peinliches Bild ab. Am Wochenende unterlagen die Gelsenkirchener nach einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung der TSG Hoffenheim noch mit 2:4. Ein Spielverlauf, der noch einmal die massiven Probleme auf Schalke offenbarte. Mit 13 Zählern aus 31 Spielen, nur zwei Saisonsiegen, rangieren die Knappen mit großem Abstand ganz am Tabellenende der 1. Liga. Der bittere Gang in die Zweitklassigkeit steht schon länger fest. Die Planungen für den Wiederaufbau laufen seit Wochen.
Seit März ist Dimitrios Grammozis der hauptverantwortliche Trainer bei den Königsblauen. Er ist Übungsleiter Nummer fünf in dieser Saison. Als er kam, ging man schon von einem Abstieg aus. Grammozis sollte eigentlich den Neuaufbau einleiten, die Zukunft der Schalker Mannschaft (mit) planen.
Seit er das Kommando führt wurde es aber auch nicht besser. Das Spiel am Wochenende reihte sich in eine ganze Reihe von Rückschlägen ähnlicher Art ein. Ist der ehemalige Bochumer also der Richtige, um den Traditionsverein aus Gelsenkirchen zurück in das Konzert der Großen zu führen? Die Zweifel mehren sich.
Angesprochen auf seine Zukunft im Verein, verwies Grammozis nach der Niederlage in Hoffenheim kurz angebunden auf seine Vorgesetzten. Ganz sicher scheint sich der 42-Jährige folglich selber nicht mehr zu sein, ob er auch in der kommenden Zweitligaspielzeit für die Darbietungen der Elf verantwortlich sein wird.
Auffällig ist zudem, dass der gesamte Verein Schalke 04 in diesen Tagen massiv von seinem Ansehen verspielt. Der mit einer Mannschaft, die vom Finanzrahmen her im internationalen Geschäft tätig sein müsste, angetretene Ruhrgebietsklub, der einst nicht nur mit einer recht prominent besetzten Mannschaft in die Saison ging, sondern auch ‚Macher‘ in seinem Umfeld zu wissen glaubte, die zu den prominentesten Vertretern ihrer Zunft gehörten, schrumpft gerade vor unser aller Augen zu einer Art ‚Grauen Maus‘, wenn man die Meldungen rund um den Klub so verfolgt.
Peter Knäbel, der einst beim HSV unter anderem mit seiner legendären ‚Rucksackaffäre‘ seiner Laufbahn einen steilen Absturz zufügte, soll in Zukunft der Hauptverantwortliche Planer im Hintergrund sein, der in Mainz für ‚zu leicht‘ befundene Rouven Schröder, der dort ironischer Weise vom auf Schalke einst mit Schimpf und Schande vertriebenen Christian Heidel verdrängt wurde, als neuer Sportdirektor auf Schalke tätig werden. Alles also mindestens eine Nummer kleiner als zuletzt auf Schalke. Das muss nicht automatisch eine Verschlechterung sein, zeigt aber ganz klar die Richtung der Entwicklung bei den Gelsenkirchenern für jedermann ersichtlich auf.
Mit Trainer Gramozzis steht aktuell zudem ein Trainer bereit, der zwar dem Zweitligisten Darmstadt 98 einst zu einem relativen sportlichen Erfolg im Unterhaus des Fußballs vehalf, aber sonst als Coach im Profibereich auch noch nicht allzu viel vorzuzeigen hat.
Große Teile der Schalker Mannschaft werden im Sommer zwangsläufig gehen, Geld für Neuverpflichtungen ist offenbar ab Sommer nur in einem so geringen Maße vorhanden, dass Wunschlösung Ralf Rangnick vor wenigen Wochen eine Rückkehr nach Schalke in verantwortlicher Position abgesagt haben soll.
Aus einem der führenden Vereine der Republik, droht in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten, ja vielleicht sogar Jahren, ein durch und durch zweitklassiger Verein zu werden.
Lediglich die Millionen Fans der Gelsenkirchener werden auch weiterhin erstklassig sein. Zumindest dessen kann sich das Umfeld der Königsblauen sicher sein. Aber mehr dann auch schon nicht mehr…. Einfach traurig, wie sehr sich die Schalker zuletzt verzettelt haben.
"Lediglich die Millionen Fans der Gelsenkirchener werden auch weiterhin erstklassig sein."
Dann wollen wir in einigen Jahren doch mal schauen, wieviele der S04-Fanclubs außerhalb Gelsenkirchens noch existieren.
Die Schalker Fankultur wird der bei der Mehrzahl der anderen Profiklubs noch über viele Jahre 'überlegen' sein. Egal in welcher Liga die Gelsenkirchener kicken. Dessen bin ich mir ganz sicher. Das ist es ja auch, was den Abstieg vieler großer Traditionsklubs so traurig macht. Wenn Vereine wie Schalke, Köln, Hertha Berlin etc. aus Liga 1 verschwinden, könnten sie Nachrücker a la Bochum, Kiel, Heidenheim, Fürth etc.. nicht ersetzen. Die Mannschaften mögen mithalten können im Oberhaus, das Umfeld leider nicht.
@2, Autor: Für Gelsenkirchen, die Fans vor Ort, gehe ich da teils mit. Mir ging es um die Fanclubs in den anderen Orten bzw. Ländern. Mit sinkendem bzw. ausbleibendem Erfolg werden die unter rapidem Mitgliederschwund leiden. Es ist nunmal der Erfolg, der im fußball beliebt macht.
Klar, die Krise kostet. Auf allen Ebenen. Gar keine Frage.
Nun hört mal auf zu menetekeln. Auchder BVB hat vier Jahre Zweitklassigkeit überstanden. Davon zwei Jahre in der damaligen Regionalliga. Der Absturz dahin war allemal härter als heute ein solcher in Liga 2. Kommt der Erfolg, kommen auch die wieder, die zischendurch möglicherweise wegbleiben. War bei der SGE übrigens auch so.
Dass Fußball immer erfolgsabhängig ist, sieht man ja derzeit wunderbar beim VfL Bochum. Jahrelang kaum relevant und mit halbvollem Stadion, ist er derzeit in der eigenen Stadt offenbar wieder 'hip'. Freut mich für den Verein. Aber ob das auf Schalke auch so schnell wieder gelingen kann, daran habe ich doch Zweifel (siehe Text oben).
Und es geht fröhlich weiter mit der Demontage:
https://www.welt.de/sport/fussball/article231018759/Schalke-Neue-Unruhe-Wahlausschuss-lehnt-Sarpei-als-Aufsichtsrat-ab.html
Als der VfL vor dem Sturz in Liga 3 stand, war der Verein auch wieder 'hip', wenn damit gemeint ist, dass sich viele aus der Stadt hinter ihm sammeln. In zähen Zweitligajahren sinkt die Begeisterung, dass ist klar.
Dafür ist die zweite Liga sportlich viel interessanter als die Erste. Hier schlägt jeder jeden. Das Drumherum ist wesentlich geringer und Vereine wie Sandhausen eine Auswärtsfahrt wert. Da ist man Fan und nicht Konsument. Sollte der Ausflug in Liga 1 wieder enden, werde ich ich nur traurig sein.
Für Schalke kann es hart werden, wenn die großen Namen dieses Jahr unten bleiben: Düsseldorf, Hannover, HSV und Paderborn/Darmstadt werden ihre Rolle spielen.
Als die SGE das 2.Mal nach einem Spiel in W-burg abgestiegen war, sagte ein Anhänger in ein Sportschaumikrophon:: "Auch in der zweiten Liga wird guter Fußball gespielt." Das war 2001 und gilt immer noch.
[…] war, was im Abstieg aus der Bundesliga gipfelte, scheint der Abwärtstrend nach all den Monaten des Leids für Verantwortliche und Fans endlich gestoppt zu […]