Eine Woche vor dem großen Revierderby laufen die Formkurven von S04 und BVB extrem auseinander

Am Samstag in Gelsenkirchen. Foto: Michael Kamps
Am Samstag in Gelsenkirchen. Foto: Michael Kamps

Eine Woche vor dem mit Spannung erwarteten ‚großen‘ Revierderby könnte die Formkurven von BVB und S04 kaum unterschiedlicher verlaufen, obwohl beide Teams mit den Rängen Zwei bzw. Vier sportlich aktuell absolut im Soll liegen.
Doch während der wiedererstarkte Traditionsverein aus Dortmund seit der peinlich hohen Niederlage in München (1:5) von Sieg zu Sieg eilt, inzwischen fünf Erfolge in Serie aufzuweisen hat, auch gestern in Bremen überzeugend mit 3:1 triumphierte, mag den Gelsenkirchenern seit Wochen nicht mehr viel gelingen. Nur eines der letzten sechs Pflichtspiele konnte gewonnen werden. Und auch das Spiel war beim 2:1 gegen Berlin eher bescheiden anzuschauen.

An diesem Wochenende reichte es, wenige Tage nach dem ärgerlichen 0:2-Pokal-Aus gegen Mönchengladbach, auch im nächsten Heimspiel nur zu einem enttäuschenden 1:1 gegen Aufsteiger Ingolstadt. Und wenn die ‚Knappen‘ ihr aktuell groß aufspielendes Talent Leroy Sané nicht in den Reihen hätten, wäre gestern wohl noch eine weitere Niederlage hinzugekommen.
Keine günstigen Voraussetzungen für die Königsblauen also, so kurz vor den wichtigen Bundesliga-Spielen gegen die Schwarzgelben, den FC Bayern und Bayer 04 Leverkusen in den nächsten Wochen.

Extrem gute Laune hingegen aktuell bei BVB-Trainer Thomas Tuchel. Der 42-Jährige scherzte gestern auffällig ausgelassen auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Bremen. Er lobte den Gegner über den grünen Klee. Bremen sei eine angenehme Erfahrung für ihn. Die Stadt, die Fans und das Stadion toll. Die Atmosphäre immer toll. Er genieße es dort zu Gast zu sein. Das sei auch schon zu seiner Mainzer Zeit so gewesen. Und das Alles, obwohl BVB-Profi Henrich Mchitarjan vor dem Spiel im Norden von einem Wurfgeschoss am Kopf getroffen worden war. Was aber zum Glück ohne größere Folgen blieb. Schon erstaunlich. Aber das sagt sich so natürlich auch alles relativ leicht, wenn es im eigenen Team rund läuft, man das Spiel nach einem solchen Erlebnis locker gewonnen hat..

Der Sieg der Dortmunder hätte, wenige Tage nach den auch schon überzeigenden Auftritten gegen Augsburg (5:1) und Paderborn (7:1), sogar auch hier noch höher ausfallen können. Doch Top-Torjäger Aubameyang ließ gleich mehrfach vor dem Tor die letzte Konsequenz vermissen, so dass er an diesem Nachmittag ungewohnter Weise mal leer ausging.

Kumpel Marco Reus sprang allerdings in die Bresche und steuerte zwei Treffer an der Weser bei. Das sollte an diesem Nachmittag ausreichen um die Grünweißen in Schach zu halten. Der BVB strotzt aktuell vor Selbstbewusstsein.

Und auch wenn Dortmund und Schalke in dieser Woche natürlich auch noch die Europa League Spiele gegen Qəbələ bzw. Prag anstehen, dann haben die Fans beider Lager aktuell doch wohl ihren Fokus schon auf das große Revierderby am nächsten Wochenende gerichtet.

Nachdem der FC Schalke 04 aktuell auf der Suche nach der Form zu sein scheint, diesmal vor dem Auftritt in Dortmund, nach einem Fanboykott sogar rund 1.000 Gästekarte an den BVB zurückschickte, spielerisch auch nur auf Sparflamme zu laufen scheint, erscheint der Auswärtstauftritt in der so ungeliebten Reviermetropole diesmal in der aktuellen Form besonders ambitioniert. Zumindest auf dem Papier.

Die sieglosen Spiele gegen Köln, Prag, Mönchengladbach und Ingolstadt haben die vor einigen Wochen noch so positive Stimmung auf Schalke deutlich eingetrübt. Im Hintergrund schwebt auch immer noch die etwas merkwürdige Stille rund um die Zukunft von Sportvorstand Horst Heldt. Ob da ein Zusammenhang besteht? Nicht auszuschließen, auch wenn sich ein direkter Zusammenhang da auf Anhieb nicht erkennen lässt. Fakt ist aber, dass es sowohl in Mainz als auch auf Schalke nicht mehr so erfolgreich kicken lässt, seit die Spekulationen über einen möglicherweise bevorstehenden Wechsel des Mainzer Managers Christian Heidel ins Revier die Aufmerksamkeit von Fans und Medien auf sich gezogen haben.

Natürlich dürfte das nicht direkt mit der aktuellen Ladehemmung z.B. des Schalker Toptorjägers Klaas-Jan Huntelaar zu tun haben. Aber auffällig ist die zeitliche Übereinstimmung von Personalspekulationen und ausbleibenden Siegen bei beiden Teams ja schon etwas.

Vor dem mit Spannung erwarteten Derby am nächsten Wochenende sind die sportlichen Fronten im Revier allerdings eigentlich derzeit schon geklärt. Der BVB rangiert aktuell immerhin schon sechs Punkte vor S04 und wird, völlig unabhängig vom Ausgang des Duells am nächsten Sonntag, in der Tabelle auch danach klar vor den Knappen rangieren. Das nimmt dem BVB im Vorfeld etwas den Druck.

Die Schalker hingegen dürfen sich eine Niederlage bei den Schwarzgelben wohl nicht erlauben, wenn sie denn am Ende der Spielzeit wieder vor dem BVB landen wollen. Bei dann drohenden neun Punkten Rückstand nach 12 Spielen wäre die Tuchel-Truppe den Königsblauen schon ungewohnt weit enteilt, zumindest für einen so frühen Zeitpunkt der Saison.

Doch trotz der aktuell so deutlich unterschiedlich laufenden Formkurven der beiden großen Revierrivalen muss all dies vor einem Derby traditionell rein gar nichts heißen.
Einen Derbyausgang aufgrund irgendwelcher Fakten oder Beobachtungen zu tippen war irgendwie schon immer unmöglich. Und genau das ist es ja, was diese Derbys so besonders macht, und warum sich die Massen hier im Revier ja schon so viele Tage davor so sehr darauf freuen.

Und da geraten dann auch Europa League-Spiele, welche beide Teams in dieser Woche noch bestreiten müssen bzw. dürfen, ganz schnell mal zu einem Randaspekt.

Kann man im Sinne beider Trainer eigentlich nur hoffen, dass es zumindest den Trainern noch gelingt den Focus ihrer Spieler erst dann auf das Revierderby zu richten, wenn die jeweiligen Pflichtaufgaben am Donnerstag möglichst erfolgreich erledigt wurden…

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