EM 2024: Gebt mir meinen Fußball zurück!

Bei der Fußball-EM 2024 in Dortmund. Foto: Robin Patzwaldt

Als jemand, der fast täglich über Sport schreibt, liegt es natürlich in meinem ureigensten Interesse, dass es den von mir dabei am häufigsten thematisierten Sportarten Fußball und Eishockey gut geht. Hohe Zugriffszahlen sichern meine berufliche Zukunft, wenn man es einmal ganz knapp herunterbricht.

So gesehen müsste es mich natürlich auch freuen, dass die gerade laufende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, so ein großer Erfolg ist. Tut es aber nicht, wenn ich einmal ehrlich bin.

In diesen Tagen scheint es in Deutschland fast nur noch ein Thema zu geben: Fußball. Egal ob beim Bäcker, im Supermarkt oder auch innerhalb der eigenen Familie, jeder spricht derzeit über die EM und die DFB-Auswahl, die am morgigen Freitag in Stuttgart ihr Viertelfinalspiel gegen Spanien bestreiten wird.

Dem Fußball scheint es im Sommer 2024 blendend zu gehen. Gigantische Einschaltquoten im TV, haufenweise Berichte auch in Medien, die sich sonst kaum mit Sport beschäftigen. Die Stadien sind voll, die Fanmeilen auch. Die Stimmung ausgelassen und überwiegend friedlich. Also alles prima?

Für mich nicht. So gerne ich mich im Normalfall mit Lesern und Bekannten über Fußball unterhalte, leidenschaftlich diskutiere und ‚fachsimple‘, so sehr nervt es mich derzeit, dass sich Leute zu Fußballfans aufschwingen, die sich ansonsten eher wenig mit der Materie beschäftigen.

Wer einmal die Ohren offen hält, der bemerkt rasch, dass viele Zeitgenossen so gar keine Ahnung von dem Sport haben, den sie aktuell scheinbar so sehr schätzen, der sie begeistert und sogar zu Autocorsos und nächtlichen Feuerwerken anstiftet.

Nun ist es natürlich nicht verboten sich an eine rollende Erfolgswelle anzuhängen, zu feiern und mit anderen Leuten Spaß zu haben. Mich persönlich schreckt dieses Ausmaß des Fußball-Hypes aber eher ab.

Nicht nur, dass ich mich persönlich mit Nationalmannschaften grundsätzlich eher schwer tue, ich den Ligaalltag in einem Mannschaftssport grundsätzlich bevorzuge, mich verschreckt es sogar regelrecht, wenn plötzlich jeder meint sich für ‚meinen‘ Sport zu begeistern, und dabei mitreden zu können bzw. müssen.

Es mag arrogant klingen, aber ich freue mich daher schon heute auf den Tag, an dem irgendwann nach diesem Hype rund um die Fußball-Europameisterschaft in diesem Land der ‚normale‘ Bundesligaalltag wieder Einzug hält und sich die Leute wieder ‚verziehen‘, die Fußball derzeit nur toll finden, weil sie eben nicht abseits stehen und ihre zu verstauben drohenden Deutschland-Fanartikel mal wieder stolz in der Öffentlichkeit vorzeigen wollen. 😉

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