EM 2024: Was der Türkei und Frankreich viel Kritik einbrachte, macht der BVB schon lange

Wer kann, der kann? Archiv-Foto: BVB

Das Flugverhalten einiger Beteiligter ist bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 plötzlich ein großes und heiß diskutiertes Thema. So sorgten die Auswahlmannschaften der Türkei und Frankreichs kürzlich für Aufregung, da sie innerhalb Deutschlands Flüge von Hannover nach Hamburg bzw. Paderborn nach Düsseldorf antraten. Über Leerflüge, die offenbar  im Zusammenhang mit der DFB-Elf durchgeführt wurden, wurde ebenfalls heftig debattiert. Auch Politiker gerieten in den Fokus. So musste sich Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) für ihr Flugverhalten nach dem Besuch eines EM-Spiel  öffentlich kritisieren lassen.

Die Europameisterschaft, die nach eigenem Selbstverständnis ja mit ihrer Nachhaltigkeit glänzen will, stand in diesem Zusammenhang schlecht da. Gar nicht zu Unrecht, wie ich finde.  Die plötzliche Empörung über diese Phänomene, die erstaunt einen als langfristigen Beobachter des Profifußballs allerdings schon. Schließlich verhalten sich andere Protagonisten der Szene nicht anders. So fliegt der BVB schon seit Jahren vergleichbare Kurzstrecken regelmäßig per Flugzeug. Größere Debatten hat das allerdings bisher nur wenige ausgelöst.

Als im Jahre 2013 Turkish Airlines ein offizieller Werbepartner von Borussia Dortmund wurde, da gehörte ein in Vereinsfarben lackierter Teamflieger mit zur getroffenen Vereinbarung. Die noch wenige Jahre zuvor in großen finanziellen Schwierigkeiten steckende Borussia, sie entdeckte rasch die Annehmlichkeiten des Fliegens.

Schon 2016 kritisierte ich hier im Blog einen Kurzstreckenflug der Schwarzgelben nach Bitburg in der Eifel, von wo aus die Dortmunder zu einem Spiel im DFB-Pokal in Trier per Bus weiterreisen mussten.

2017, die die Dortmunder Profikicker sponsernde Airline war inzwischen Eurowings, geriet der BVB in die Schlagzeilen, als der Mannschafts-Airbus im Vorfeld eines Freundschaftsspiels in Erfurt aufgrund dichten Nebels nicht landen konnte, und der Kick aufgrund dessen nicht stattfinden konnte. Das Spiel musste zu einem anderen Termin nachgeholt werden. Das hielt den Klub aber nicht davon ab, auch im Vorjahr, also 2023, eine Reise nach Erfurt erneut mit dem Flugzeug anzutreten. Wieder gab es dabei übrigens Probleme

Dass ein eigener Flieger für die Reise zu Spielen in der UEFA Champions League sicherlich grundsätzlich eine feine Sache ist, dass man zu diesen vergleichsweise weiten Trips ins Ausland aus nachvollziehbaren Gründen auf ein Flugzeug zurückgreift, ist weitestgehend unumstritten. Ob man aber zu Reisen innerhalb Deutschlands so häufig zum Verkehrsmittel Flugzeug greifen muss, wie es die Dortmunder (und andere vergleichsweise wohlhabende Klubs) schon seit Jahren regelmäßig tun, sei einmal dahingestellt. Ich finde, da täte etwas mehr Bescheidenheit (und Nachhaltigkeit) durchaus gut. Ob die Reisen dabei nun ein paar Kilometer länger oder kürzer sind, macht dabei dann auch nicht wirklich einen entscheidenden Unterschied, wie ich finde. Zumal der BVB ja gerade gestern erst wieder mit seinem (angeblichen) Bestreben nach (noch) mehr Umweltverträglichkeit auf seiner Homepage offensiv geworben hat.

Die große Aufregung und Empörung über die Kurzstreckenflüge während der Fußball-EM, sie kommt mir auf der anderen Seite aber auch irgendwie scheinheilig und wenig nachvollziehbar vor. Das Phänomen gibt es auf Vereinsebene bei den Top-Klubs, und der BVB ist da nur ein Beispiel, schließlich schon seit etlichen Jahren und eben längst nicht nur im Umfeld dieses laufenden elitären EM-Turniers.

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