Der eine oder andere hier wird sich sicherlich noch gut an die heftigen Diskussionen erinnern, die eine Fan-Choreographie im Stadion von Borussia Dortmund im vergangenen Frühjahr ausgelöst hat. Der seit Jahren offiziell als ‚Signal Iduna Park‘ bekannte Fußballtempel im Ruhrgebiet war von den BVB-Fans damals liebevoll, nach seinem alten Namen, als ‚Westfalenstadion‘ benannt worden.
Dies störte Signal-Iduna-Chef Ulrich Leitermann dermaßen, dass er öffentlich die Konfrontation mit den Fußballfans suchte und diesen mangelnden Respekt gegenüber seinem Konzern vorwarf, der die Borussia seit Jahren mit viel Geld unterstützt. Er hatte sich seinerzeit, um im Vereinsjargon zu bleiben, wohl mehr ‚echte Liebe‘ gegenüber dem Großsponsor der Borussia erhofft und zeigte sich dementsprechend enttäuscht darüber, dass die Südtribüne lieber weiterhin den traditionellen Stadionnamen in ihrer Choreographie verwendete. Soweit, so bekannt.
Während der laufenden Fußball-Europameisterschaft haben die Stadien in Deutschland, die im Ligaalltag nach einem Sponsor benannt sind, kurzfristig alle ihre Namen geändert. Aus dem Namen ‚Signal Iduna Park‘ wurde in Dortmund deshalb für diese Wochen des Jahres offiziell das ‚BVB Stadion Dortmund‘. Doch dieses ungewohnte Namensungetüm mochte selbst in den regelmäßig von dort berichtenden Medien offenbar so wirklich keiner verwenden. Viele Reporter griffen deshalb wiederholt und gerne auf den traditionellen Begriff ‚Westfalenstadion‘ zurück.
Alleine in der ARD-Übertragung des Halbfinales England gegen die Niederlande, das am Mittwoch als sechstes und finales Spiel in Dortmund stattfand, fiel der Name ‚Westfalenstadion‘ auf der ganz großen Bühne mindestens ein halbes Dutzend mal. Kommentatorin Christina Graf verwendete ihn fast durchgängig, wenn sie den Ort des Geschehens hervorheben wollte. Auf den eigentlich in ARD-Übertragungen seit Jahren gebräuchlicheren Namen ‚Signal Iduna Park‘, wie er ansonsten stets in der ‚Sportschau‘ oder ähnlichen Mainstreamübertragungen verwendet wird, griff Graf hingegen nicht zurück. Schon erstaunlich!
Auch andere Experten und Reporter verwendeten während der vergangenen Wochen statt des vorübergehenden Namens ‚BVB Stadium‘ lieber den traditionellen Namen ‚Westfalenstadion‘. Einen ähnlichen Aufschrei von der Signal Iduna Versicherungsgruppe, wie er noch im Frühjahr 2023 gegenüber der vergleichsweise wenig beachteten Fan-Choreographie erfolgte, habe ich diesmal jedoch (noch) nicht wahrgenommen.
Habe ich da etwas übersehen bzw. überhört, oder hat man den unpopulären Kampf um die Liebe und Anerkennung der Fans (und Sportreporter) bei Signal Iduna inzwischen etwa aufgegeben? Vielleicht gab es aber ja auch ein Einsehen beim Sponsor, dass das Stadion in Dortmund an der Basis wohl noch für lange Zeit das ‚Westfalenstadion‘ bleiben wird…. 😉
