Das Kapitel Joachim Löw ist beim DFB, nach dem abermals ernüchternden Auftritt beim 0:2 der Deutschen Auswahl gegen England bei der Fußball-Europameisterschaft 2020, endlich beendet.
Natürlich kann man in einem Achtelfinale in Wembley gegen eine Mannschaft auf Augenhöhe, die dabei zudem einen Heimvorteil genießt, verlieren. Die Ära Löw wird in Deutschland bei der überwiegenden Mehrheit der Leute wohl trotzdem als eine große Enttäuschung in Erinnerung bleiben.
Und das aus gutem Grunde: Wer die Zeichen der Zeit einfach nicht versteht, sich stattdessen über Jahre hinweg lieber in einer selbstgerechten Beratungsresistenz inszeniert, der hat es am Ende auch nicht anders verdient, als am Ende wieder von dem Sockel gestoßen zu werden, auf den ihn weite Teile der Öffentlichkeit einst voreilig hoben.
Dass die Auswahl des DFB bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 als Team funktionierte ist unbestritten. Das berichteten seinerzeit alle Beteiligten unisono. Der Weltmeistertitel in Brasilien war für die von Joachim Löw betreute Mannschaft trotzdem keine Selbstverständlichkeit.
Mit dem Glück des Tüchtigen im Bunde und durch ein geschichtsträchtiges Tor von Mario Götze in der Verlängerung, der zuvor ein enttäuschendes Turnier abgeliefert hatte, gewann Deutschland das Endspiel gegen die Auswahl Argentiniens mit 1:0. Das hätte damals ganz leicht auch völlig anders ausgehen können.
Trotzdem verselbstständigte sich die Erfolgs-Geschichte vom Sommer 2014 in Deutschland danach ein Stück weit, ging die wünschenswerte Demut und die Anerkennung des Glücksfaktors in der Folge des Titels nach und nach immer mehr verloren, wurde die Zeit in Südamerika immer stärker verklärt und fleißig an der Legende vom Campo Bahia gestrickt. Etwas, was sich übrigens auch heute noch im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund gut nachvollziehen lässt.
Statt die Gelegenheit zu nutzen und auf dem Höhepunkt zu gehen, blieben in der Folgezeit auch nach dem Sommer 2014 alle Verantwortlichen beim DFB im Amt und begingen in der Folgezeit zudem den Fehler, der schon so vielen erfolgreichen Sportlern widerfahren ist: Sie sonnten sich zu lange im Glanze der eigenen Triumphe, wurden dadurch schrittweise immer träger, selbstgerechter und sogar ein Stück weit beratungsresistent.
Das Ergebnis: Der Erfolg von einst schwand. Schrittweise, aber stetig. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland geriet dann endgültig zum sporthistorischen Desaster für den DFB. Ein peinliches Vorrundenaus für den Titelverteidiger war die Folge. Danach sollte angeblich im Umfeld der Mannschaft jeder Stein umgedreht und alles hinterfragt werden, um in Zukunft den Weg zum Erfolg wiederzufinden.
Doch das geschah, trotz gegenteiliger Bekundungen, nicht. Eigentlich blieb auch nach dem Turnier von 2018 alles beim Alten. ‚Die Mannschaft‘ blieb als von vielen als arrogant kritisierter Claim ebenso erhalten wie die Distanz des Teams zu den Fans und der überbordende Kommerz rund um die Vertretung des DFB.
Der angekündigte Neuaufbau des Teams, der mit der Ausbootung einiger etablierter Kräfte wie Mats Hummels oder Thomas Müller spektakulär eingeleitet wurde, wirkte über Monate hinweg ziel- und planlos, mündete schließlich in der Wiedereingliederung der 2018 abgesägten Kräfte im Frühjahr 2021. Da Löw schon vor der Europameisterschaft seinen Rückzug nach dem Turnier angekündigt hatte, waren die beiden einst Davongejagten somit scheinbar vergleichsweise problemlos, ohne größeren Gesichtsverlust, wieder zu integrieren. Eine weitere Bankrotterklärung!
Dass der Erfolg von einst auch mit dieser Panikaktion nicht zur Nationalmannschaft zurückkehrte, wurde im Juni 2021 deutlich. In vier Spielen bei der EM, von denen sogar drei daheim in München ausgetragen werden konnten, reichten nur zu einem einzigen Sieg. Zu wenig, für eine Mannschaft, die den Titel in einem Turnier gewinnen wollte.
Im Rückblick wird die Zeit von Bundestrainer Joachim Löw somit in erster Linie als eine Zeit der verpassten Chancen in Erinnerung bleiben. Nach einem unerwarteten Titel im Jahre 2014, folgte ein Paradebeispiel dafür, wie man es tunlichst nicht machen sollte.
Stets für neue Entwicklungen und Einflüsse offen zu bleiben, ist im Sport allerdings nicht einfach. Joachim Löw ist längst nicht der erste Trainer, der es nicht hinbekommen hat, den Erfolg der Vergangenheit zu konservieren und zumindest halbwegs an die ‚guten, alten Zeiten‘ anknüpfen zu können.
Ähnlich erging es einst sogar Jürgen Klopp in Dortmund, als er nach sechs tollen Jahren im siebten Jahr mit den Problemen eines Abnutzungseffektes seiner Arbeit zu kämpfen hatte und im Februar 2015 freiwillig seinen Rückzug vom BVB bekanntgab.
Im Gegensatz zu Löw führte das bei Klopp in Dortmund aber noch einmal zu einem signifikanten Aufschwung beim Team und seine Mannschaft arbeitete sich vom Tabellenende noch zu einem Platz im Europa-Cup empor. Klopp ging daher im Sommer 2015 auch unter dem großen Jubel der Fans, blieb vielen in Dortmund bis heute als ‚Held‘ in Erinnerung.
Selbst das ist Löw nicht gelungen. Der Weltmeistertrainer von einst geht jetzt als eine traurige Gestalt in die Geschichte des deutschen Fußballs ein. Viel schlechter kann man es nicht machen!
Sehr subjektive Betrachtungsweise!
Wenn man sich die Zahlen ansieht, war er insgesamt recht erfolgreich:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bundestrainer_(DFB)
Deutlich besser als Franz Beckenbauer und Sepp Herberger.
An Berti Vogts kommt er natürlich nicht ran.
Was natürlich stimmt, wenn er nach dem WM 2014 aufgehört hätte, wäre er unsterblich geworden:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bundestrainer_(DFB)&oldid=133714308
Wer sich ungepflegt unbd schlunzig gekleidet ins Stadion setzt, dabei genre mal im Schritt rumspielt oder Popel vom Finger leckt, den möchte ich in keiner öffentlichen Funktion sehen.
Bis 2016 hat Herr Löw als Trainer abgeliefert. Danach wurde sein Wirken so verkrampft, wie seine unerträglich gestelzten Interviews. Und er war sich nicht zu schade, sich in eben einer dieser Konferenze sich jede Kritik an seiner Person zu verbieten. Spätestens da war eigentlich schon der Punkt erreicht, an dem man ihn hätte gehen müssen.
Der Bundes-Jogi kann sich in einer Strategie üben, die im Ruhrgebiet sehr verbreitet ist: Dem sich nach unten orientieren. Ist die eigene Situation auch noch so elendig, es findet sich sicherlich jemand, bei dem es noch elendiger ist. Der Bundes-Jogi kann daher sagen, "Okay, ich bin sieben Jahre zu lange geblieben, aber Honeckers Rache fünfzehn Jahre zu lang."
Sehr bizarre Sichtweise. Unterm Strich war Löw in Sachen Erfolg auf dem Level von Helmut Schön und definitiv vor Herberger oder Beckenbauer: 5 Halbfinals in Folge (wenn wir mal 2006 mitrechnen), darunter ein Turniersieg – hat das überhaupt schon ein Fußball-Bundestrainer geschafft?
Die deutschen Fans sind allerdings so erfolgsverwöhnt, dass sie nicht verstehen, dass ein Umbruch viel Zeit erfordert und mitunter auch mal verpasste Turnier-Qualifikationen (siehe Italien oder die Niederlande in den letzten Jahren oder Frankreich in den frühen Neunzigern) einschließt. Fürs deutsche Team waren es jetzt eben ein Vorrunden- und ein Achtelfinalaus, eine ziemlich normale Performance für eine Mannschaft im Umbruch.
Den Rumpelfußball aus der Derwall-, Beckenbauer- oder Vogts-Zeit will doch keiner ernsthaft zurück, oder?
@sneaking_beauty, ich glaube, daß Sie das richtig sehen. Seine Bilanz ist gut. Aber auch gut, daß er geht, weil er nicht hingekriegt hat, was er versprach. Soll es jetzt jemand anderes machen, und wenn der auch versagt, wieder jemand anderes, usw.
Es hat vor ihm viele Nullen gegeben. Und nein, damals habe ich mir kaum ein Spiel angeguckt. Und wenn ich alte Spielausschnitte sehe, brauch ich Zeit, bis ich sehe, daß es keine Fotos sind. Standfußball eben.
Löws Bilanz bis 2014 war gut, danach ging es abwärts. Seit 2017 war sie sogar richtig übel. Er hat den Zeitpunkt des Rückzugs schlicht verpasst.