#EndeGelände: Ein Verhalten bar jeder Vernunft!

Besetze Gleise bei Garzweiler Foto: Sebastian Weiermann Lizenz: Copyright

Dass gegen den Braunkohletagebau im Rheinland aktuell protestiert wird, das finde ich gut und richtig. Auch ich bin grundsätzlich für einen früheren Kohleausstieg, möchte dass alles dafür getan wird Klima und Ressourcen auf diesem Planeten bestmöglich zu schonen, dass die Menschheit sich möglichst demütig und voller Respekt mit unserer Umwelt und der Tierwelt auseinandersetzt.

Über die Bilder, die uns am Wochenende von den #EndeGelände-Aktivisten erreicht haben, habe ich mich trotzdem mächtig geärgert. Das ging teilweise sogar so weit, dass ich zwischenzeitlich richtig aggressiv geworden bin, in Anbetracht der verbreiteten Vorgänge auf dem RWE-Gelände rund um den dortigen Tagebau.

Es ist nämlich eine Sache sich für ein Anliegen in Demos einzusetzen, sich nicht nur nörgelnd in den eigenen vier Wänden darüber aufzuregen, wenn einem etwas in diesem Lande nicht passt. Sich jedoch mit purer Gewalt Zugang auf ein privates Betriebsgelände zu verschaffen, dabei Polizeisperren zu überlaufen, Bahngleise zu blockieren usw., das ist schon etwas ganz anderes und ruft in mir, wie auch in vielen anderen Zeitgenossen, regelrecht Wut und Empörung hervor.

Dem Anliegen, dem diese Leute ursprünglich dienen wollten, schadet ein solches Verhalten am Ende zudem nur unnötig. Und wenn sich dann, wie gestern auf Twitter geschehen, sogar noch von einem Vertreter der Grünen über den mangelnden ‚Service‘ bei der Versorgung durch die Ordnungshüter beklagt wird, dann weiß man als Sympathisant der Sache spätestens nicht mehr ob man hier eigentlich lachen oder weinen soll.

Zugegeben, ich bin sicherlich niemand der in seinem Leben dadurch aufgefallen wäre, dass er ständig auf Demos herumhängt, und doch bin ich für Dinge, die mir am Herzen gelegen haben, von Zeit zu Zeit auf die Straße gegangen, habe meine Meinung unter anderem rund um das Thema ‚Kraftwerk Datteln 4 nach außen getragen, was ich heute erfreulicher Weise zusätzlich hier bei den Ruhrbaronen tun kann. 😉

Ich wäre jedoch zeitlebens bisher niemals auf die Idee gekommen mich bei einer solchen Demonstration über die Eigentumsrechte anderer oder über die Anweisungen der Polizei hinwegzusetzen. Mag sein, dass ich dazu, wie wohl die große Masse der Leute in diesem Lande, schlicht zu brav, in den Augen mancher angepasst, naiv oder bieder bin. Mag aber auch sein, dass ich von meinen Eltern schlicht zu gut erzogen wurde.

Wie dem auch sei. Wenn Zeitgenossen Sachbeschädigungen vornehmen, Hausfriedensbruch begehen oder aber gewaltsam gegen Polizisten agieren, dabei teilweise noch selbstzufrieden frech grinsen, dann hört bei mir jedes Verständnis auf.

In meinem Bekanntenkreis befinden sich unter anderem auch mehrere aktive Polizisten. Wenn man mit denen einmal privat über ihre Erlebnisse rund um solche außer Kontrolle geratenen Aktionen spricht, dann entwickelt man Verständnis dafür, dass auch die Polizei von Zeit zu Zeit bei solchen Anlässen das Maß verliert.

Wenn mir zum Beispiel ein alter Schulfreund davon berichtet, dass seine Polizeikollegen bei den Protesten kürzlich im Hambacher Forst immer wieder mit menschlichem Kot von den Bäumen aus beworfen wurden, dann kann ich gut verstehen, dass die Ordnungshüter, die so etwas erleben, sich nur noch schwer kontrollieren können, kurz davor stehen sich dafür ‚zu rächen‘. Dass das natürlich letztendlich auch nicht besser ist, sich die Sache so nur unnötig hochschaukelt, so dass am Ende niemand mehr weiß wie die Sache eigentlich einmal angefangen hatte, das ist auch klar.

Das Ergebnis dieses Wochenendes rund um Garzweiler war jedenfalls einmal mehr, dass egal mit wem ich hier in der relativen Ferne über die Bilder aus dem Braunkohlerevier gesprochen habe, die Demonstranten ziemlich schlecht weggekommen sind. Trotz ihres aus Sicht vieler grundsätzlich vernünftigen Anliegens. Aber so schaden einige Extremisten, die sich nicht an die von der großen Mehrheit anerkannten Regeln des Umgangs miteinander halten, letztendlich nur dem vernünftigen und auch geteilten Anliegen von Millionen.

Sehr schade… und mehr als ungeschickt!

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nazienkel
5 Jahre zuvor

Ein zur Belustigung aus dem Kontext gerissener Kommentar von Marquardt, der die Vorgehens- und Verfahrensweise des Einkesselns kritisierte. Ziemlich niveaulos. Es ist bezeichnend, dass der Autor für die einseitig vorgebrachten Rachegelüste befreundeter Polizisten Verständnis findet.

Hat immer mehr von BILD. Wann lesen wir ein wenig deutlichere Hetze gegen "langhaarige Gammler"? Kommt mal wieder so ein tolles "sie sähen nicht, sie ernten nicht…-Bildlein? Oder was neues vom "Bienenforscher", der das weltweite Insektensterben negiert? Was über Schnitzelverbot und die bösen grünen Klimanationalisten?

Wie wäre es mit 1 Lindner-Starschnitt?

Stefan Laurin
Admin
5 Jahre zuvor
Reply to  nazienkel

@nazienkel: Den Bienenforscher hatten wir schon. Und Hippies – nun ja, wer suchet, der findet 😀

Geländegänger
Geländegänger
5 Jahre zuvor

"Sich jedoch mit purer Gewalt Zugang auf ein privates Betriebsgelände zu verschaffen,.."
Das Gelände ist größtenteils nicht umzäunt, Gewalt ging in erster Linie von der Polizei aus. RWE enteignet für BRAUNKOHLE. Vielleicht denken Sie mal an die Zukunft, Herr Laurin. Wenn nicht an Ihre eigene, dann an die unserer Kinder…
Schönen Tag noch!

Stefan Laurin
Admin
5 Jahre zuvor

@Geländegänger: Der Text ist nicht von mir. Sie sollten lesen lerne, oder brennt bei Ihnen nicht nur die Erde sondern auch die Brille?

philter
philter
5 Jahre zuvor

Ich find die aktion voll supergut! Ich würde mich das nicht trauen und danke den aktivisten von endegelände für ihren selbstlosen einsatz für meine und die zukunft meiner (kindes-)kinder!!! Ehrlich

Kinderlose können sowas naturgemäß nicht überblicken. Oft haben sie aus gründen keine kinder in diese welt gesetzt. Das respektiere ich. Ich erwarte, dass der wunsch nach einer umweltfreundlichen lebensgestaltung auch respektiert wird. Eigentumsrechte scheinen dort zweitrangig, wo das leben (die gesundheit) anderer beeinflusst wird. (auf das zustandekommen der eigentumstitel will ich gar nicht weiter eingehen).

PEACE

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Ich finde auch, man muss nicht unbedingt Polizeiketten durchbrechen. Auf der anderen Seite denke ich, dass für die Errichtung von Tagebauen und Talsperren viele Menschen vertrieben und ihre Häuser abgerissen wurden. Das war eklatante Gewalt, auch wenn die Menschen entschädigt wurden und das ganze Vorhaben streng legal war. Viele der Menschen, die da vertrieben wurden, haben das staatliche Vorgehen als blanke Willkür erlebt und ein Leben lang darunter gelitten.Von daher sollte man die Vorgänge vom Wochenende tiefer hängen und zur Tagesordnung übergehen.

Stefan Laurin
Admin
5 Jahre zuvor
Reply to  thomas weigle

@thomas weigle: Die Tagebaue haben auch die Existenz von tausenden über Jahrzehnte gesichert. Die marodierenden Bürgerkinder tun das nicht. Es gibt einen Plan für den Kohleausstieg, der einen breiten Konsens hat. Die Befindlichkeiten von Öko-Hysterikern die sich einbilden, allen anderen ihre Politik diktieren zu können interessieren mich nicht.

ke
ke
5 Jahre zuvor

Jetzt mal konkret:
Wie sollen wir eigentlich Strom produzieren?
– Gar nicht?
– Solar
– Wind
– Kohle
– Gas
– Biogas
– Wasserkraft
– Import
– Sonstige

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

@#8 ke:
"Wie sollen wir eigentlich Strom produzieren?
– Gar nicht?
– Solar
– Wind
– Kohle
– Gas
– Biogas
– Wasserkraft
– Import
– Sonstige"

Ja. Genau so. Warum sollte ein Markt auch nur eine dieser Möglichkeiten außen vor lassen? Was sich langfristig für Umwelt und Arbeitsplätze/Wachstum durchsetzt, werden wir sehen.

ke
ke
5 Jahre zuvor

@9 K Lohmann
Ein Wettbewerb der Systeme hat etwas, er wird natürlich dann schwierig, wenn Subventionen/Steuern/Gesetze die Spielregeln verändern.
D.h. eine Steuerung findet statt.

mak
mak
5 Jahre zuvor

Das Betriebsgelände war umzäunt bzw. klar erkennbar abgegrenzt. Und wer fremdes Land (ja, bisher gehört es RWE – man kann ja versuchen, das Unternehmen zu enteignen) gegen den Willen des Eigentümers betritt, begeht Hausfriedensbruch. Abgesehen davon ist das eine aktive "Baustelle", also kein Spaßbereich, und der Aufenthalt dort ist lebensgefährlich. Ich möchte nicht wissen, welche Kommentare es gegeben hätte, wenn eine der Böschungen, über die die "Aktivisten" gelaufen sind, ins Rutschen gekommen wäre.
Der Autor hat nicht "polemisiert", sondern nur eine Meinung geäußert, die nicht unerhebliche Teile der Bevölkerung teilen – nämlich alle, die sich an die Regeln halten. Demonstrationen gegen den Tagebau waren und sind möglich, aber eben außerhalb. Es gibt kein Grundrecht darauf, überall – und gerade auf Privatgelände – seine Meinung kundzutun.
Schließlich: RWE wird tätig auf Grundlage einer Vielzahl gesetzlicher Regelungen, die auch von den Grünen mit beschlossen wurden. Das meiste Land, unter dem gebaggert wurde, hat das Unternehmen aufgekauft. Enteignungen, die ebenfalls auf gesetzlicher Grundlage beruhen und gerichtlicher Kontrolle unterliegen, sind die Ausnahme und gerade im Moment nur schwer möglich. Das ist keine Gewalt, das ist der Rechtsstaat. Alles andere ist Willkür, und wer seine Auffassung absolut setzt, der stellt sich gegen die Demokratie, die von der Diskussion, aber auch der Akzeptanz anderer Entscheidungen lebt.

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

@Stefan Laurin Die Zehntausende und mehr Arbeitsplätze machen die erlittene Willkür und Gewalt für die davon Betroffenen nicht kleiner oder ungeschehen. Daran gemessen sind ein paar Bürgerkinder, die ein Gelände für eine begrenzte Zeit besetzen, weiß Gott nicht mal eine lässliche Sünde. Enteignungen und Vertreibungen sind nun mal Gewalt, egal ob es dafür Gesetze und Entschädigungen gibt. Der Staat setzt das notfalls auch mit Gewalt durch, schließlich hat er das Gewaltmonopol, wie immer wieder gerne betont wird. Diese Gewalt, wie #11 abzuleugnen, verhöhnt geradezu die von Vertreibungen/Umsiedlungen betroffenen Bürger. Mitgefühl ist nicht jedermanns Sache und überhaupt: so lange man selbst nicht betroffen ist….

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