Endlich gab es auf Schalke am Samstagabend einmal wieder so richtig etwas zu feiern. Mit 3:1 bezwangen die Gastgeber des Zweitliga-Top-Spiels den West-Rivalen Fortuna Düsseldorf und wischten aufkommende Zweifel an ihrer sportlichen Klasse damit erst einmal eindrucksvoll zur Seite.
Doch es war nicht nur das reine Ergebnis an sich, das den Fans am Ende eines spektakulären Fußballabends im Ruhrgebiet gefiel, es war vor allem auch die Art und Weise, wie dieser Erfolg herausgespielt und gearbeitet wurde. Leidenschaftlich, engagiert und motiviert präsentierten sich die Königsblauen an diesem Abend und ließen damit den peinlichen 1:4-Auftritt in Regensburg aus der Vorwoche kurzzeitig vergessen, zeigten die von Trainer Dimitrios Grammozis in der vergangenen Trainingswoche lautstark geforderte Reaktion.
Der auch für den neutralen Zuschauer höchst unterhaltsame Fußballabend war aber noch aus einem weiteren wichtigen Grund etwas ganz Besonderes: Endlich durften die Profikicker des FC Schalke 04 wieder einmal mit einer nennenswerten Anzahl von Fans, immerhin durften rund 25.000 Anhänger in der Arena direkt mit dabei sein, gemeinsam einen Sieg feiern. Eine solch ausgelassene Party hatte es in Gelsenkirchen schon sehr lange nicht mehr gegeben.
Zwar lag der letzte Heimsieg der Knappen noch gar nicht so lange zurück, er gelang ihnen noch am 33. Spieltag der Vorsaison gegen Eintracht Frankfurt (4:3), doch war zu diesem Zeitpunkt nicht nur der Abstieg des Klubs aus der 1. Liga längst besiegelt, sondern es waren im Mai aufgrund des leidigen Corona-Lockdowns im Frühjahr auch keine Fans im Stadion vor Ort mit dabei.
Seinerzeit durften die Anhänger nur in Gedanken mitfeiern, ihre Grüße teilweise symbolisch im Stadion hinterlassen, so wie bei der vom Waltroper Fanklub ‚Blau Weißes GEsocks‘ initiierten T-Shirt-Aktion, die einst für viel Aufsehensorgte und immerhin etwas Unterstützung für die Mannschaft im weiten Rund der Arena erkennen ließ.
Jetzt, Ende August, gab es nach vielen Monaten und den beiden zuletzt nicht gewonnenen Heimspielen gegen Hamburg (1:3) und Aue (1:1) zum Saisonauftakt 2021/22, im Fußballunterhaus für Profis und Anhängerschaft endlich wieder guten Grund gemeinsam zu feiern.
Das merkte man am Samstag auch vor dem TV-Bildschirm. Dass die Arena nicht einmal zur Hälfte gefüllt war, war stimmungstechnisch nicht zu bemerken. Es herrschte im Stadion eine Begeisterung wie in allerbesten Tagen der Gelsenkirchener. Und das unter Coronabedingungen bei einem ansonsten ‚stinknormalen‘ Heimsieg im Ligaalltag des Fußballunterhauses. Der traurige Abstieg und die schweren ersten Wochen der laufenden Runde schienen fast schon wieder vergessen.
So schnell kann sich die Situation rund um eine Mannschaft also ändern. In der Vorwoche noch verflucht und öffentlich mit Zweifeln aus ganz unterschiedlichen Richtungen überschüttet, blicken sie auf Schalke aktuell schon wieder deutlich optimistischer in Richtung Zukunft.
Die zuvor vorherrschenden Zweifel an Coach und Kader konnten durch die eine gute Leistung gegen Düsseldorf spürbar minimiert werden, die Lage in der Tabelle durch den ersten Heimdreier der Spielzeit ebenfalls deutlich verbessert werden.
Mit jetzt sieben Punkten aus fünf Spielen liegen die Königsblauen zwar immer noch ‚nur‘ auf Platz acht in der Tabelle (Stand Sonntagmorgen), doch geht der Klub durch diesen wichtigen Erfolg deutlich zuversichtlicher in die nun anstehende zweiwöchige Unterbrechung des Spielbetriebs.
Mut macht den Schalkern zudem, dass die kommenden beiden Gegner mit Paderborn und Karlsruhe durchaus schlagbar erscheinen. Zumindest dann, wenn es der Mannschaft gelingt eine vergleichbare Leistung wie an diesem Wochenende abzurufen. Dass sie das draufhat, hat die Truppe ja jetzt eindrucksvoll bewiesen.
Und auch der Groll der Anhängerschaft, der nach Abstieg und schwachem Ligastart in der Luft lag, ist urplötzlich einer erfrischenden Euphorie gewichen. Eine Erkenntnis, die selbst so manchem im ansonsten gegenüber den Schalkern eher missgünstig gestimmten Dortmund ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben dürfte. Denn Fußball kann echt Spaß machen, wie die Grammozis-Truppe gegen die Fortuna endlich auch wieder einmal gezeigt hat! Bitte mehr davon!
"Denn Fußball kann echt Spaß machen, wie die Grammozis-Truppe gegen die Fortuna endlich auch wieder einmal gezeigt hat!"
Mir ist völlig unverständlich, woher die Zweifel an Grammotzis kommen. In Darmstadt dauerte es auch eine Weile, bevor die Spieler in der Spur waren. Danach haben die Lilien das Feld von hinten aufgerollt, und das bei einem sehr bescheidenen Kader. Wenn die Knappen einigermaßen gut eingekauft haben und sich nicht wieder selbst zerfleischen, dann sind sie auch nach bescheidenem Start immer noch Aufstiegsfavorit #1.