Energiesparen? Warum die Debatte rund um die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden scheinheilig ist

Auch bei der nächtlichen Beleuchtung für das Reichstagsgebäude in Berlin soll der Stromverbrauch reduziert werden. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Die laufenden Diskussionen rund um das Thema Energiesparen tragen inzwischen schon recht irre Züge. Da wird seit Tagen lautstark darüber gestritten, ob die Sehenswürdigkeiten und öffentlichen Gebäude in vielen Städten zukünftig denn noch im vertrauten Maße beleuchtet werden sollten, oder aber ob die Warmwasserversorgung in bestimmten Bereichen reduziert werden könnte. In vielen Fällen handelt es sich dabei jedoch schon offensichtlich um reine Symbolik, ist das Sparpotenzial in diesen Bereichen doch im Vergleich zur sich anbahnenden Größe des Problems eher gering.

Man kann schnell den Eindruck gewinnen, dass, trotz aller grundsätzlichen Sinnhaftigkeit des Energiesparens (übrigens auch schon deutlich vor der aktuellen Krise), damit von den eigentlichen Problemen abgelenkt werden soll.
Der entscheidende Faktor des Ganzen scheint doch zunächst einmal die Sicherstellung von ausreichender Versorgung mit Gas und Strom zu sein. Darüber wird im Vergleich zu ein paar eingesparten Prozenten des Verbrauchs durch Kommunen und Bürger, aber immer noch viel zu unentschlossen und wild durcheinander diskutiert. Das Ganze ist inzwischen in seinen Auswüchsen und in dieser Form sehr ärgerlich. Zumal es an vielen Stellen an der eigentlich selbstverständlichen Bereitschaft fehlt, solche Einsparungen im Alltag vor Ort dann auch konsequent umzusetzen.

So ärgere ich mich hier an meinem Wohnort in Waltrop zum Beispiel schon seit Jahren immer wieder mal darüber, dass es den städtischen Angestellten und vielen Lehrern offenkundig schon seit Jahren an einem wachen Auge in Bezug auf Energievergeudung fehlt. Seit langer Zeit schon sehe ich bei meinen Streifzügen durch die Stadt immer wieder Dinge, die sich sehr leicht (und ohne irgendeinen Verlust an Lebensqualität) ändern ließen, jedoch aufgrund eines völligen Fehlens einer grundsätzlichen Bereitschaft zum Energiesparen einfach nicht abgestellt bzw. geändert werden.

Da Waltrop, wie viele Städte in dieser Region schon seit Jahren völlig pleite ist (Stärkungspakt), besteht der grundsätzliche Sparzwang hier schon seit vielen Jahren. Nur in den Köpfen der Verantwortlichen, da scheint diese Notwendigkeit trotz zahlreicher öffentlicher Beteuerungen des Gegenteils noch immer nicht angekommen zu sein.

Ein paar Beispiele gefällig? Am hellen Tag an Schulen brennende Außenbeleuchtung,  tagsüber betriebene Lampen an der Stadthalle, ein über das komplette Wochenende hinweg von innen hell beleuchtetes Gebäude der Friedhofsverwaltung usw.. Und das nicht nur einmalig, sondern immer wieder. Die Liste der unnötig verursachten Kosten ist lang. Klar, das sind alles nur relative Kleinigkeiten, doch die damit verbundene Gedankenlosigkeit fällt dem interessierten Zeitgenossen halt direkt auf.

Auf der anderen Seite ist in Waltrop eben kein Geld mehr für Brunnenwasser oder aber die Weihnachtsbeleuchtung der Innenstadt da. Das alles ist hier in schon seit Jahren traurige Realität. Das Melden solcher Missstände führt meiner Erfahrung nach jedoch statt zu Dank eher zu genervtem Augenrollen bei vielen Verantwortlichen. Die Liste der Ausreden ist zudem Lang. Kranke Hausmeister, fehlende Lichtschalter…. Kaum ein Argument, das mir gegenüber da nicht schon verwendet worden wäre um diese unnötigen Kosten zu begründen. Geändert hat sich auf längere Sicht trotzdem nichts. Erst am Sonntag habe ich an der benachbarten Grundschule die Außenbeleuchtung bei 30 Grad und brennender Sonne wieder stundenlang in Betrieb gesehen. Und ausgerechnet in diese Phase wird in der Lokalzeitung jetzt wieder darüber berichtet, wie und wo die Stadtverwaltung denn in Zukunft noch sparen könnte.

Lokalpolitiker streiten sich seit Jahren, ob und in welcher Form noch gespart werden könnte. Dabei wäre der Stromrechnung schon geholfen, wenn die unnötigen Verbrauchsquellen beseitigt würden. Doch bereits daran scheitert es. Und Waltrop ist diesbezüglich garantiert kein Einzelfall. Ich bin mir sicher, dass sich ähnliche Sparpotenziale auch in anderen Orten zuhauf finden lassen.

Es macht mich daher wütend, wenn jetzt überall darüber diskutiert wird, ob man die Straßenbeleuchtung etwas später einschalten, die Beleuchtung der Sehenswürdigkeiten vielleicht besser sogar ganz abstellen sollte. Aus meiner Sicht ist das heuchlerisch!

Und eine kleine Frage am Rande: Werden dann eigentlich auch die Weihnachtsmärkten in Winter (zum Beispiel auch der große und sehr werbewirksame Riesenbaum in Dortmund) nicht wie üblich beleuchtet? Das halte ich für unwahrscheinlich, auch wenn es dann nur konsequent wäre, diese nun wirklich völlig unnötige Beleuchtung ebenfalls einzusparen… 😉 Daher mein Vorschlag: Stoppt doch erst einmal die offenkundigen Vergeudungen von Energie, statt direkt an die Substanz zu gehen und das Land nach außen für jedermann sichtbar in einen Alarm-Status zu bringen und damit ärgerliche Symbolpolitik zu betreiben.

Wenn jeder Bürger daheim und an seinem Arbeitsplatz mit offenen Augen und einem Grundinteresse an die Sache heranginge, die Politik auf der anderen Seite auch wirklich alles dafür tun würde um das Maximale in Sachen Versorgung herauszuholen, dann könnten wir uns diese Schaudebatten um unbeheizte Schwimmbäder und Saunen, um angeschaltete Straßenbeleuchtung und unbeleuchtete Sehenswürdigkeiten vielleicht sogar komplett sparen. Zumindest wären die Debatten darüber dann ein Stück weit ehrlicher und damit auch glaubwürdiger.

 

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[…] erkennen, dass andernorts noch immer sinnlos Energie verpulvert wird. Und solche Beispiele wird es auch dann noch zahlreich geben. Ich persönlich gehe hier zum Beispiel seit Monaten an Schulen und öffentlichen Gebäuden vorbei, […]

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