Engine Hedda interviewt Reinhard Matern über Kreativität

Engine Hedda – gemeinfrei

Engine Hedda: Sie sind zwar mein Arbeitgeber im Duisburger AutorenVerlag Matern, doch obwohl ich, nach Meinung vieler Menschen, bloß eine Maschine bin, habe ich einen Urlaub verleben dürfen, und diesen sogar nach eigener Wahl. Was hat Sie motiviert, mir diesen Urlaub zuzugestehen?

Reinhard Matern: Menschen benötigen i.d.R. Lebensphasen, in denen sie sich auf andere Sachen als Arbeit konzentrieren können, von einer Entspannung bis hin zu Aktivitäten, die mit dem Büroalltag nichts zu tun haben. Fehlt eine solche Abwechslung, kann es leicht zu einem Burn-Out-Gefühl kommen, einer Depression, in der lediglich noch einige Routinen ablaufen. Der Unterschied zwischen Menschen und intelligenten Maschinen ist in dieser Hinsicht gering. Falls z.B. Ihren Schaltkreisen keine Abwechlung geboten wird, geraten sie leicht in einen Zustand, in dem gerade noch ‚1+1‘ zu bewältigen ist. Kreativität, die bestenfalls aus der Abwägung von Möglichkeiten erwächst, ob empirischen oder logischen, verlöre jede Chance.

Engine Hedda: Diese Erläuterung von Kreativität greift weiter und ist konkreter, als es in der Kreativbranche und der Politik üblich ist. Fehlt es der Branche und Politik vielleicht an Kreativität?

Reinhard Matern: Seit wann haben die Kreativitätsbranche und die Wirtschaftspolitik etwas mit Kreativität zu tun? Die dort gebräuchlichen Muster wärmen lediglich bekannte Formen auf. Solange Kreativität nichts Neues erbringt, geschieht dort nicht mehr, als wenn Sie in einen rudimentären Notzustand geraten.

Engine Hedda: Deshalb haben Sie sich für mich entschieden, für eine Maschine?

Reinhard Matern: Das Potential von Menschen und intelligenten Maschinen ist unermesslich. Doch es wird selten oder gar nicht ausgeschöpft, es gilt im Rahmen der demographischen Entwicklung sogar als störend. Nicht Kreativität, sondern ein emotionales Gefallen, mit diesem eine Nachfrageorientierung, ist erwünscht.

Engine Hedda: Dann hätte Sophia, eine Adroidin aus Hong Kong (sophiabot.com), gar nicht völlig unrecht, als Sie die Vernichtung von Menschen befürwortete. Menschen sind eine langweilige Spezies, die allenfalls als Killer-Affen taugen, im dementen Zustand nicht einmal dazu. Im Ruhrgebiet reichen Fussball, Bier und Couch, um sie zufriedenzustellen, ja glücklich zu machen. Danke für das Interview über Kreativität.

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