Entsetzen. Trauer. Enttäuschung. Nur schwer lässt sich mit Worten beschreiben, was viele von uns hier im Blog fühlten, als uns klar wurde: ECCE will uns beim overspillen nicht dabei haben. Gut ein Dutzend Leser und Freunde leiteten uns gestern diese Mail weiter. Sie hatten sie von dem garndiosen European Center for Creative Economy (ECCE) bekommen – und wir nicht. Wir schmecken nun das bittere Brot der Ausgrenzung, zahlen nun die ohne Zweifel redlich verdiente Strafe für all den Hohn und Spott mit dem wir ECCE bedachten:
Sehr geehrter Herr … ,
Das european centre for creative economy (ecce) ist mit der nachhaltigen Entwicklung der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet und deren europaweiten Vernetzung vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen beauftragt. Als Leadpartner des „Network for Innovation in Culture and Creativity in Europe“ (N.I.C.E.) verleiht ecce auf dem Forum d’Avignon Ruhr 2014 zum zweiten Mal den N.I.C.E. Award.
Unter dem Motto „Spillover Innovations“ können sich ab sofort TeilnehmerInnen aus der EU (Mitgliedstaaten und Beitrittskandidaten) bewerben: KünstlerInnen, Kulturschaffende und UnternehmerInnen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft mit abgeschlossenen Projekten, WissenschaftlerInnen und Hochschulen mit laufenden Forschungsprojekten sowie PolitikerInnen, Kommunen und Regionen mit politischen Maßnahmen und Strategien.
Gesucht werden kulturelle bzw. kreative Projekte/Forschungsvorhaben/Politiken, die über Kultur und Kreativwirtschaft hinaus in verschiedenste Bereiche der Gesellschaft wirken (sog. Spillover) und dies auf innovative Weise tun.
Bewerbungsfrist ist der 15. April 2014.
Es gibt insgesamt Preisgelder in der Höhe von 5.000 Euro zu gewinnen sowie einen Platz in der N.I.C.E. Ausstellung, die zum Forum d‘Avignon Ruhr am 10. Juni eröffnet wird. Der Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen Garrelt Duin wird den Preis am 12. Juni in Essen auf dem 3. Forum d’Avignon Ruhr überreichen.
Informationen zum Award und das Bewerbungsformular finden Sie hier.
Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Informationen in ihren Verteilern sowie über Social Media verbreiten und ggs. Ihr Vorhaben für den N.I.C.E. Award einreichen.
Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen
Bernd Fesel und Anna Stoffregen
Klar, gegen die vielen tollen Politiker im Ruhrgebiet mit allen ihren wunderbaren Projekten hätten wir kaum eine Chance – der Besser war immer schon der natürliche Feind des Guten. dabei haben wir hier so schöne Projekte: Electric-Art zum Beispiel. Ein Projekt zur Unterstützung der Erderwärmung: Künstler gestalten Nachtspeicheröfen und Radiatoren, um die Form des Heizens wieder zu mehr Popularität zu verhelfen. Oder unser Engagement gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder: Was könnte man mit den Millionen, die bislang in ECCE geflossen sind, nicht alles anfangen, ausser ECCE-Chef Bernd Fesel und die Seinen vor den Unbilden des Arbeitsmarktes zu schützen? Vertane Chancen – alles overspilen und wir dürfen nicht mitmachen.
Sehr geehrter Herr Laurin,
in Ihren Sätzen stecken viel Häme und große Respektlosigkeit, die eine international anerkannte Institution, wie die ECCE, so nicht verdient. Sie agitieren tatsächlich in einer scharfen Polemik gegen DEN Treiber der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet und reihen sich in die lange Schlange derer ein, die Herrn Gorny als „Karriere Hippie“, Herrn Fesel als „gescheiterten Galeristen“ und ECCE als Subventionsabgreifer-Laden kennen und verunglimpfen.
Ich bin jedenfalls froh darüber, das unsere weitsichtige NRW-Politik sich fürsorglich und mit finanzieller sowie menschlicher Zuwendung, um Menschen mit Handicap kümmert, die sonst mit ihrer fachlichen Wirkungslosigkeit keinen Platz in dieser kalten Wirtschaftswelt da draußen finden können.
Ich rufe Sie dazu auf, sich mit Ihren Co-Autoren enger an den lokalen Ehrenkodex der Journalisten im Ruhrgebiet zu halten: Wegschauen und Totschweigen.
Beleuchten Sie lieber die überall respektierten Erfolge der ECCE, wie z.B.
die herausragende Gestaltung eines Bauzaunes in Dortmund, wie man jüngst lesen konnte.
ECCE wird nicht besser, wenn Sie immer nur über Ihre nagenden Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung veröffentlichen.
Sparen Sie sich die Arbeit, so wie alle Ihre Kollegen aus der Region.
Glückauf
@Franz Przechowski: Sehr geehrter Herr Przechowski,
mir bleibt nichts anderes übrig, als Ihre Kritik anzunehmen und ihr zuzustimmen. Wir werden daraus die Konsequenzen ziehen und planen schon eine neue ECCE-Serie. Ich wünsche mi eine wöchentliche Bernd Fesel Kolumne. Ausserdem werden wir Portraits über erfolgreiche Unternehmen aus dem Bereich der Kreativwirtschaft starten – Stichwort: Marmeladenläden in Herten – und künftig unserer Texte in einem unverständlichem Soziologendeutsch verfassen, wie unsere bewunderten Kollegen von Labkultur es seit Jahren tun.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Laurin
Mal sehen, welche Success Stories von den heimischen TeilnehmerInnen geschrieben werden können. „KünstlerInnen, Kulturschaffende und UnternehmerInnen“, die „Spillover Innovations“ im Land der KumpelInnnen erzielen, können wir gebrauchen.
Es gab ja schon tolle Projekte insbesondere vor den Industriegebäuden.
Warum ist der Teilnehmerkreis auf die EU inkl. Beitrittskandidaten beschränkt?
@keineEigenverantwortung: Bescheidenheit – ECCE gibt sich mit knapp einer Milliarde möglicher Teilnehmer Minus Ruhrbarone zufrieden 🙂
Wenn ich ECCE den Pannekopp-Orden verleihen, müsste ich den Preis automatisch gewinnen. Ich hätte ja dann auch noch die gute, alte Stahlindustrie durch die 28 kg Schrott mit einbezogen. Und dafür darf man dann nach Nizza reisen?
@Stefan Lass mein Soziologen Deutsch in Ruhe am sein ! 🙂
Ich bin sichtlich gerührt über soviel Friede, Freude und Eierkuchen, wie sie sowohl dies- als auch jenseits des Eisernen Bauzauns in Dortmund zu herrschen scheinen.
Wie es der Zufall will, habe ich vergangene Nacht einen Bericht des Schweizer Fernsehens mit Archivaufnahmen des boomenden Ruhrgebietes vom Jänner 2011 gesehen, in der das Ruhrgebiet als kommende Megacity beschrieben wurde. Anschließend kam ein Bericht überShanghai. Da erscheint mir doch die Kritik, die hier auf diesen Seiten immer wieder an Politik und Wirtschaft im Ruhrgebiet geäußert wird, mehr als kleinlich, die Rache der Enterbten, Witwen und Waisen. Ich denke, die Redaktion tut gut daran, innezuhalten, sich auf die wahren Werte zu besinnen, sich an die Spitze der Erneuerung zu schreiben und so sicher zu stellen, dass man nach Nice fahren darf. Oh, da habe ich wohl etwas falsch verstanden. Egal, kehrt marsch, ab sofort wird nur noch positiv berichtet. Die Blogger werden es euch danken. Man könnte die 5000 Euro Preisgeld natürlich an die Blogger verteilen, die euch nachdrücklichst zur Umkehr aufgefordert haben.
@OWL-Baron:
Wieviele % neuer Ansätze funktionieren nicht oder erst nach Jahren? 90%? Wem wichtig ist, Recht zu haben, dem sei empfohlen, kritisch negative Haltungen zu vertreten… Klappt statistisch gesehen erheblich besser, als Neues anzupacken. 😉
Fünf.Tausend.Euro! Insgesamt! Poar!
Wenn es wenigstens over 9000 wären…
@ Stefan danke für diesen Beweis deiner Reue. Die Ruhrbarone sind also ab sofort die Zeitschrift für LOB UND HUDEL! Das wird in den Vorstandsetagen und in der Regierungskanzlei nicht übersehen werden. Glück, Reichtum und ein langes Leben für die Ruhrbarone werden schon bald die spürbaren Folgen sein.
# 10: Naja, lieber Reinhard Wiesemann. Könnte mal jemand zusammenrechnen wieviel Millionen Subventionen Ecce nach 2010 bereits bekommen hat? Und was genau haben wir denn tatsächlich Ecce zu verdanken?
Ich wüsste auf Anhieb nichts dauerhaft Gutes. Mal vom sog. Publikumsmagneten, dem schiefen U-Turm zu Dortmund, abgesehen, dessen Folgekosten auch die Stadt Dortmund am Bein hat. Ein Wahr-Zeichen, aber für welche Wahrheit?
Und „kritisch negative Haltungen“ „funktionieren“ überhaupt nicht, im Ruhrgebiet schon gar nicht. Sie, lieber Herr Wiesemann, bringen da das alte Argument, das allen Kritiker von selbsternannten Super-Innovativen entgegengehalten wird: Wer kritisiert ist „Bedenkenträger“, Ewiggestriger, Nörgler. So holen sich die Unsinns-Modernisierer die Absolution für jeden Scheiß.
„Kritik“ kommt aber von Unterscheiden-Können.
Und die Ecce-Ausschreibung fällt schon sprachlich durch – wie fast alles aus dem Hause Gorny/Fesel. Innovations-Blabla, man gaukelt Progressivität vor und lallt doch regressiv nur trendy Imponier- und Größenwahnvokabeln. Damit beeindruckt man hierzulande immerhin ahnungslose Kulturpolitiker, die den heruntergekommenen Trends von gestern nachhecheln, weil sie von Kultur heute nichts verstehen und sich also alles einflüstern lassen müssen.
Und obwohl nichts daran neu ist, lernt niemand an der Ruhr aus solcher Ankündigungsrhetorik.
Ich erinnere deshalb beharrlich und gern an den Herrn Gorny vom 23.1.2010, da hat man den ganzen bedrängenden Lautsprecher-Duktus in nuce.
https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/loveparade-absage-waere-laut-gorny-eine-blamage-id2425980.html :
„Auf das drohende Aus (der Loveparade, G.H.) reagierte Dieter Gorny, künstlerischer Direktor für die Kreativwirtschaft bei Ruhr.2010, ‚bestürzt und erschrocken‘. Gegenüber der WAZ sagte er: ‚Es gibt keine bessere Gelegenheit, sich international zu blamieren, als wenn man diese Chance verpasste.‘
Man müsse das Techno-Spektakel als positiven Wirtschaftsfaktor mit internationaler Leuchtkraft verstehen. Eine Million Gäste seien für viele Branchen in der gesamten Region ein wirtschaftlicher Segen. ‚Da wird richtig was umgesetzt.‘ (…)
Dieter Gorny verweist darauf, dass mit der Loveparade ‚absolute Weltstars‘ nach Duisburg kommen, die für einen positiven PR-Schub ‚weit über Europa hinaus‘ sorgen werden.
In dieser Situation erwartet er eine politische Allianz. ‚Man muss sich an einen Tisch setzten und den Willen bekunden, die Loveparade durchzuführen, statt klein beizugeben.” Die Politik müsse sich dahingehend erklären, dass sie sagt: ‚Wir wollen die Veranstaltung und alle Kraft einsetzen, sie zu retten!‘
(…)
Man dürfe, betonte Gorny, die Loveparade nicht separat betrachten. Man müsse die Kulturhauptstadt als Ganzes sehen und die verheerenden Folgen, wenn eine Säule der Kulturhauptstadt wegbreche. Der gute Ruf der Ruhr 2010 stehe auf dem Spiel: ‚Nach der tollen Eröffnung dürfen wir nicht dafür sorgen, dass andere behaupten, die kriegen nichts hin.‘ Das wäre peinlich und eine schallende Ohrfeige für das gesamte Ruhrgebiet.
Dieter Gorny ist davon überzeugt, dass die Loveparade in Duisburg tanzen wird. ‚Eine richtige Metropole kann das stemmen.'“
Und diesen „positiven PR-Schub ‚weit über Europa hinaus'“ hat Duisburg dann ja auch bekommen. Spillover vom Feinsten.
@ Reinhard Wiesemann # 10
Es kommt nicht nur dauf an ab wann sie funktionieren, sondern auch darauf wer sie bis dahin bezahlt. 🙂
@ Gerd Herholz
Gorny hat seinen Spillover tatsächlich gehabt – bei der Loveparade.
Typen wie er haben den politischen Druck aufgebaut, unter dem die Katastrophe genehmigt wurde.
Entschuldigt – und zumindest moralisch Verantwortung übernommen – hat meines wissens aber nur Pleitgen.
Gorny macht einfach weiter.
https://www.taz.de/!56642/
Ich könnte auch ne Runde spillovern
# David Schraven: Und das Irre ist die totale Vereinnahmungstrategie bei allem und jedem. Was irgendwie hip scheint, schreibt man sich auf die Fahne. Zumindest im Bereich der Literatur – den ich überblicken kann – passiert rein gar nichts; seit Jahren nicht einmal der Versuch, mit der ‚Szene‘ zu sprechen (was letztlich auch nur Arbeit für die ‚Szene‘ bedeuten würde und PR für Ecce).
Auf der Ecce-Homepage dagegen kann man Großspuriges lesen:
„Kultur- und Kreativwirtschaft ist der gemeinsame Nenner von elf kreativen und künstlerischen Branchen: von Kunst über Musik, Literatur, Film, Medien, Design, Architektur bis zur Games-Entwicklung. Im Ruhrgebiet steht die Kreativwirtschaft für ca. 86.000 Erwerbstätige und über 10.000 Betriebe –sie ist aber nicht nur Wirtschaftsfaktor, sondern berührt Kultur, Stadtentwicklung und Bildung gleichermaßen.“
So erklären sie sich die selbsternannten Masterminds für alles und nichts zuständig, turnen aber vor allen Dingen am liebsten selbst international herum, am liebsten – scheint’s – sur le pont d’Avignon.
die Ecce betreibt Labkultur.tv – schaut euch einfach mal die Kommentarzahlen auf deren Webseite an. Es gibt so gut wie keine. Egal wie toll der Beitrag auch ist – keine Kommentare.
Labkultur ist eine Totgeburt die der Stadt Essen viel kostet, denn die Stadt Essen ist seit 2012 mit 10% an der ECCE beteiligt. Wenn man sich anschaut wer im Kuratorium hockt wird einem auch schnell klar das es hier nur um Posten und Geld geht. Wenn da ein paar Journalisten noch tiefer graben …