Wenn am 9. Mai in Dortmunder der Envio-Prozess beginnt, haben die zum Teil schwer mit PCB belasteten Envio-Arbeiter eine Chance, ihre Interessen gegen die Angeklagten mit ex-Envio-Chef an der Spitze durchzusetzen. Mit Reinhard Birkenstock haben sie als Nebenkläger einen profilierten und prominenten Rechtsanwalt an ihrer Seite.
Lange sah es nach dem klassischen David gegen Goliath Spiel aus. Da die Envio-Führung mit dem ehemaligen Envio-Chef Dirk Neupert und einer Phalanx hochkarätiger Anwälte, dort die zum Teil schwer mit PCB belasteten Envio-Arbeiter. Seit dem Herbst vergangenen Jahres wurde hinter den Kulissen daran gearbeitet, für eine möglichst gute juristische Vertretung der Arbeiter zu sorgen. Ein Vorgang, bei dem es zahlreiche Rückschläge gab. Noch vor ein paar Wochen sah es so aus, als ob eine adäquate Vertretung der Arbeiter vor Gericht kaum zu finanzieren wäre. Die Wende kam, als sich ein Arbeiter mit einem offenen Brief, der auch auf diesem Blog veröffentlicht wurde, an die IGBCE wandte. Die Gewerkschaft entschloss sich dann doch, den Arbeitern mit Reinhard Birkenstock einen erfahrenen Juristen an die Seite zu stellen.
Damit könnte die Lage für den ehemaligen Envio-Chef Dirk Neupert unangenehm werden. Birkenstock könnte einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, das Neupert und seine Mitangeklagten höhere Entschädigungen an die Arbeiter zahlen müssen. Und wenn es gelingt, das Gericht zu überzeugen, dass Neupert sich nicht nur der vorsätzlichen Körperverletzungen an den Arbeitern schuldig gemacht hat, wie es zur Zeit die Staatsanwaltschaft sieht, sondern vorsätzlicher gefährlicher Körperverletzungen, könnte am Ende des Verfahrens auch eine Haftstrafe für den passionierten Jaguarfahrer Neupert und seine Mitangeklagten stehen.
Wer erlebt hat, mit welcher Kälte, ja Menschenverachtung, sich Neupert über die PCB-Vergiftungen seiner ehemaligen Mitarbeiter äussert, wer gehört hat, wie er Presse, Stadtverwaltung und Politik mit Konsequenzen droht und kein Wort des Bedauerns über seine Lippen kommt, wird hoffen, dass es Birkenstock gelingen wird, mit den eingeschränkten Mitteln der Nebenklage zur Aufklärung des Envio-Falls beizutragen.
Am Freitag, den 27. April um 16.00 Uhr findet im Saal Tremonia im Dortmunder Rathaus eine von der Grünen Ratsfrau Ulrike Märkel organisierte Informationsveranstaltung für die Envio-Arbeiter statt. Anwalt Reinhard Birkenstock wird anwesend sein. Die Envio-Arbeiter können sich bei der Gelegenheit über die Möglichkeiten einer Nebenklage sowie weiterer zivilrechtlicher Schritte, die zu Schmerzensgeld/Entschädigung führen können, informieren.
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Wenn man sich den Birkenstockhype anschaut, der gerade in den Medien losgetreten wird, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass nicht alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, wie es in Artikel 3 des Grundgesetzes verankert ist, sondern dass in Deutschland für die Rechtssprechung eigentlich viel entscheidender ist, welchen Anwalt man sich leisten kann.
Ich bin kein Jurist um die Ereignisse rund um Envio rechtlich einwandfrei einordnen zu können. Aber auch ohne Jurastudium hat man soetwas wie ein Rechtsemfinden und das ist reichlich irritiert in Anbetracht der Tatsache, wie schnell die Ermittlungen gegen die zuständigen Behörden in Arnsberg und Dortmund eingestellt wurden und welch dubiose Rolle die Staatsanwaltschaft Dortmund bei diesem Skandal spielt. Zum Ende des WAZ Interviews von Klaus Brandt mit Reinhard Birkenstock kann man zwischen den Zeilen herauslesen, dass auch diese Zusammenhänge eventuell noch einmal auf den Tisch kommen könnten, sollten sie nicht verjährt sein.
Alles in allem wirkt der Envio-Skandal wie ein Eisberg, bei dem das meiste noch unter der Oberfläche im Verborgenen schlummert.
Den Opfern des Envio Skandals kann man nur wünschen, dass sie mit Birkenstock zu ihrem Recht kommen.
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