Foto: E.on
Ich hab gestern mit Gewerkschaftern über E.on gesprochen. Das was ich gehört habe, war hart. Demnach hat Verdi in einer Auswertung der E.on-Sparpläne im Rahmen des Programms „Perform-to-win“ festgestellt, dass der Energiekonzern E.on mitten in der Wirtschaftskrise bis zu 6000 Stellen europaweit abbauen will. Zusätzlich sollen demnach in allen Landesgesellschaften bis zu 3000 Stellen aus dem Konzern ausgelagert werden. Wow.
Ein E.on-Sprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren: „Es steht noch nichts fest“, sagte er. Derzeit werde in Verhandlungen mit der Gewerkschaften Verdi und IGBCE ausgelotet, bei welchen Maßnahmen welche Stellen wegfallen könnten. Aber immerhin ist sicher, dass durch das Programm „Perform-to-win“ rund 1,5 Mrd Euro eingespart werden sollen. Es wird also einiges an Arbeitsplätzen wegfallen.
Aus Protest gegen die Sparrunde ruft Verdi für den kommenden Donnerstag zu einer Demonstration vor der E.on-Konzernzentrale in Düsseldorf auf. Die Gewerkschaft rechnet mit über 4000 Teilnehmern aus sieben Ländern. E.on beschäftigt in Europa rund 90.000 Mitarbeiter.
In der Energiebranche ist der E.on-Protest ungewöhnlich. Die Branche gilt eigentlich als Krisenfest. Allerdings mussten die deutschen Energieversorger im Zuge des Abschwungs gerade im Geschäft mit Industriekunden empfindliche Einbussen hinnehmen. Wer wenig produziert, verbraucht weniger Strom. Ich höre unterschiedliche Zahlen. Aber es liegt bei den großen immer im dreistelligen Millionenbereich.
Der Verdi-Bundesvorstand und E.on-Aufsichtsrat Sven Bergelin sagte mir nun, die Proteste bei E.on seien vor allem deshalb notwendig geworden, da sich der Vorstand vom Grundkonsens einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern verabschiedet habe. So schließe der E.on-Vorstand betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus. „Dies ist angesichts weiterhin hoher Milliardengewinne nicht hinnehmbar.“
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Gegenüber der WAZ sagte E.on nun, das betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden.
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Diese Aussage ist ein Hammer. Bei keinem Energiekonzern gab es bislang betriebsbedingte Kündigungen. Im Gegenteil. Eigentlich haben alle großen Versorger langfristige Arbeitsplatzgarantien.
Zudem werde laut Bergelin bei E.on auch darüber gesprochen, den einheitlichen Haustarif für alle Konzerngesellschaften aufzugeben. Neue Gesellschaften oder Ausgründungen sollen demnach Tarifverträge mit anderen Gewerkschaften zu deutlich schlechteren Bedingungen abschließen dürfen. Dieser Vorschlag widerspricht der Verdi-Strategie einen einheitlichen Tarif für die Energiewirtschaft durchzusetzen. Bislang haben gerade die großen Versorger E.on, RWE, EnBW und Vattenfall eigene Tarife für den jeweiligen Konzern.
Nach Auskunft von Bergelin sind von den aktuellen Ausgliederungsplänen vor allem die E.on-Töchter für Informatik und Facility Management betroffen. „Nur noch die hochqualifizierten Mitarbeiter sollen im Konzern gehalten werden“, sagte Bergelin. Im Klartext heißt das: Verdi befürchtet, dass beispielsweise die Putzfrauen in eine neue E.on-Gesellschaft umgesiedelt werden sollen. Dort könnten sie dann nicht mehr zum E.on-Haustarif beschäftigt werden, sondern zum deutlich schlechter dotierten Tarif für Raumpfleger.
Seit Bekanntgabe des Sparprogramms im Herbst hat sich der Mitarbeiterprotest im E.on-Konzern kontinuierlich gesteigert. Vor wenigen Wochen sammelten Betriebsräte der deutschen E.on-Beteiligungen innerhalb von nur vier Tagen 19.000 Unterschriften gegen „Perform-to-Win.“ Nach Auskunft des Unternehmens ist das Programm notwendig, um den Konzern dauerhaft wettbewerbsfähig zu halten.
Ich finde die Entrüstung von Gewerkschaftsfunktionären manchmal schon ein bisschen künstlich. Um beim Beispiel der Putzfrauen zu bleiben: Was ist denn aus Sicht von Herrn Bergelin eigentlich verwerflich daran, dass die in Zukunft möglicherweise nicht mehr verdienen als andere Raumpfleger auch? Und habe ich das richtig verstanden, dass er es als das Ende der partnerschaftlichen Zusammenarbeit sieht, wenn E.on betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausschließt? Es muss schwer sein, mit dem Mann partnerschaftlich zusammenzuarbeiten.
@Muriel: Vielleicht weil der Gewerkschaftsvertreter genau weiß, was ein ausgelagerter „Raumpfleger“ pro Stunde weniger verdient, und zwar für Akkordarbeit? Wenn genau das einem Gewerkschafter egal wäre, hätte er keine Daseinsberechtigung mehr.
Genau da setzt ja meine Kritik an: Es soll dem Gewerkschafter nicht egal sein (obwohl man es schlicht gerecht nennen könnte, dass eine Putzfrau nicht mehr verdient als andere, bloß weil sie beim richtigen Unternehmen putzt), aber er soll doch bitte nicht gleich so eine Keule rausholen wie „die partnerschaftliche Zusammenarbeit“ rausholen, bloß weil jemand das anders sieht als er.
Es war einmal eine Partei, die von sich behauptete, die Belange der Arbeitnehmer zu unterstützen. Nun begab es sich aber, dass es einen (VEBA-) Konzern gab, der ganz dringend umstrukturiert werden musste. Und gleichsam wie Raiders gab man sich twixfix einen neuen Namen und nannte sich von nun an EON. Dass dieser Name die Endsilben der französischen Energietante Anne Lauvergeon trägt, gilt als rein zufällig und sollte hier nicht von Bedeutung sein.
Die Partei, die von sich behauptete, die Belange von Arbeitnehmern zu unterstützen, suchte für ihre Frühpensionäre gut gesicherte Altersvorsorge und überlege, wie man nun verdiente Genossen zu noch größeren Verdiensten führen konnte. Da besann man des großen Gaskonzerns, der unglaubliche Gewinne mit unglaublich wenigen Arbeitnehmern einfuhr. Es müsste doch möglich sein, dieses schlaraffige Land zu erobern und dem riesigen EON-Reich einzuverleiben. Gesagt getan. Zwar gab es noch ein tapferes (Schneiderlein) Kartellamt, was nicht nur massive Bedenken sondern auch gute Argumente gegen diese freundliche Übernahme hatte, aber diese wurden mit dem Hinweis auf (Weltherrschaft) Marktbeherschung schnell vom Tisch gewischt.
Die Partei, die von sich behauptete, die Belange von Arbeitnehmern zu unterstützen, ließ diese Übernahme nun von ihrem Wirtschaftsmüllerminister anordnen. Der wollte seine Hände allerdings in Unschuld waschen und schickte seinen tackeligen Staatssekretär vor, um den Deal ? wider (alle Vernunft) allen Bedenken ? abzusegnen.
Nun hatte die Partei, die von sich behauptete, die Belange von Arbeitnehmern zu unterstützen, endlich ihr Ziel erreicht. Die gesamte Arbeitnehmerhierarchie ward von nun an versorgt: Der Wirtschaftsmüllerminister wurde kurz darauf auf den Thron des Vorstandsvorsitzenden vom größten Einzelaktionär gehievt, sein treuer Vasall, der tackelige Staatssekretär, der sich auch als Sherpa einen Namen machte, saß plötzlich auf dem Thrönchen der Prinzessin Steagine und freute sich dort des Lebens.
Als der ehemalige Chef der Partei, die von sich behauptete, die Belange von Arbeitnehmern zu unterstützen, nun auf sein Werk schaute, war er zufrieden und schaute von nun an für sich selbst nach einer Altersversorgung. Nun begab es sich, dass er sich mit dem neurussischen Zaren gut verstand, nutzte das Elend seiner energiehungrigen Untertanen aus, gründete mit ihm und einem ehemaligen winterlichen Erzfeind eine lange Leitung durch das östliche Meer und baute sich somit seinen eigenen Thron. Auch einen fahnenflüchtigen Landesfürsten sollte noch eine Nebenbeschäftigung angedeiht werden. Er wurde Konsul in einem russischen Energy-Reich.
Leider verlor die Partei, die von sich behauptete, die Belange von Arbeitnehmern zu unterstützen, abnehmend an Einfluss und begann zu schwächeln. Innerhalb von wenigen Jahren verschliss sie mehrere große Vorsitzende, was dem wackeren Chef der EON nicht gut Berno tat. Verunsichert durch den Verlust seines Aktiendepots, seines verlorenen Krieges gegen die Spanier und auch wegen der geduldeten Geldverbrennung im eigenen Haus, trat er an, um zurückzutreten. Flugs besann er sich auf die Partei, die von sich behauptete, die Belange von Arbeitnehmern zu unterstützen, und bat um Rücktrittssolidarität.
Rund 9.000 verdiente Mitarbeiter, meldeten sich, um genauso versorgt zu werden, wie weiland die Parteioberen von der Partei, die von sich behauptete, die Belange von Arbeitnehmern zu unterstützen.
Und wenn diese Partei bei Veröffentlichung dieser Zeilen noch nicht gestorben ist, so mauschelt sie noch heute?
Ich wusste gar nicht das Blindschleichen so hellsichtig sein können. Eine wunderschön wahre Fabel. Danke!