Erdogan-Fans für die Rohingya?

Türkische Rechte und AKP-Anhänger demonstrieren für die Rohingya in Dortmund. (Bild: Sebastian Weiermann)

In Dortmund haben am Sonntagnachmittag etwa 400 Menschen für die Rohingya in Burma demonstriert. Doch die Situation der muslimischen Minderheit war nur ein Vorwand, um Recep Tayyip Erdogan zu feiern und den Anspruch der Türkei eine Großmacht zu sein zu demonstrieren.

Das Leid der Rohingya in Burma ist zweifellos schrecklich. Nicht umsonst werden sie als am stärksten verfolgte Minderheit der Welt gezählt. Derzeit fliehen sie zu Tausenden in das Nachbarland Bangladesch. Dass aus dem Leid der Rohingya Kapital zu schlagen ist, hat auch der türkische Präsident Erdogan erkannt. Er forderte Bangladesch auf die Grenzen zu öffnen und sagte Hilfsgelder zu. Die Ankündigung Erdogans verwundert nicht, schließlich sieht sich die Türkei zunehmend als Schutzmacht von Muslimen auf der ganzen Welt.

Auch deutsche Erdogan-Fans folgten dem Ruf ihres Präsidenten. Der türkische Blogger Bilgili Üretmen kündigte in der vergangenen Woche an, eine Kundgebung für die Rohingya in Dortmund zu veranstalten. Am Sonntag kamen etwa 400 Menschen zu der Kundgebung. Das Bild wurde dominiert von türkischen Fahnen, Bildern Erdogans auf T-Shirts und einem Stand der „Allianz Deutscher Demokraten“ (ADD), einer Partei von AKP-Anhängern in Deutschland, die auch zur Bundestagswahl antritt und mit dem Konterfei Erdogans wirbt. Aber auch einige Anhänger der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ und Personen aus dem salafistischen Spektrum waren gekommen. Spektakulär war der Auftritt von einigen türkischen Rockern, die geschlossen mit ihren Motorrädern anreisen wollten, allerdings von der Polizei erst einmal kontrolliert wurden. In den Reden der Kundgebung blieb es bei scheinheiligen Solidaritätsbekundungen mit den Rohingya, – mehr Raum bekam die Lobpreisung des türkischen Präsidenten Erdogan, von dem Üretmen sagte, dass er ihn „liebe“. Erdogan stehe für den Schutz von hunderten Millionen Muslimen auf der ganzen Welt. Nicht gespart wurde auch mit Kritik an der Bundesregierung, welche die Türkei wie „ein deutsches Bundesland“ behandeln würde und sich in die Angelegenheiten der Türkei einmische. CDU und SPD hätten „6 Millionen Muslime in Deutschland“ gegen sich aufgebracht, so ein Redner. Die Veranstaltung endete mit einer Versteigung zu Gunsten des salafistischen Hilfsvereins „Ansaar International“, der sich nach Angaben der Redner auch um flüchtende Rohingya kümmere.

In Dortmund haben 400 Menschen an diesem Nachmittag vor allem eines demonstriert: Ihre Sympathie für Recep Tayyip Erdogan und den türkischen Anspruch „Schutzmacht“ der Muslime zu sein. Die ADD hat einmal mehr gezeigt, dass sie nicht mehr als eine deutsche Filiale der AKP ist. Und die Zivilgesellschaft hat einmal mehr bewiesen, dass sie nicht in der Lage ist, gegen Faschisten, die nicht das sprichwörtliche Hakenkreuz auf der Stirn tragen, aufzustehen.

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Aimée
Aimée
7 Jahre zuvor

Das Schlimme an der ganzen Sache ist, dass die Rohinya instrumentalisiert werden. In Myanmar trifft es viele Ethnien schlimm, allerdings die Kareni wesentlich schlimmer. Jetzt sind diese keine Muslime und damit als Opfer für eine vermeintliche systematische Verfolgung nicht geeignet.

Bei YT geht Lejeune sogar so weit, dass er für die IHH um Spenden bittet. Die IHH ist als Verein in Deutschland seit 2010 verboten, da sie gegen das Völkerverständnis agiert.
Genau dies ist auch der Hintergrund der Demo in Dortmund, das Leid wird für Propaganda missbraucht.

Nur einmal zur Info über die Kareni : https://www.youtube.com/watch?v=7rJQerhqTwc

Gast
Gast
7 Jahre zuvor

Dieser Üretmen tut lediglich  patriotisch; gibt sogar selbst zu,  nicht mal den bezahlten Wehrdienst in der Türkei abgelegt zu haben, auch Feiglingen-Wehrdienst genannt. Ein Schwätzer halt – inhaltlich ist auch nichts dahinter was der sagt. Auf ihn fallen nur Dumme rein.

Gerd
Gerd
7 Jahre zuvor

"Und die Zivilgesellschaft hat einmal mehr bewiesen, dass sie nicht in der Lage ist, gegen Faschisten, die nicht das sprichwörtliche Hakenkreuz auf der Stirn tragen, aufzustehen."

Das ist nun wirklich zu hart formuliert. Die tapferen Kämpfer für Freiheit und Demokratie sind vermutlich bloß noch von ihrem unerschrockenen Einsatz in Waltrop erschöpft. Auf keinen Fall fehlen ihnen die … in der … um sich echten Extremisten entgegen zu stellen.

RobinS
RobinS
7 Jahre zuvor

@Gerd
Die AFD sind für Sie keine " echten" Extremisten ?
Was fehlt denn noch ?

Ke
Ke
7 Jahre zuvor

Eine Friedensnobelpreisträgerin ist Regierungschefin eines Landes, in dem grösste Verfolgung herrscht. Kann der Preis auch aberkannt werden?

Die Region kämpft mit den Monsunfolgen. Hier ist Unterstützung erforderlich. Es wird sich zeigen, ob Gelder fliessen. In vielen Regionen fehlen deutlich geringere Summen als für die Finanzierung eines Fussballers notwendig sind.

Dann gibt es Erdoganfreunde in Deutschland, die aber nicht in der Türkei leben wollen. Das Thema Wehrdienst in der Türkei ist bei diesen Gruppen dann auch immer wieder interessant.

Die übliche "Gegen Rechts"-Fraktion schaut nur in Teilen der rechten Ecken.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@#3: Die Mimimi-AfD-Waschlappen und -Tranköppe in Waltrop benötigen keine Demokraten mit Eiern, da reicht Flatterband vollkommen.

Gerd
Gerd
7 Jahre zuvor

#3:

Die AfD wird in Gegensatz zur Linken nicht vom Verfassungsschutz beobachten, da dort keine verfassungsfeindlichen Umtriebe erkennbar sind.

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