Heute vor 80 Jahren ermordeten die Nazis Erich Mühsam im KZ Oranienburg. Mühsam war an der Münchener Räterepublik beteiligt, Schriftsteller, Bohémien und Anarchist. Der Revoluzzer ist sein bekanntestes Gedicht:
Der Revoluzzer
(Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet)
War einmal ein Revoluzzer,
im Zivilstand Lampenputzer;
ging im Revoluzzerschritt
mit den Revoluzzern mit.Und er schrie: „Ich revolüzze!“
Und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke Ohr,
kam sich höchst gefährlich vor.Doch die Revoluzzer schritten
mitten in der Straßen Mitten,
wo er sonsten unverdrutzt
alle Gaslaternen putzt.Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
aus dem Straßenpflaster aus,
zwecks des Barrikadenbaus.Aber unser Revoluzzer
schrie: „Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!Wenn wir ihn‘ das Licht ausdrehen,
kann kein Bürger nichts mehr sehen.
Laßt die Lampen stehn, ich bitt!
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!“Doch die Revoluzzer lachten,
und die Gaslaternen krachten,
und der Lampenputzer schlich
fort und weinte bitterlich.Dann ist er zu Haus geblieben
und hat dort ein Buch geschrieben:
nämlich, wie man revoluzzt
und dabei doch Lampen putzt.
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Schön, dass einmal an dieses Gedicht erinnert wird. An die gesungene Version (Ernst Busch) soll auch erinnert werden:
http://www.zeit.de/2014/08/erster-weltkrieg-anarchist-erich-muehsam
Mühsam lebte noch in dem Wahn, ein revolutionärer Bürgerkrieg würde automatisch in einer linken Heilsgesellschaft enden.
Das ist die Gnade der frühen Geburt.
Ich würde doch empfehlen, den Laurinschen und Mühsamschen Sireenengesängen nicht zu folgen und an der freiheitlichen Demokratie – einem System von Konfliktregulierungen und Verabredungen – festzuhalten. Auch um den Preis, dass die Straßenbeleuchtung an ihrem alten Ort bleibt.