Am Freitagabend wird im Nordpol erstmals eine Kunstausstellung eröffnet. Unter dem Titel „Jungle“ zeigen die Dortmunder Künstler Eva Krenzer und Erwin Haffner ausgewählte Arbeiten. Anfang November des vergangenen Jahres öffnete das unkommerzielle Ladenlokal erstmals seine Pforten (die Ruhrbarone berichteten). Seitdem machen die Aktivisten des Nordpol vor allem durch Vortragsreihen, Konzerte und die regelmäßig stattfindenden Tresenabende auf sich aufmerksam. Gut besuchte Höhepunkte der vergangenen Wochen waren unter anderen der Vortrag Bastian Pütters über die Anfänge der Dortmunder Nordstadt, das ziemlich überfüllte Bierschinken Konzert mit Matula und Favorit Parker und die Kooperation mit dem Umsonstladen Projekt, über die sogar der Fernsehsender WDR berichtete.
Großes Programm, kleiner Preis
Das Nordpol-Kollektiv betreibt das Ladenlokal nach wie vor gemeinnützig. Niemand im Laden bekommt Geld für die geleistete Arbeit hinterm Tresen oder die Organisation von Veranstaltungen, obgleich der Aufwand in beiden Fällen teils enorm ist. Trotzdem gibt es aktuell kaum einen Tag in der Woche, an dem die Türe an der Münsterstraße 99 nicht zumindest für ein paar Stunden geöffnet wird. Neben Spieletreffs, Filmvorführungen und den eingangs erwähnten Konzert- und Vortragsabenden besticht der Nordpol vor allem als Raum des lockeren Beisammenseins, aber auch möglichen Besoffenseins. Denn die gemäßigten Getränkepreise im Laden erlauben auch denjenigen Besuchern einen adäquaten Alkoholrausch, die ihr Bier sonst eher im Supermarkt oder an der Bude kaufen müssen.
Freitag Ruhetag, Razzia ausgenommen
Lediglich Freitags blieben im Nordpol bisher meist die Lichter aus. Es sei denn, die Aufräumarbeiten des feuchtfröhlichen Vortages oder die Vorbereitungen der großen Sause des Folgetages müssen erledigt werden. Dass dieser Ruhetag manchmal für Irritationen sorgt, mussten auch die Ordnungsamtsmitarbeiter samt Polizeibegleitung vor geraumer Zeit erfahren. Ende Februar wurde zur Abwechslung mal der Nordpol das Ziel einer für die Nordstadt typischen Willkürrazzia. So wollte die wortführende Mitarbeiterin des Dortmunder Ordnungsamtes auch nicht recht glauben, dass an dem Abend nur eine nicht öffentliche Teamsitzung stattfand. Noch weniger wollte sie glauben, dass der Nordpol tatsächlich alle rigiden Regularien und Vorschriften der Behörden erfüllt, die es für ein Lokal dieser Art zu erfüllen gilt. Grußlos und sichtlich enttäuscht zogen die mehr als ein dutzend Amtsträger dann auch wieder ab, ließen es sich jedoch nicht nehmen, direkt vor der Eingangstüre die wohl zur näheren Prüfung konfiszierten, teils politischen Flyer mit höhnischen Kommentaren zu belegen. So wurde etwa kritisiert, dass ein Demoflyer nichts mit Kunst zu tun habe. Offensichtlich wurde den Amtsträgern das Lokal nämlich als Kunstraum vorgestellt. Die enttäuschten Gesichter der drei wie Möchtegern-Polizisten ausstaffierten, breitschultrigen Ordnungsamt Herren ließ zumindest den Autor dieser Zeilen darauf schließen, dass diese ihre wohl privat gekauften Handschuhe, Kabelbinder, Reizgasfläschchen und Miniknüppel auch mal gern benutzen würden. Schusswaffen dürfen die Mitarbeiter der Ordnungsämter ja glücklicherweise immer noch nicht tragen, auch wenn der Ruf danach schon hier und da hörbar wurde.
Erste Ausstellung: Jungle
Dass der Nordpol tatsächlich auch Kunstraum ist, dürfte mit der Ausstellungseröffnung von „Jungle“ am 25. April dann auch den kulturrenitenten Vertretern der Stadtbehörden einleuchten. Denn die ausgestellten Arbeiten von Haffner und Krenzer erfüllen zumindest Formal die Kriterien von Kunst, die auch besagte Ordnungsamtsmitarbeiter nicht auf den ersten Blick überfordern sollten: Farbe und Papier auf Papier, Holz und Leinwand. Im weitesten Sinne handelt es sich also um Bilder.
Krenzers Arbeiten zeigen in Acryl auf Leinwand meist abstrakte Tier- und Fabelwesen in eher matten Farbtönen. Von welchem Tier jeweils abstrahiert wurde, ist je nach Blickwinkel nicht immer eindeutig festzustellen. Haffners Arbeiten sind größtenteils ebenfalls abstrakt gehalten. Allerdings entstammen die ausgewählten Werke nicht – wie bei Krenzer – einer Schaffensphase, sondern sind in verschiedenen Perioden entstanden. So gibt es von ihm Ölbilder, Collagen und Hybriddrucke zu sehen.
Die Vernissage beginnt um 19 Uhr, für die musikalische Untermalung des künstlerischen Umtrunks wurde der Dortmunder DJ Michael Mikovic’ (adapta) verpflichtet. Im Anschluss werden die Bilder für etwa vier Wochen im Nordpol zu sehen sein. Das Ordnungsamt wird also genug Zeit haben, sich erneut von der künstlerischen Qualität an der Münsterstraße 99 überzeugen zu können. Und wird diesmal hoffentlich etwas freundlicher auftreten.
„Jungle“
Freitag, den 25.4.2014, 19 Uhr
Nordpol, Münsterstraße 99, Dortmund
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