Es ist Krieg, Herr Freiherr von und zu Guttenberg

Der Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan nimmt die Uniformsmütze. Informationen über zivile Opfer bei dem durch einen deutschen Oberst veranlassten Luftangriff auf zwei von den Taliban gekaperten Tanklastern in Afghanistan wurden zurückgehalten. Der damalige Verteidigungsminister Josef Jung(CDU) ist nicht mehr im Amt, die Karriere Schneiderhans ist zu Ende und auch ein Staatsminister musste gehen.

Der neue Minister Karl-Theodor zu Guttenberg(CDU) zeigt sich derweil als neuer starke Mann im Bendlerblock. Mit Anzug, Krawatte und gegelten Haaren reiste er ins Kriegsgebiet, nannte die Lage am Hindukusch immerhin "kriegsähnlich" und bedauerte die zivilen Opfer des von den Deutschen am 4. September erbetenen und von der US Air Force ausgeführten Bombenangriffs auf zwei im Flussbett steckende Tanklaster.

Guttenberg beantwortet leider nicht die wichtigste Frage. Warum ist die Bundeswehr nicht selbst mit einer Einheit aus dem Lager am Flughafen in Kundus ausgerückt und hat die als Bedrohung empfundenen Tanklaster zurückgeholt? Die Tanklaster waren zwar von den Taliban gekapert, aber sie steckten unweit des Lagers der Bundeswehr in einem Flussbett fest.

Warum hat der deutsche Oberst sich für einen Luftangriff entschieden, wo doch vielleicht ein mobiles Einsatzkommando ausgereicht hätte? Auch wenn Guttenberg den Kampf in Afghanistan als „kriegsähnlich“ ansieht, kann das ja wohl kaum heißen, dass man zivile Opfer in Kauf nehmen dürfe, um die Sicherheit der eigenen Soldaten zu garantieren.

Ich habe dem Verteidigungsminister folgende Fragen gestellt:

Welche unmittelbare Gefahr ging von den zwei Tanklastern für die Bundeswehr in Afghanistan aus, die in der Nacht zum 4 September 2009 von den Taliban gekapert wurden, die aber doch in einem Flussbett feststecken?

Rechtfertigte diese Gefahr einen Luftangriff, selbst wenn dabei zivile Opfer nicht ausgeschlossen werden konnten?

Warum wurde zur Ausschaltung der im Flussbett festsitzenden Tanklaster keine Einsatzgruppe der Bundeswehr beauftragt, um diese im Flussbett steckenden Tanklaster unschädlich zu machen?

Wiegt bei der Einsatzplanung der Bundeswehr in Afghanistan der Schutzgedanken gegenüber den eigenen Soldaten höher als der Schutzgedanken gegenüber der Zivilbevölkerung in Afghanistan?

Die Antworten werde ich hier veröffentlichen.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
10 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

„Es ist Krieg, Herr Graf zu Guttenberg“ (Überschrift)

Ja, es ist Krieg, aber Graf (s.o.) ist die genannte Person meines Wissens nicht. Er ist nach meinem Kenntnisstand Freiherr (dabei Anrede Baron auch üblich).

David Schraven
Admin
14 Jahre zuvor

Stimmt Angelika. Sollte der Autor verbessern. 🙂

Andi
Andi
14 Jahre zuvor

Mit Namen scheint der Autor einige chronische Probleme zu haben. 😉

Arnold Voss
14 Jahre zuvor

Baron, Graf, Fürst,Freiherr, Schloßherr, Gutsherr ….muss man sich das wirklich alles heute noch merken. Reicht nicht einfach der Name.Vielleicht verziert mit einem erworbenen, nicht einem ererbten Titel.Nichts gegen Familiengeschichte.Aber muss man die dauernd im wahrsten Sinne vor sich her tragen.

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

Die Mutter des Erwähnten, der eben kein Graf, sondern ein Freiherr (Baron) ist, ist nach meinen Informationen Christiane Gräfin und Edle Herrin von und zu Eltz genannt Faust von Stromberg, sein Vater ist Georg Enoch Baron von und zu Guttenberg. Die Mutter hat dann später nochmals geheiratet und zwar Adolf von Ribbentrop.

Alles historisch sehr interessante Namen.

Ok, darum geht es natürlich in dem Artikel oben nicht. Deshalb an den Autoren: Sorry, für das Abschweifen im Kommentarteil.

gregor
gregor
14 Jahre zuvor

Es bleibt ein nicht hinzunehmender Skandal, dass deutsche Truppen ueberhaupt in Afganisthan als amerikanische Kombattanten stationiert worden sind. Denn von Anfang an war doch fuer diejenigen klar zu erkennen, dass der Aufbau einer Demokratie in Afganisthan unter realistischen Annahmen ueberhaupt nicht zu erreichen ist.

Was sollen deutsche Truppen fuer ein Ziel in Afganisthan erreichen ?

Keines.

Denn, wir erinnern uns, dass Kanzler Schroeder und sein Aussenminister Fischer sofort nach dem 0911 Terroranschlag der Taliban deutsche Truppen Herrn Bush nahezu aufgedraengt hat. Es war ja die Rede von uneingeschraenkter Solidaritaet mit den Amerikanern, und davon, dass wir die Amerikaner nicht zu kritisieren haben. Nach nationalen Interessen hat bei der Entsendung deutscher Soldaten niemand nachgefragt. Dies sollte man aber immer tun, denn ist es das Leben junger deutscher Staatsbuerger denn ueberhaupt wert, dort einen kriegerischen Einsatz zu fuehren, der zu keinem Ende fuehrt ? Wohl eher nicht. Und das Leben von Afghanen, die unschuldig zwischen die Fronten geraten wohl auch nicht.

Und man darf ja auch noch mal daran erinnern, dass die Taliban amerikanische Geschoepfe des kalten Krieges sind, die die amerikanischen Regierungen selber aus der Taufe gehoben haben, um die Russen aus Afghanistan zu vertreiben. Also ist es deren Aufgabe, diese Taliban auch alleine zu entwaffnen, wenn die Amerikaner dies denn moechten.

Das deutsche Politiker immer wieder gebetsmuehlenhaft murmeln, dass der Einsatz deutscher Truppen alternativlos sei, und der Aufbau einer demokratischen Zivilgesellschaft einen langen Atem brauche, ist ein Offenbarungseid, der realischen Politikansaetzen Hohn spricht.

Wir muessen aus Afganisthan raus, so schnell es geht. Sonst geht das Toeten weiter. Auf allen Seiten.

Und Apropos, die sogenannten Taliban sind jetzt die zweite oder dritte Generation nach bin Laden. Die erste Generation liegt schon unter der Erde.

Sich ueber die korrekte Anrede von Herrn Gutenberg zu unterhalten zeigt, auf welchem Niveau man ueber dieses Thema zu reden gedenkt.

Arnold Voß
Arnold Voß
14 Jahre zuvor

„Wir muessen aus Afganisthan raus, so schnell es geht. Sonst geht das Toeten weiter.“

Lieber Gregor, das Töten geht auch weiter, wenn „wir“ aus Afganistan raus sind.Es wird wohlmöglich noch viel mehr.Das ist das Problem.

gregor
gregor
14 Jahre zuvor

Lieber Arnld,

dies ist mir schon klar. Aber welchen Sinn soll es denn haben, sich an einem Krieg zu beteiligen, der nicht zu gewinnen ist. Fuer uns Deutsche muss die Frage nach der Verantwortung gestellt werden, ob es verantwortlich ist, deutsche Soldaten in einem Krieg zu opfern, der ein Guerilla-Krieg ist. Geurellia Kriege sind nicht zu gewinnen. Schlage im Geschichtsbuch nach, und Du wirst finden, dass nicht eine Guerilla-Krieg von einer Demokratie gewonnen worden ist. Denn die Taliban haben eine viel groessere Opferbereitschaft als der Westen, insbesondere Deutschlands.

Was passiert eigentlich in Deutschland, wenn wir uns wirklich nachhaltig in Kampfeinsaetze mit den Taliban einlassen. Dann steigt der Blutzoll ebenfalls nachhaltig. Das ist doch das, was Du wolltest, um das Toeten zu verhindern, den militaerischen Druck zu erhoehen.

Und hier muss ein eindeutiges Nein festgestellt werden.

Dass nach Vietnam ohne aus den Fehlern zu lernen, auch deutsche Politiker diesen post-imperialen Feldzug mitmachen stimmt einen schon traurig.

Wie hiess das denn damals, von 1965 bis 1973 in Vietnam. Die Freiheit der westlichen Welt muss in Suedostasien verteidugt werden, sonst faellt mit Vietnam die ganze Region Suedostasien dem Kommunismus anheim. Wir Aelteren erinnen uns, dass damals Kommunismus als Synonym fuer den heutigen Terrorismus gestanden hat.

Und was war das Ergebnis nach dem Krieg in Vietnam. Ca. 3 Millionen zivile und militaerische Opfer unter den Vietnamsen und 58.000 Tote amerikanische GI’s. Apropos, hat die Zahl der amerikanischen Veteranen die sich nach 1973 dem Freitod hingegeben haben, die Zahl der Gefallenen mittlerweile ueberholt. Auch das sollte uns nachdenklich stimmen, wenn wir ueber Krieg diskutieren. Das ist kein Abenteuer, sondern blutiger Ernst.

Hat sich der Kreig in Vietnam gelohnt ?

Wohl nicht. Sogar der ehemalige Verteidigungsminister McNamara hat spaeter eingeraeumt, er habe sich schrecklich geirrt.

Und jetzt irren die verantwortlichen Politker wiederum.

Apropos eine Paralle von vielen anderen weist Afghanistan auch noch mit dem Vietnam Krieg auf.

Das korrupte Karsei Regime aehnelt ziemlich genau dem damaligen Satrapen Diem.

Ein Kaspar von Washingtons Gnaden wie Karsei einer ist, soll das Toeten mit ihm loyalen Truppen stoppen ? Da lache ich aber.

Und nationale deutsche Interessen sind in Afghanistan nunmal nicht beruhert. Dies waere der einzige Grund, deutsche Soldaten dem Tod auszusetzen. Und ich gehoere nicht zu denjenigen, die junge Soldaten um die 20, die keine anderen beruflichen Chancen hatten, als sich bei der Bundeswehr zu verpflichten, so eben mir nichts dir nichts, zu opfern. Denn diese jungen Soldaten Zahlen buchstaeblich mit ihrem Leben die Zeche fuer Poltiker, due in ihren Planspielen mit hohlen Begriffen wie Buendnisolidaritaet umgehen.

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
14 Jahre zuvor

Das Töten wird weitergehen, ohne Zweifel und vermutlich noch schlimmer. Vergessen sei nicht, wie die Taliban nach dem Sieg über Nadschibullah mordeten.

Aber, nach dem gründlichen Scheitern, Bin Ladn wurde eben nicht ausgeschaltet und die „Gotteskrieger“ nicht dezimiert, was bleibt übrig? Die Grenzen öffnen für jeden demokratischen Afghanen, der bereit ist, die Gesetze einer demokratischen und säkularisierten Gesellschaft anzuerkennen. Mehr wird wohl nicht drin sein. Ob das allerdings mehrheitsfähig ist?

Heribert....
14 Jahre zuvor

Um von der eigenen Unzulänglichkeit abzulenken (Trittin,Gabriel und Linke,)verunglimpft man einen untade-
ligen Menschen, der erst 3 Wochen Verteidigungsminister istund fordert Rücktritt.Todesopfer sind immer bedauerlich
(142 Tode, wer war Taliban,wer war Zivilist?)Wo Waren die
die sich trauten einem Monster Paroli zu bieten,als durch
Bombenterror hunderttausende Zivilisten krebierten?Niemand.z.B.Dresden in einer Nacht zu Kriegsende ca.80000
tausend.Wer kümmerte sich um die Hinterbliebenen?Niemand.
Kein Psychotherapeut,keine Seelsorge,nichts.
Die Haarspaltereien dieser Herren(siehe oben)ist unerträg-
lich und unwürdig,sie sollten sich mehr um ihre Parteien kümmern die sind fast am unterem Ende der Scala angelangt
und somit unter ferner liefen.1/2% Punkt nach oben, wird gefeiert wie ein Sieg.Wenn es nicht so traurig wäre,könnt
man lachen.Man bräuchte noch 10 Guttenbergs in der Regier-
ung um den Parteienklüngel mal zu zeigen „was ne Harke “
ist.

Werbung