Heute Abend ist es soweit, das Finale des Eurovision Song Contest steigt in Düsseldorf. Unser Gastautor Tiffy von Bösefeld hat sich die 25 Finalisten von Finnland bis Spanien angesehen und gibt hier seine ernsten bis nicht ernstzunehmenden Einschätzungen zum Besten.
Mal ehrlich, keiner der Kandidaten kommt auch nur im Geringsten an eine Gigliola Cinquetti heran, die 1964 mit „Non ho l’eta“ gewann. Aber der Wettbewerb heißt ja nicht mehr Grandprix d’Eurovision de la Chanson, sondern Song Contest. Guter Gesang ist daher eher Mangelware, die Musik soll nur gut klingen, Ohrwürmer erzeugen und sich hoffentlich verkaufen.
Finnland will uns mit einem braven Buben erzeugen, nach Lordi geht es also ins andere Extrem. Blumensträuße für Mutti sind damit vielleicht zu gewinnen, nicht aber das Herz der Europa.
Bosnien-Herzegowina kommt mit einem Altmatador daher, der bereits Ende der 1990er Jahre einmal teilgenommen hat. Ganz nett, für den Balkan vielleicht, aber mehr auch nicht.
Dänemark macht schon einen anderen Eindruck: eingängiger Refrain, etwas rockig, nur die Frisur hätte man nicht von dem irischen Zappelphillipp-Duo Jedward abkupfern sollen. Vordere Plätze garantiert.
Litauen, naja, ich könnte schreiend weglaufen angesichts des Refrains: C’est ma vie, Oui. Warum hat die Academie francaise nicht protestiert, eine Ballade mit billigem Französisch-Kitsch, da hör‘ ich mir lieber Celine Dion an.
Ungarn, vielleicht sollte man das „what about my dreams“ als einen Hilferuf für die Pressefreiheit verstehen.
Irlands Beitrag steht genau für das, was ESC-Jünger haben wollen: White Trash. Ob 2007 die Ukraine oder dieses Mal Jedward, flippig-verrückt kommt als Show an, da ist das Lied egal. Bleibt zu hoffen, dass dieses Lied nicht Platz eins bekommt.
Schweden, kein Kommentar. Ebenso wenig aufwerten sollte man Estland, eingängige Euro-Pop-Nummern, die man direkt von einer Jury aus Weißrussland verbieten sollte.
Was ist aus Griechenland nur geworden? Ein Volkslied samt Rapper, kein Temperament, kein Bouzouki, traurig, traurig.
Russland schickt uns ein Double von Alexander Klaws. Kurzlebig ist auch der Song, was macht eigentlich Klaws derzeit?
Frankreich schmückt sich mit einem Tenor, noch dazu einem, der auf Korsisch klassisch schmettert. Tolle Idee, politisch angesichts der Sprache sehr mutig, aber das falsche Format für so ein Experiment.
Italien, ein Geheimtipp. Lange waren die Italiener abstinent, konzentrierten sich lieber auf ihr San Remo. Jetzt ein toller Beitrag, der wohl aber ähnlich wie Roger Ciceros Experiment schief gehen wird. Musikalisch dennoch hoch einzuschätzen.
Die Schweiz schickt uns eine Mischung aus Lena, Stefanie Heinzmann und Christina Stürmer. Dieser liebe Mädchensong klingt butterweich, aber zu wenig kämpferisch. Und hat kein Tempo. Schade, schade.
Jaja, das Vereinigte Königreich. Im letzten Jahr gab es einen letzten Platz. Und dieses Jahr versucht man uns mit einem Boygroup-Comeback zu locken, das man noch dadurch befeuert, wie Spiegel Online schrieb, dass die Muckiberge vorher nackig in einem Schwulen-Blatt zucken. Eingängiger, aber chancenloser Titel.
Moldawien macht Zirkus, der nicht antreten kann, um zu gewinnen. Aber wie ich vorher schon einmal schrieb, was wäre der ESC ohne diesen folkloristischen Trash. Es wäre eine bitterernste langweilige Veranstaltung.
Deutschland, mal ehrlich. Das ist kein Siegerlied. Aber aus Befangenheit und da ich nicht als Vaterlandsverräter hier stehen will, schweige ich.
Rumänien gehört in die Kategorie schön und so, aber mehr auch nicht. Das gleiche gilt für Österreich. Da ist null Reiz dran.
Ganz anders Aserbaidschan, mein Sieger-Tipp. Ein seichtes Duett, das zwar keine Überraschungen bietet, aber Ohrwurm-Qualität hat. Noch dazu ein guter Refrain. Und alles in weiß, was kann genauso unschuldig sein. Höchstens Nicole, aber das war 1982.
Slowenien, ja es läuft round and round, aber mehr auch nicht. Weiter.
Island musste zittern, hat es aber ins Finale geschafft. Ein Gute Laune-Song für den ländlichen Raum, der nicht abschmieren, aber auch nicht siegen wird.
Spanien wollte ja unbedingt die Startnummer 22. Das ist die, mit der Lena letztes Jahr gewonnen hat. Nachmacher! Naja, dazu wird es nicht kommen, da eignet sich der norwegische Beitrag ja besser als Sommerlied als dieses spanische BailaBaila-Geklimper.
Ukraine? Gab es da nicht auch Schmu wegen der Nominierung im eigenen Land? Das Kleid gehört in die Mottenkiste, der Song auch.
Serbien ist eine ganz tolle Nummer, zwar extrem retro, aber sie singt in ihrer Sprache und wir hören zu. Ein fetziger Song, der mitreißt und ein Ohrwurm ist, der seinesgleichen sucht. Unter die Top 5 sollte „Caroban“ kommen. Eben „Zauberhaft“.
Georgien, ja das Kleid, das Kleid, düsterer Pop-Rock mit Reflektoren-Tüll. Nein, nein, nein, sie hat das Trash-Konzept des Wettbewerbs nicht verstanden. Alles kann man sich nicht erlauben.
25 Künstler sind im Finale: may the best win, worin – das muss jeder Zuschauer sich selbst beantworten. Anders kann man diese Ergebnisse nie interpretieren. Der Gesang ist es jedenfalls nicht.
Stefan, ändere bitte die Überschrift!
„Gastautor bei den Ruhrbaronen sagt korrekt den Sieger des ESC 2011 voraus“
Ansonsten liebe Leser, es war ein Riesenspektakel. Einen Nachtrag gibt’s später an diesem Tage. Dann mit ausführlichen Details zum Verlauf des Abends in Düsseldorf. Ich gehe jetzt ins Bett.
Grüße
Euer Tiffy von Bösefeld
Alexander Klaws spielt zur Zeit die Hauptrolle in dem Musical Tarzan, weiß doch jeder, kommt man doch gar nicht dran vorbei, steht doch jede Woche in irgendeiner Zeitung.
M.B. Ich wusste noch nicht einmal dass es ein Tarzan-Musical gibt 🙂
Wie konnte Blue so abstürzen, peinliches Boygroup-Recycling. Werden die Frauen sie trotzdem lieben, jetzt wo sich schon nackig gemacht haben?