Serie: Wie esoterisch ist mein Gesundheitsministerium? Teil 9: Mecklenburg-Vorpommern

Letzte Woche fiel unsere beliebte Serie „Wie esoterisch ist mein Gesundheitsministerium?“ leider aus. (Wieso, könnt ihr hier nachhören.)

Heute geht es aber wieder weiter, und zwar mit einem Bundesland, das recht spät antwortete: Mecklenburg-Vorpommern.

Das Land von Wolf (und Eso?) - via wikicommons
Das Land von Wolf (und Eso?) – via wikicommons

Damit im Westen mehr über das Ostbundesland bekannt wird, als dass dort wilde Wölfe wohnen, haben wir insgesamt ein halbes Dutzend Mal für euch nachgefragt, bis wir die letztgültige Version von Antworten auf unsere Fragen hätten.

Die Antworten fallen ein wenig mager aus, und ich verwies auf das Landespressegesetz und die darin verankerte Informationspflicht, worauf mir umgehend mitgeteilt wurde:

Wie ich Ihnen schrieb, gibt das Ministerium keine Empfehlungen zu Behandlungsmethoden ab. Die Frage nach der Stellung zur Alternativmedizin lässt sich nicht mit ihren zwei aufgezeigten Alternativantworten beantworten.
Wir kommen mit den Ihnen geschickten Antworten durchaus unserer Antwort- und Auskunftspflicht nach.
Ich habe Ihnen im Folgenden die Ihnen bereits zugesandte Antwort noch einmal auf ihre drei Fragen aufgeteilt.

Nun gut, dann ist dem eben so. Und wir haben im Hinterkopf, worauf wir uns an anderer Stelle geeinigt hatten: wer Antwort vorenthält, muss schlechter dastehen, als jemand der antwortet. Jetzt aber los!

Ministerin Schwesig (Quelle: Wikipedia.de)
Ministerin Schwesig
(Quelle: Wikipedia.de)

Heutiges Bundesland:
Mecklenburg-Vorpommern

Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales:
Manuela Schwesig (39)

Parteibuch:
SPD

Die Bewertung:
Für jede Antwort werden 0 bis 5 Globuli vergeben. Je mehr Globuli, desto esoterischer das Gesundheitsministerium. Insgesamt können also 15 Globuli erreicht werden, wobei dies wohl nur der DHU erstrebenswert erscheinen dürfte.

 

 

1. Wie steht Ihr Ministerium zur Alternativmedizin? Sieht es darin „zu überwachende Quacksalberei“ oder eine „gleichzuberechtigende Alternative zur Schulmedizin und Naturheilverfahren“?

Das Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern gibt keine Therapieempfehlungen ab. Das zählt auch nicht zu den staatlichen Aufgaben.
Es gibt in Mecklenburg-Vorpommern an der Universitätsmedizin Rostock einen Lehrstuhl für Naturheilkunde. Insofern besteht eine Offenheit im Land für die wissenschaftliche Untersuchung naturheilkundlicher (alternativer) Heilmethoden.

Bewertung:  4 Globuli.

 

2. Wie steht das Ministerium zur evidenzbasierten Medizin? Welche Rolle schreibt es allgemein empirischen Wirkbefunden zu?

Ebenso unterstützt das Land die Versorgungsforschung an der Universitätsmedizin Greifswald, bei der es auch darum geht, evidenzbasierte Versorgungskonzepte zu entwickeln.

Bewertung:  2 Globuli.

 

3. Was empfiehlt das Ministerium in Fällen, in denen alternativmedizinische Vorstellungen diametral zu denen der Schulmedizin sind, bspw. im Bereich des Impfschutzes?

Das Ministerium gibt Empfehlungen zur Schutzimpfung ab und empfiehlt, die Öffentlichkeit und Fachöffentlichkeit über die positiven Wirkungen von Impfungen stetig zu informieren und mit Impfgegnern sachliche Argumente auszutauschen.

Bewertung:  0 Globulus.

 

Soweit die Antworten aus Mecklenburg-Vorpommern.
Wir kommen auf eine Esoterikwertung von 6 Globuli.

 

Erläuterungen

Man will sich nicht festlegen. Schon bei der ersten Frage nicht, und schraubt sich einen heraus, dass „Therapieempfehlungen“ nicht gegeben würden. Was natürlich nachvollziehbar ist. Aber danach war auch nicht gefragt. Es ging hier nicht um die Frage, was in einem bestimmten Fall (per Ferndiagnose) empfohlen wird – sondern darum, wie Quacksalberei Alternativmedizin generell bewertet wird. Auf diesen Umstand wurde aufmerksam gemacht, die Antwort blieb gleich – die Globulianzahl steigt.

Schwieriger einzuschätzen ist der Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Universität Rostock. Das Design der Internetpräsenz ist zwar unterirdisch schlecht, und man kann nur hoffen, dass niemand am Lehrstuhl glaubt, dass dies ein gelunger Auftritt ist – aber über die Qualität der Forschung muss dies nichts aussagen. Halten wir fest: es handelt sich um einen Stiftungslehrstuhl, ebenso wie beim bekannten „Hogwarts an der Oder“ des Professor Walach. Der interessiert sich für und unterstützt Homöopathie ebenso wie Fernheilung – und ist Forschungspartner der Rostocker. Nicht so toll, ebenso wie die Lehrstuhlinhaberin, Frau Prof. Kraft, in Publikationen der pseudowissenschaftlichen Hufelandgesellschaft erscheint. Trotzdem ist dies nur ein erster Blick – es finden sich aber auch gute Ansätze auf der Homepage und solche, die in der Kürze der Zeit nicht zu bewerten sind. Fragwürdig erscheint aber, was der Hinweis auf diesen Lehrstuhl ohne weitere Erläuterung seitens des Ministeriums in Schwerin ausdrücken soll. Insofern sollten die vier Punkte in jedem Fall OK gehen.

Kryptisch bleibt auch die Antwort auf die zweite Frage. Es ist gut, dass das Land „evidenzbasierte Versorgungskonzepte“ entwickelt. Darum ginge es bei der Greifswaldern nämlich „auch“. Und worum noch? Ist dies ein klares Bekenntnis zur Evidenzbasierung? Oder ist dies gleichberechtigt zu sehen zur Homöopathie (in Rostock)? Ist man für alles offen – oder doch nicht mehr ganz dicht? Es bleibt unsicher. Deswegen zwei Punkte.

Beim Impfen wird man dann doch noch deutlicher. Man ist dafür „über die positiven Wirkungen von Impfungen stetig zu informieren und mit Impfgegnern sachliche Argumente auszutauschen„. Löblich. Wieso denn nicht gleich so?

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
5 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Matthias B.
Matthias B.
11 Jahre zuvor

„Insofern besteht eine Offenheit im Land für die wissenschaftliche Untersuchung naturheilkundlicher (alternativer) Heilmethoden.“

In wie weit ist diese aussage den wirklich als so esoterisch zu bewerten?
Ist es nicht ein ständiger Aufruf der „Kritikerszene“ wissenschaftliche Beweise zu liefern? Gerade aus diesem Grund ist doch eine wissenschaftliche Untersuchung zu beführworten.

Klaus
Klaus
11 Jahre zuvor

Alleine schon der kurze Abschnitt „naturheilkundlicher (alternativer) Heilmethoden“ bezeugt schon die Ahnungslosigkeit, mit der hier geantwortet wurde. Naturheilkunde ist Medizin und keine Alternativmedizin und Alternativmedizin ist keine Naturheilkunde. Und alternative Heilmethoden gibt es nicht. Entweder bleiben diese lediglich Methoden, ohne sich ein „Heil“ im Namen zu verdienen“, oder es werden echte Heilmethoden der Medizin, dann braucht man das „alternativ“ nicht.

trackback

[…] Mecklenburg-Vorpommern ist nun Sachsen, pardon, der Freistaat Sachsen, […]

trackback

[…] esoterisch ist mein Gesundheitsministerium? Teil 9: Mecklenburg-Vorpommern, ruhrbarone am 19. August […]

trackback

[…] Zuneigung? Bei einer Umfrage der Ruhrbarone 2013 hat man sich Mecklenburg-Vorpommern schließlich um eine klare Positionierung zur Homöopathie […]

Werbung