Der Verein ‚Rot-Weiss Essen‘ ist trotz aller sportlichen und wirtschaftlichen Kapriolen zuletzt noch immer das Aushängeschild der Essener Sportlandschaft. Darauf haben die Rot-Weissen am gestrigen Abend in einer aktuellen Pressemeldung hingewiesen.
Die Studie ‚Sportmonitoring Essen 2013‘ sieht den Viertligisten von der Hafenstraße noch immer in der Führungsposition, gefolgt von den Moskitos (Eishockey) und dem TUSEM.
„Rot-Weiss Essen ist der mit Abstand bekannteste und gemeinsam mit dem TUSEM der beliebteste Verein der Stadt. Dies ergab die Studie „Sportmonitor Essen 2013“ der FOM Hochschule für Ökonomie & Management. Die Wissenschaftler haben im Rahmen ihrer Untersuchung herausgefunden, dass Rot-Weiss in der Stadt sehr gut ankommt und dabei ein ausgeprägtes positives Imageprofil aufweist.
… Zudem ist Rot-Weiss laut der repräsentativen Umfrage mit 97,4% der bekannteste Verein und rangiert somit auf Platz 1 der zehn großen Sportklubs in Essen mit weitem Abstand zu den Zweit- und Drittplatzierten ESC Moskitos (81,1%) bzw. TUSEM (79,7%). … Auch in puncto Beliebtheit und Sympathie liegt der Traditionsklub von der Hafenstraße ganz vorne in der Gunst der Essener.
…Laut eigener Wahrnehmung ist RWE „rotzig, rau, hart und unkaputtbar“. Die Übereinstimmung der Selbst- und Fremdwahrnehmung ist bei den Attributen „hart“ und „rau“ dabei überdurchschnittlich hoch.“, schreiben die Rot-Weissen.
So zutreffend und positiv das alles ja vordergründig betrachtet auch sein mag, kann und darf es doch nicht vergessen machen, dass der Anspruch einer Stadt wie Essen eigentlich doch ein höherer sein müsste. Denn eine echte Spitzenmannschaft von internationalem, oder zumindest nationalem Format sucht man in Essen bereits seit Jahren vergeblich.
Und das sollte doch eigentlich das Ziel einer der größten Städte des Landes (Essen ist mit seinen rund 570.000 Einwohnern immerhin die aktuell neuntgrößte Stadt der Republik.) sein. Schließlich sind die führenden Sportteams ideale Werbe- uns Sympathieträger von hoher Strahlkraft für die Städte.
Bei Licht betrachtet ist die nach Dortmund zweitgrößte Revierstadt sogar die einzige der zehn größten Städte Deutschlands, die derzeit keinen einzigen etablierten Erstligisten mehr in einer der aktuell führenden, großen Sportligen des Landes hat.
Das ist leider die traurige Kehrseite der Medaille der Sportlandschaft in Essen.
Mein Oppa, der schuld an meiner heutigen Fußballmacke ist, war auch RWE-Fan. Er ist 1974 gestorben und musste also – vermutlich, wenn er nicht im „Himmel“ ist – das ganze Elend nicht mehr sehen.
Der Verein konnte bei den Kommerzialisierungstrends des Fußballs nicht mehr mithalten, weil er zum einen von sehr vielen unfähigen Vorständen, zeitweise von Kommunalpolitikern aber auch von größenwahnsinnigen und egomanischen Mittelständlern durchsetzt, geführt wurde und zum andern die Stadtgesellschaft sich eben nicht so vorbehaltlos mit ijhm identifiziert hat, wie es die erwähnte Studie jetzt ermittelt haben will. Die bei RWE immer präsente Hooligan-Szene hat eben auch dafür gesorgt, dass sich Familien mit Kindern da lange nicht mehr hingetraut haben. Das hat lange nicht gestört, weil immer genug Fans die Bude voll gemacht haben – RWE hat ja quasi für alle Unterklassen, in denen es sich rumtrieb, für neue Zuschauerrekorde gesorgt, als Riese unter all den Zwergen bei allen Auswärtsspielen Angst und Schrecken verbreitet – nur eben nicht sportlich.
Zum andern hat sich die Orientierung der Fans entlokalisiert – ich wurde in den 70ern Mönchengladbach-Fan, aber im Prinzip sind heute alle Vereine, die guten Fußball spielen, im Pott und damit auch in Essen mit Fans vertreten.
Und was will RWE denn noch, nachdem die Steuerzahler dem Verein schon ein neues Stadion geschenkt haben? Soll der Staat jetzt auch noch junge Talente zuweisen?
Für Ente Lippens tut es mir leid, was er da heute alles miterleben muss. Aber er ist zu beglückwünschen, dass er bei RWE nie den „Overath“ gegeben hat. Der hat das Elend eines anderen Traditionsvereins eher noch vergrößert – ein toller Spieler ist noch lange kein guter Präsident. Entes Lokal „Ich danke Sie“ an der Grenze Karnap/Bottrop ist ein schöner Ort mitten im Pott, wo man mit so viel Idylle gar nicht rechnet.