Eishockeyfans in Ruhrgebiet und Rheinland hatten am Freitag die Wahl zwischen zwei vielversprechenden Derbys. Im ISS-Dome standen sich die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie in der DEL gegenüber. Am Essener Westbahnhof sollte es zum Traditionsduell zwischen den Mosktios und dem Herner EV in der Oberliga Nord kommen.
Die Vorzeichen waren relativ eindeutig. Der Herner EV rangiert oben in der Tabelle und kämpft mit den Trappers aus dem niederländischen Tilburg um den zweiten Platz hinter Ligenprimus Duisburg. Und auch die Form der Herner ist zur Zeit bestechend. Seit dem Gastspiel der Essener in der Herner Gysenberghalle Anfang Dezember musste sich das Team von Frank Petrozza nur den Duisburgern geschlagen geben. Doch auch die Moskitos wussten in den vergangen Wochen zu überzeugen. Die letzten sechs Heimspiele wurden gewonnen, unter anderem gegen die Top-Teams aus Tilburg oder Leipzig.
Den 2238 Zuschauern – begleitet von einem großen Polizeiaufgebot – in der Eisporthalle am Essener Westbahnhof wurde ein sehr gutes Eishockeyspiel geboten, beide Teams begannen mit hohem Tempo und druckvoll. Basierend auf einer sehr starken Defensive machten die Essener in den ersten Minuten das Spiel und setzten Christian Wendler im Herner Tor einige Male gefährlich unter Druck. Gegen Ende des ersten Drittels kam Herne besser ins Spiel, die Essener Verteidung ließ jedoch wenig klare Chancen zu und wenn doch war der in bestechender Form spielende Goalie Justin Schrörs auf der Hut. Dementsprechend ging es torlos in die erste Drittelpause.
Zu Beginn des zweiten Drittels kommen die Herner etwas besser aus der Kabine und erspielen sich mehrere gute Chancen. In der 24. Minute nach einem nicht geahndeten Stockfoul gegen Niklas Hildebrand fragen die beiden Brazda-Brüder mal freundlich bei den Hernern Michel Ackers und Stephan Kreuzmann nach und alle vier diskutieren die Situation in einem amtlichen Faustkampf aus, welcher mit einem doppelten Punktsieg für die jeweils gut 15cm kleineren Tim und Tobias Brazda endet. Kreuzmann und Tobias Brazda dürfen anschließend unter die Dusche, Ackers und Tim Brazda jeweils für 2+2 Minuten auf die Strafbank. Das Spiel wurde nun ruppiger und das niederländischen Schiedsrichtergespann war gefordert. Nach einigen weniger guten Schiedsrichterleistungen der Vertreter aus dem westlichen Nachbarland hatte man im Vorfeld schon schlimmeres befürchtet, das Gespann pfiff zwar etwas kleinlich, machte seine Sache jedoch besser als von vielen im Vorfeld gedacht.
Der Rest des zweiten Drittels war gepärgt von Strafzeiten. Trotz vieler Powerplay-Situationen ließ die starke Defensive auf beiden Seiten keine Tore zu. Eine fast zweiminütige 5:3-Überzahl für Herne in der MItte des zweiten Drittels überstanden die Mosktitos dank Justin Schrörs folgenlos. Als der ehemalige Essener Top-Scorer Aaron McLeod kurz vor Drittelende wegen Haltens auf die Strafbank muss nutzt Cornelius Krämer ein kurzes Durcheinander vor dem Herner Tor und kann den Puck über die Linie bringen. Die Zuschauer mit Ausnahme der geschätzt 300 Herner jubeln frenetisch und lassen Erinnerungen an die erfolgreiche Zeit Ende der 90er, Anfang der 2000er-Jahre aufkommen. So ging es mit einem nicht unverdienten 1:0 in die zweite Drittelpause.
Das dritte Drittel beginnt ähnlich schwungvoll wie das zweite endete. Eben jener Ex-Essener McLeod kann in der ersten Minute kurz nachdem er die Strafbank verlassen durfte nach einem eklatanten Fehler im Spielaufbau alleine mit dem Puck auf Justin Schrörs zulaufen und das 1:1 markieren. Angetrieben vom Ausgleich und der Tatsache geschuldet, dass Moskitos-Coach Frank Gentges seinen beiden ersten Reihen enorm viel Eiszeit abverlangt werden die Herner nun spielbestimmend. Die logische Konsequenz ist das 1:2 aus Essener Sicht durch Sören Hauptig nach einem äußerst vermeidbaren Puckverlust beim Rauspielen der Scheibe aus dem Essener Drittel. Sieben Minuten vor Schluss sitzt Artem Klein nach einem Stockschlag auf der Strafbank und Niklas Hildebrand hat in Unterzahl die Chance zum Ausgleich auf dem Schläger, Aaron Reckers kann dies nur noch regelwidrig unterbinden und der Schiedsrichter gibt folgerichtig einen Penalty für Essen. Hildebrand scheitert jedoch am starken Wendler und quasi im Gegenzug kann Michel Ackers das 3:1 erzielen. Eine kleine Vorentscheidung. Gentges nimmt am Ende noch Schörs zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis, jedoch fehlt des Moskitos die Kraft nochmal ins Spiel zurückzukehren.
Insgesamt erneut eine hervorragende Leistung der Mosktios gegen ein Top-Team der Oberliga Nord vor ausgezeichneter Kulisse. Die über 2000 Zuschauer sahen ein sehr gutes Eishockeyspiel, welches tolle Werbung für das Eishockey im Ruhrgebiet machte. Wer sich für Essen gegen Herne und nicht für das Rheinderby Düsseldorf gegen Köln, welches die Haie 3:0 gewannen, entschied wird keinen Fehler begangen haben. Anscheinend entgegen der Befürchtungen der Polizei blieb es in der Halle trotz aller Rivalität auf und neben dem Eis zwischen beiden Fanlagern friedlich. Lediglich bei der Abreise der Herner am S-Bahnhof habe es Pöbeleien und einen vereinzelten Flaschenwurf gegeben.
Am heutigen Sonntag geht es für das Team um Kapitän Jan Barta nach Berlin. Um 16Uhr ist das erste Bully bei FASS Berlin, dem Sportverein der TU Berlin. Die „Die Akademiker“ genannte Mannschaft ist aktuell Tabellenvorletzter und das Hinspiel in Essen gewannen die Stechmücken mit 11:1. Ein Sieg ist also Pflicht. Die drei Punkte wären enorm wichtig, um den Kontakt zu Neuwied auf dem letzten Play-Off-Platz nicht zu verlieren.
Tore:
1:0 (39:10) Krämer (Velecky, Barta) PP1
1:1 (40:50) McLeod
1:2 (47:11) Hauptgig (Schneider, Nieberle)
1:3 (55:18) Ackers (Pietsch, Dreischer) PP1
Strafen:
Essen 26 plus 10 Disziplinarstrafe Tim Brazda, 5+SD Tobias Brazda – Herne 18 plus 5+SD Kreuzmann
Zuschauer:
2238