Etwas Essig in den Wein zu Gündoğans Ehren

Ex-BVB-Profi  İlkay Gündoğan steht einmal wieder in der Diskussion. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Als am gestrigen Dienstag Profikicker İlkay Gündoğan offiziell seinen Rücktritt aus der DFB-Auswahl erklärte, da konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, als habe da gerade eine Fußballlegende vom Schlage eines Franz Beckenbauer, Uwe Seeler oder Lothar Matthäus sein Ende in der Nationalmannschaft verkündet. Kaum ein Sport-Medium, das den Spieler nicht über Gebühr lobte, ihn mit Lob überschüttete und ihn mit den ganz Großen der Zunft auf eine Ebene hob.

Das Ganze schien in diesem Ausmaß bei näherer Betrachtung dann doch arg übertrieben. Zwar spielte Gündoğan zuletzt zweifelsohne eine ordentliche Europameisterschaft für Deutschland, doch sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass er in den Jahren davor stets zu den umstrittenen Figuren in der DFB-Elf gehörte, und in den Tagen kurz vor Kadernominierung für viele sogar noch zu den meistdiskutierten Streichkandidaten im Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann gehörte.

Gündoğan war in seinem gesamten Karriereverlauf stets ein Spieler, der regelmäßig und massiv mit Kritik bedacht wurde. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur ganz kurz an seinen glanzlosen Abgang aus Nürnberg, den ihm die dortigen Fans lange übel nahmen, an seinen Vertragspoker in Dortmund, der ihn viel Ansehen bei den BVB-Fans kostete, an seine unzähligen Verletzungen, die es verhinderten, dass seine Karriere noch erfolgreicher verlief, an die unschöne Trikotpräsentation beim Türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der Mesut Özil mehr oder weniger die Karriere kostete, Gündoğan aber im Rückblick weitestgehend verschonte und seine diversen sportlich enttäuschenden Auftritte.

Zwar hatte der nun abdankende Kapitän der DFB-Auswahl auch starke Phasen in seiner Profilaufbahn, unter anderem beim BVB, bei Manchester City und auch aktuell beim FC Barcelona, doch zu einem unumstrittenen internationalen Top-Spieler reichte es für ihn bzw. bei ihm nie wirklich, zumindest nicht dauerhaft.

Wenn ein Spieler wie er nun also seine internationale Karriere im Alter von 33 Jahren und nach 82 Länderspielen für beendet erklärt, dann ist das zweifelsohne eine Meldung wert, eine echte ‚Breaking News‘, die die Sportwelt erstarren lässt, rechtfertigt das aber nicht, wie ich finde.

Was da gestern so im nationalen Sportnachrichtenbereich los war, schien dann doch, in Anbetracht der ziemlich wechselhaften und von diversen Höhen und Tiefen geprägten Karriere des Profis, arg übertrieben.

Zumindest sollten die diversen Enttäuschungen und die jahrelange Kritik in Anbetracht seiner erspielten Verdienste nicht ganz außeracht gelassen werden. Leider war das in den vergangenen Stunden bei ihm aber genauso.

Deshalb möchte ich hier und heute gerne noch etwas Essig in den am Vortag verteilten köstlichen Wein schütten. Mit dem Rücktritt von Gündoğan aus der Nationalmannschaft hat gestern nämlich auch ein Spieler die internationale Bühne verlassen, dessen Karriere im Laufe der Jahre ebenfalls etliche unschöne Schlagzeilen produziert hat.

Das sollte bei aller berechtigten Wehmut über sein Nationalmannschafts-Ende nicht vergessen werden…

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