Euro 2016: Wenn die Qualifikation von ‚Qual‘ statt von ‚Qualität‘ zu kommen scheint

Gestern Abend in Leipzig. Foto: Daniel Jentsch
Gestern Abend in Leipzig. Foto: Daniel Jentsch

Es ist vollbracht! Auf den letzten Drücker machte auch die DFB-Auswahl durch das gestrige 2:1 gegen Georgien die Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich klar. Dass das ganze Unterfangen dabei bis zum letzten Spieltag dauerte, und das die Art und Weise der Qualifikation häufig mehr von ‚Qual‘ als vom Begriff ‚Qualität‘ abzustammen schien, das stimmt viele Fußballfreunde heute allerdings einmal mehr recht bedenklich.

Und das, obwohl in dieser Qualifikation erstmals 24 EM-Teilnehmer (statt wie bisher lediglich 16) gesucht wurden bzw. werden und die Qualifikationsspiele in ihrem sportlichen Wert von vielen Beobachtern im Vorfeld bereits kritisch hinterfragt wurden.

Zu aufgebläht und sportlich wenig reizvoll schien das ganze Prozedere aus Sicht der Spitzenteams, deutlich zu unattraktiv viele der angesetzten Spiele. Wenn eine deutsche Auswahl dann trotzdem bis kurz vor Schluss um die Teilnahme am eigentlichen Turnier zittern muss, bei dem man sich vom Selbstverständnis her wie selbstverständlich zu den Titelanwärtern zählt, dann herrscht jedenfalls sicherlich anschließend nicht viel Grund zu Selbstzufriedenheit, auch wenn man sich letztendlich tatsächlich, wie imn Vorfeld erwartet, doch noch als Gruppenerster über die Ziellinie geschleppt hat.

Die zwei Niederlagen gegen Polen und Irland sind dabei grundsätzlich noch zu verstehen und durchaus ‚menschlich‘. Die überwiegend schlechten spielerischen Leistungen, die ständig gleichlautenden Ausflüchte und Durchhalteparolen von Spielern und Offiziellen nach den Spielen haben vieler Zuschauer hingegen in den letzten Monaten so richtig verärgert.

Foto: Daniel Jentsch
Foto: Daniel Jentsch

Besonders auch vor dem Fernsehschirm war die Qualifikation zur Europameisterschaft in dieser Auflage wahrlich viel zu häufig kein Vergnügen. Erstmals vom sender RTL betreut, hatte man als Zuschauer zudem vielfach schlicht den Eindruck auf einer reinen Verkaufsveranstaltung gelandet zu sein. Massive Werbeüberflutung, ziemlich sinnfreie Gewinnspiele und überaus nervtötende Schönfärberei des Dargebotenen verleiteten viele Zuschauer zuletzt schon dazu nur minutengenau zum Anpfiff ein, und unmittelbar nach Schlusspfiff dann auch schon wieder auszuschalten. Auch die Auswahl des sogenannten ‚Experten‘, welche RTL mit Jens Lehmann traf, wurde von vielen Fans vielfach und teilweise auch recht massiv kritisiert.

Als Fußballfan ist man am Ende der quälenden Veranstaltungen nun ohnehin eher erleichtert, dass das Ganze gestern zwar ein wenig befriedigendes, aber immerhin letztendlich doch irgendwie glückliches Ende gefunden hat. Schön, dass ab dem nächsten Wochenende nun auch erst einmal wieder Bundesliga angesagt ist. Nicht immer ist eine Auswahlmannschaft für die Zuschauer eben auch automatisch unterhaltsamer und/oder besser als der gewohnte Ligabetrieb. Das hat auch diese Länderspielpause mal wieder eindrucksvoll bewiesen.

Auf Jogi Löw und Co. kommt noch viel Arbeit zu, bis die Europameisterschaft im kommenden Sommer, an der dann durch die Ausweitung des Teilnehmerfeldes von 16 auf 24 Mannschaften, diesmal auch so scheinbar exotische Teilnehmer wie Island, Wales und Albanien teilnehmen werden, wirklich startet.

Foto: Daniel Jentsch
Foto: Daniel Jentsch

Wenn der Weltmeister sich für dieses aufgeblähte Turnier auf dem heimischen Kontinent nicht qualifiziert hätte, es wäre wahrlich eine wohl noch vor Monaten völlig ausgeschlossene Lachnummer gewesen. Eine Lachnummer, wie Sie den Nachbarn aus den Niederlanden aktuell noch immer droht. Diese müssen bei ihrem letzten Qualifikationsspiel am Dienstag bekanntlich schon auf fremde Schützenhilfe hoffen, um überhaupt noch in die Playoff-Spieler der Qualifikationsgruppendritten zu gelangen. Hätte nicht viel gefehlt und den Deutschen wäre es gestern ähnlich ergangen. Kein Grund also für arrogante Schadenfreude in Richtung Holland.

Jogi Löw und das DFB-Team haben in den letzten Monaten, streng genommen schon durchgängig seit dem WM-Finale, genügend eigene Probleme offenbart… Vom Glanz der Weltmeisterschaft ist aktuell jedenfalls fast nichts mehr übrig. Auf vielen Ebenen nicht… Leider!

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