„Kommt nach vorne!“ – unter diesem Motto fand am Samstag, den 04. Mai, der Euromayday Ruhr 2013 statt. Etwa 700 Teilnehmer waren dem Aufruf gefolgt und haben auf der bunten Parade ihrem Frust Luft gemacht und Forderungen nach einem besseren Leben auf die Straße gebracht. Gemeint sind mit dem Motto all diejenigen, die sich in unsicheren Lebens- und Arbeitsbedingungen befinden, die oft Unsichtbaren unserer Gesellschaft.
Die Parade zog am vergangenen Samstag bei sonnigem Wetter und mit guter Stimmung vom Dortmunder U durch die Kampstraße, um dann nach einem Schwenk durch die Dortmunder Nordstadt in einem Fest auf dem Nordmarkt zu enden.
Auf der Strecke wurden viele unterschiedliche Aspekte von unsicheren Lebens- und Arbeitsbedingungen in kurzen Interviews thematisiert. Den Anfang machte Bastian Pütter von Bodo e. V., der die Probleme der Arbeitsmigranten und -migrantinnen aus Südost-Europa erläuterte. Er berichte von den Anfeindungen und Vorurteilen, die diesen Menschen immer noch entgegengebracht werden. „Es gab erhebliche Kritik, als zum ersten Mal Menschen, die dieser Gruppe zugeordnet wurden, die Bodo Straßenzeitung verkauft haben“, berichtet Pütter. Darüber hinaus gab es ein Interview mit der Kana Suppenküche, die in der Nordstadt eine immer größer werdende Gruppe an Menschen versorgt, die von ihrem Einkommen nicht mehr leben können.
Vor dem Kiosk, in dem 2006 Mehmet Kubaşık von den Rechtsterroristen des NSU umgebracht wurde, kritisierte eine Antifa-Aktivistin die Stadt Dortmund, der sie vorwirft, antifaschistische Arbeit zu behindern, wie etwa am 1. Mai, als eine antifaschistische Demonstration zwei Stunden lang von der Polizei gegängelt wurde. Im Anschluss an das Interview setzte der Zug mit einer Schweigeminute für Mehmet Kubaşık seinen Weg fort.
Am Nordmarkt angekommen, kam noch eine Vertreterin der Nordstadt-Initiative Nordpol zu Wort. Diese Initiative versucht derzeit, im Dortmunder Norden ein alternatives Veranstaltungszentrum zu etablieren.
Begleitet wurde die Parade von vier Sound-Systems: Wagen, die mit unterschiedlicher Musik für gute Stimmung auf der Euromayday gesorgt haben. Neben einem Euromayday-Bündniswagen war die Beatplantation aus Oberhausen, eine Live-Band und ein nicht-motorisiertes Soundsystem. Für einen negativen Beigeschmack bei der gesamten Veranstaltung sorgte lediglich die Polizei, die in Dortmund nach dem Motto „Demonstrieren darf keinen Spaß machen“ zu agieren scheint. Die allseits gute Stimmung wurde wiederholt durch die Suche der Polizei nach Alkohol konsumierenden Gästen getrübt. In diesem Zusammenhang kam es in einer Seitenstraße zu einem erschreckenden Vorfall. Fernab der Kameras, die die Veranstaltung begleiteten, wurden zwei Menschen von einer Gruppe Polizisten ohne Vorwarnung verprügelt und aus sehr kurzer Entfernung mit Pfefferspray besprüht. Die Betroffenen mussten mit Verdacht auf Knochenbrüche und Augenverletzungen ambulant behandelt werden. „Dass die Polizei die medizinische Erstversorgung engagierten Anwohnern und Passanten überlassen hat, ist ein Skandal“, so Stefanie Köppler, Mitorganisatorin des Euromayday.
Während der Rest der Stadt ein kühles Bier bei strahlendem Sonnenschein mit Fußballvorfreude verbinden konnte, war es den Teilnehmern des Euromayday unter Strafandrohung untersagt, eben das zu tun.
Dennoch ließen sich die Teilnehmenden die Stimmung durch die Polizei nicht verderben und genossen Sonne, Politik und gute Laune auf dem Euromayday 2013. Bis 22 Uhr verweilten die Teilnehmer der Parade noch auf dem Nordmarkt und feierten zusammen mit Anwohner.
Links zu den Initiativen die interviewt wurden gibt’s auf unserer Homepage: https://euromayday.noblogs.org/post/2013/05/06/euromayday-ruhr-2013-ruckblick-und-zusammenfassung/
Das Grandioseste war, daß sich auf dem Nordmarkt alles gemischt hat. Die Party war einfach ansteckend. Und die Kids mit ihren Saltos waren unglaublich. Eine schöne kleine Unterbrechung der doch oft tristen Situation auf dem Nordmarkt.
Sehr schade, dass in eurem Artikel der Redebeitrag von Madonna e.V. zu der Illegalisierung von Sexarbeit ausgeblendet wurde!
zur Pressemitteilung der Polizeibehörde Dortmund auf dem Polizeipresseportal: https://is.gd/Nt8yZW
Es gab es ja eigentlich schon: Höfliche Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die alkoholtrinkende Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Euromayday Ruhr 2013 nett mitteilten, daß sie ihre alkoholhaltigen Getränke doch bitte auf den dem Zug angrenzenden Trottoir genießen mögen; danach seien sie wieder herzlich willkommen, am weiteren Ablauf des Euromayday Ruhr 2013 teilzunehmen. Wirklich. So geschehen. Habe es zunächst kaum glauben können, hätten ja auch Angehörige einer Polizistin, eines Polizisten sein können, mit denen Mensch verwandschaftsverbandelt angemessen höflich umgeht. Mit Nichten. Da gab es keine Verbandelung. Meine Hochachtung vor dieser Höflichkeit.
Gut bis hierhin. Folgend gab es, einige hundert Meter weiter, die „initial zündenden“ Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die sich in trabendem Schnellschritt, sofern das stahlkappenbewehrte Schuhwerk es zuließ, sich martialisch einigen Freundinnen und Freunden der Dortmunder Braukunst in den Weg stellten, ohne sich mit Namen vorzustellen, um sofort die Personalien zu fordern. Dem Dienstleistungsgedanken eigentlich durchaus zugetan, fand ich das Verhalten besagter Beamtinnen und Beamten nicht gerade angemessen, zumal dann auch gleich, fast wie im Western, die handabzugsangepaßte Pfeffersprühpistole gezogen und in Betrieb genommen wurde.
Insofern widerspreche ich der Pressemitteilung auf dem Polizeipresseportal der Polizeibehörde Dortmund. Inwiefern nun polizeiliche Darstellungen objektiver seien als meine persönliche, sei dahingestellt.
Jedoch fand, bis zum Erscheinen des obrigen Artikels, der Euromayday Ruhr 2013 bei den Presseverlautbarungen der Polizeibehörde, wie auch bei dem Dortmunder Lokal- und Printmedium keine Beachtung. Könnte Mensch nun auch folgern: „War nichts los, kein Blut ist geflossen, kein Kraftfahrzeug fand den Flammentod, also unwichtig.“
Also Polizei und Dortmunder Lokal- und Printmedium, was ist geschehen? Dienstanweisung den Euromayday Ruhr 2013 totzuschweigen? Würde mich jetzt wirklich mal interessieren.
Zum Ende mein Dankeschön an die Veranstalterinnen und Veranstalter des Euromayday Ruhr 2013. War gelungen und sollte auch im folgenden Jahr fortgesetzt werden.
[…] Lebens- und Arbeitsbedingungen befinden, die oft Unsichtbaren unserer Gesellschaft…” Bericht von Gastautor vom 6. Mai 2013 bei den Ruhrbaronen . Siehe dazu: POL-DO: Polizei Dortmund widerspricht Darstellung bei den “Ruhrbaronen” […]
[…] der „Tanzparade“, die von drei Musikanlagen und einer life-Band begleitet wurde, gab es Stopps an verschiedenen […]