Groningen/Niederlande Das Showcase und Musikkonferenz Festival Eurosonic Noorderslag ist das erste große Branchentreffen im Jahr. Konzertveranstalter Marek Lieberberg nutzte dies gestern, um dem Fachpublikum seine Sicht auf die Auswirkungen seines überraschenden Wechsel vom deutschen Veranstaltungs-Marktführer CTS/Eventim zum Wiedereinsteiger Live Nation darzustellen. Dabei ging es auch um die Zukunft des größten deutschen Rock-Festivals, dem Rock am Ring. Die ist weiter ungewiss, doch für 2016 gilt:
„Auf Grund einer Vereinbarung mit meinem ehemaligen Unternehmen werde ich es als CEO von Live Nation Germany, Austria and Switzerland weiter organisieren, als wäre ich noch Teil der Marek Lieberberg Konzertagentur”, erklärte Lieberberg im Interview-Gespräch mit Journalist und Unternehmensberater Allan McGowan (IQ Magazine/Allan McGowan Consultants). „Und wir werden sehen, dass es auch am neuen Standort Mendig unglaublich erfolgreich sein wird. Für dieses Jahr sind bereits jetzt 90.000 Tickets verkauft.” Danach werde man sich über eine weitere Zusammenarbeit bei Rock am Ring unterhalten, jedoch macht Lieberberg schon jetzt seinen Anspruch deutlich: „Ich denke, ungeachtet derjenigen, denen vielleicht juristisch die Rechte gehören mögen, ist jedem ist bekannt, wer für das Festival verantwortlich ist, wer es groß gemacht hat. In diesem Punkt habe ich viel Selbstvertrauen und glaube, dass das Publikum mir folgen wird, wohin ich auch gehen mag.“
Vertrauen, das gerechtfertigt erscheint, da die Ringrocker den Umzug vom Nürburgring zum ehemaligen Bundeswehr-Flugplatz Mendig mitgemacht haben. Nur ist es etwas anderes, ob ein Festival umzieht, weil der Veranstaltungsort zum wiederholten Male Schwierigkeiten bereitet, oder ob ein Festival sich umbenennt und erneut umzieht, weil der Gründer ohne erkennbare Not das Unternehmen wechselt. Was also waren seine Gründe? Auch die Branche rätselt seit der Bekanntgabe im August, was Lieberberg dazu bewogen haben mag, mit Sohn André CTS/Eventim zu verlassen. Insbesondere da – wie McGowan anmerkt – Live Nation bereits vor ein paar Jahren den Einstieg in den deutschen Veranstaltungsmarkt versuchte und scheiterte.
Wechsel zu Live Nation erfüllt ein Versprechen, das andere nicht hielten
Das Veranstaltungsgeschäft brauche starke Unternehmen in Gesellschaftsform mit solider Finanzierung und großen Visionen, da die Anforderungen am Markt sehr hart seien und er nicht glaube, dass Einzelkämpfer dies stemmen können. „Ich kenne Michael Rapino, Live Nation Entertainment CEO, seit er für Europa zuständig war. Zwischen uns ist eine Bindung entstanden. Ich mag den Mann, ich glaube an seine Vision und an das, was er sagt“, sagt Lieberberg.
Vielen sei möglicherweise nicht bekannt, dass schon vor Jahren eine Vereinbarung getroffen wurde, nach der Live Nation die Mehrheitsanteile an der „Marek Lieberberg Konzertagentur“ erwerben sollte. Aus Gründen, die nicht seiner Kontrolle unterlägen, sei diese Zusage nie erfüllt worden. „Seit dieser Zeit empfand ich eine tiefe Verpflichtung gegenüber Michael Rapino und Live Nation, dieses Versprechen eines Tages zu erfüllen. Und ich bin stolz, jetzt, wo sich meine berufliche Laufbahn dem Ende zuneigt, sagen zu können, dass ich, im Gegensatz zu anderen, dieses Versprechen gehalten habe.“
Für 30 Jahre habe das Unternehmen, das seinen Namen trage, den deutschen Veranstaltungsmarkt beherrscht. Bis zu seinem Abschied am 31.12.2015 habe er alles dafür gegeben und letztlich habe das auch CTS/Eventim zum Erfolg verholfen: „Bei dem Aufstieg von CTS/Eventim zum Ticket-Giganten war ich das führende Unternehmen, das sie stützte und ihnen half, sich zu etablieren.“
Live Nation tritt nicht an, um jemandem etwas wegzunehmen
Diesen Kraftakt will Lieberberg jetzt nochmal vollbringen. Er sei froh über den Wechsel zu Live Nation, der auch für ihn mit einem großen Lernprozess verbunden sei: „Aber ich bin mit einem fantastischen Team gesegnet und sicher, dass wir es schaffen werden.“ Der Branche versicherte er, noch immer der Alte zu sein: „Ich denke, es gibt eine sehr gute Perspektive. Wir treten nicht an, um irgendjemandem etwas wegzunehmen. Wir werden die Geschäfte so weiterführen wie ich es seit langer Zeit tue.“