Evonik-Chef Werner Müller tritt ab. Zum Jahresende wird er sein Amt aufgeben, gab der Industriekonzern bekannt und bestätigte damit Angaben aus dem Umfeld des Essener Unternehmens.
Werner Müller. Foto: Evonik
Der frühere Bundeswirtschaftsminister steht seit 2003 an der Spitze der Evonik Industries AG und deren Vorläufergesellschaft RAG. Nachfolger wird Klaus Engel, bislang Chef der wichtigen Chemiesparte.
Warum geht Müller? Er liefert eine einfache Antwort: "Gehe, wenn es am schönsten ist." Brav bedankt er sich bei einer Hand voll Politikern, darunter Angela Merkel und Jürgen Rüttgers.
Man wird jetzt viel positives über einen Beweger lesen. Den Macher. Den Energievisionär. Ich möchte hier mal drei Sachen festhalten:
1. Die umbenannte RAG oder eben Evonik ist immer noch nicht an der Börse. Müller hat damit ein wichtiges Ziel nicht geschafft. Klar ist aber, dass dieser Schritt erfolgen muss, dann mit CVC ist ein Finanzinvestor im Eignerkreis, der innerhalb von drei bis fünf Jahren Kasse machen will. So sind die Geflogenheiten der Finanzbranche.
2. Die Erlöse aus der Umwandlung der RAG reichen hinten und vorne nicht, um die Ewigkeitskosten des Bergbaus zu finanzieren.
3. Der Steinkohlebergbau ist immer noch weit davon entfernt, abgewickelt zu werden. Noch immer kämpfen die RAG und die SPD-Kohlefreunde um die letzten Zechen. Auf weitere lange Jahre fließen Subventionen in die Pütts.
Soweit ich mich erinnern kann, sollten diese Punkte eigentlich von Müller gelöst werden. Aber, was soll es. Jetzt wird der Scheidende gelobt. Und Wilhelm Bonse-Geuking muss die Probleme lösen.
Offen bleibt, was der Ex-Politiker, Ex-Energiemanager und künftige Ex-EvonikRAG-Chef machen wird. Ganz aus der Öffentlichkeit zurückziehen wird er sich nicht. Immerhin will er Aufsichtsratschef der Bahn bleiben. Die will auch an die Börse. Vielleicht schafft sie das trotz schwachem Börsenumfeld und mit Müller an der Spitze des Aufsichtsgremiums.
Wann geht jemand, der so ne Menge Pulverdampf ertragen kann wie Müller. Wenn er ganz genau weiß, dass seine Munition nicht mehr für einen Sieg reicht. Trotzdem, oder gerade deswegen, Hut ab!