Beim BVB gibt es in diesen Tagen ungewöhnlich viele glückliche Gesichter. Sowohl bei der Mannschaft und im Betreuerstab, als auch bei den Fans. Nach dem gestrigen 1:1 (1:1) bei Eintracht Frankfurt und der gleichzeitigen 1:3-Niederlage des FC Bayern München in Leverkusen beträgt der Vorsprung der Schwarz-Gelben auf die ärgsten Verfolger jetzt sieben Zähler.
Dass die zum Rückrundenstart Mitte Januar vollmundig zur Verfolgungsjagd angetretenen Münchener am 20. Spieltag zudem von Borussia Mönchengladbach von Rang zwei verdrängt wurden, zauberte manch einem im Umfeld des Klubs ein zusätzliches Lächeln ins Gesicht.
Einem war allerdings mit Sicherheit an diesem Wochenende gar nicht zum Lachen zu Mute. Ex-Kapitän Marcel Schmelzer setzte seine seit Monaten andauernde sportliche Talfahrt fort, fand am Samstag nicht einmal mehr einen Platz im 18er-Kader der Borussen. Und das trotz diverser Personalprobleme und einiger Winterabgänge im Verein. Kein gutes Zeichen für den Defensivspezialisten, der in der Vorwoche bei seiner Einwechslung gegen Hannover 96 zudem vom eigenen Anhang ausgepfiffen wurde.
Im Jahre 2017 stand Schmelzer noch als eines der Aushängeschilder des Klubs in der ersten Reihe der BVB-Aktiven. In nicht unerheblichem Maße war er damals als Wortführer auch an der Entmachtung von Trainer Thomas Tuchel beteiligt, nachdem er im Nachgang des DFB-Pokalfinales gegen Eintracht Frankfurt, das der BVB seinerzeit mit 2:1 Toren für sich entscheiden konnte, die Nichtnominierung Nuri Sahins in den Final-Kader öffentlich unwidersprochen kritisieren durfte. Damals galt sein Wort noch etwas im Klub, war er als Spieler der Klopp-Ära in Dortmund eine feste Größe.
Inzwischen hat sich die Lage beim BVB bekanntlich grundlegend verändert. Nicht nur, dass nach einer komplizierten Saison 2017/18, in der Schmelzer immer häufiger als Wortführer aber nur noch selten als sportlicher Anführer auffiel, das Kapitänsamt an Marco Reus ging, auch seinen Stammplatz auf dem Rasen ist Schmelzer in dieser Saison endgültig losgeworden.
Vorläufiger Höhepunkt des schleichenden Niedergangs war am Samstag seine Verbannung aus dem Kader. ‚Leistungsgründe‘ waren dafür entscheidend, wie Sportdirektor Michael Zorc am Samstag unumwunden offen in die ‚Sky‘-Mikrofone kundtat.
Und so dürfte, während der BVB-Anhang nach dem wertvollen Punktgewinn in der Main-Metropole gut gelaunt feierte, die Laune im Hause Schmelzer längst nicht so gut gewesen sein. Die Zeit des 31-Jährigen in Dortmund scheint in absehbarer Zeit ebenso vorbei zu sein, wie es die seines persönlichen Freundes Nuri Sahin schon seit dem vergangenen Jahr ist.
Der BVB des Jahres 2019 ist im Wandel. Auf die Führungsspieler der Vergangenheit kann er dabei nicht warten, wurden diese doch auch teilweise als Grund für die Krise des Vorjahres ausgemacht. Das Profi-Geschäft ist halt ein hartes. Trotz der beim BVB immer beschworenen ‚Echten Liebe‘.
"Damals galt sein Wort noch etwas im Klub" – Ja? Beim wem? Bei den Fans, die ihm das permanente Anschwärzen seiner Kollegen beim Management und in den Medien schon länger übelnahmen, eher nicht. Und dass er seine Kapitänsbinde abgeben musste, war nach diesem versuchten Einschleimen bei Aki und Susi nur folgerichtig.
Die immer offensichtlicher gewordene Leistungsschwäche ist da nur "on top" ausschlaggebend – Schmelle hat im Gegensatz zu Sahin oder Kagawa, aber ähnlich naiv wie Ex-Kollege "Der Kevin" G. den gesichtswahrenden Zeitpunkt für einen Abschied mit Lob und Tränen längst verpasst.