Der ehemalige Stürmer Manfred Burgsmüller ist im Alter von 69 Jahren verstorben. Laut Angaben der Bild-Zeitung soll er am Samstag in seiner Wohnung in Essen-Fischlake leblos aufgefunden worden sein. Wir verneigen uns vor einem ganz großen des Ruhrgebietsfußballs, der bei Rot-Weiß Essen seine Karriere startete und von 1976 bis 1983 für Borussia Dortmund spielte.
Als der Regisseur Dario Fo im Alter von sechs Jahren das erste mal an der Hand seines Großvaters einen Zirkus besuchte, erlebte er Artisten, Kapriolen und Zaubertricks wie von einem anderen Stern, so dass er ab diesem Tag beschloss, irgendetwas im darstellenden Gewerbe zu werden wollte – und schließlich als Theaterautor, Regisseur, Erzähler, Satiriker und Schauspieler Karriere machte. Mit dem Fußball hatte ich ähnliches Erlebnis, wie Dario Fo beim Zirkus. Nur ging ich mit Onkel Bernie zum ersten mal ins Dortmunder Westfalenstadion, nicht mit meinem Großvater. Ich sah 14 Tage vor dem unglaublichen 12:0 gegen Mönchengladbach ein legendäres Heimspiel von Borussia Dortmund im Westfalenstadion gegen den VfL Bochum, was 5:3 endete.
Der überragende Artist auf dem Platz war an diesem Tag (dem 22. April 1978) Manni Burgsmüller, der nicht nur mit Kapriolen und Zaubertricks überraschte, sondern auch noch gleich drei der fünf Tore schoss. Auf der Südtribüne sangen die BVB-Fans zur Giorgio-Moroder-Komposition „Son of my Father“ einen umgetexteten Song: „Hey Manni Manni! Manni, Manni, Manni, Manni, Manni Burgsmüller!“ Ich war wie elektrisiert – und bei besonderem Fußballspielen ist das bis heute so.
Burgsmüller hatte damals, in der Saision 1977/78, keinen Führerschein und bildete mit dem damaligen BVB-Trainer Otto Rehhagel eine Fahrgemeinschaft – denn diese beiden Fußball-Alphatiere waren die beiden einzigen im BVB-Team, die zum damaligen Zeitpunkt in Essen wohnten. Nachdem der BVB in Mönchengladbach beim letzten Saisonspiel 12:0 unterging, sagte Rehhagel zu seinem Torjäger ganz trocken und nicht ohne Humor: „Herr Burgsmüller, ich fürchte, dass sie sich ab nächster Woche eine neue Mitfahrgelegenheit suchen müssen.“
Doch die beiden Charakter-Darsteller sollten sich noch einmal in Bremen über den Weg laufen: Ende 1985 holte Otto Rehhagel den fast 36-Jährigen zu Werder Bremen zurück in die Bundesliga, nachdem Manni bei Rot Weiß Oberhausen in der zweiten Liga spielte und dort mit 29 Treffern zum Torschützenkönig gekrönt wurde. Mit Werder holte Burgsmüller 1988 im Alter von 38 Jahren seinen ersten Titel und wurde Deutscher Meister. 1989 und 1990 erreichte er zudem als Teamspieler von Rehagel mit den Bremern jeweils das Finale des DFB-Pokals.
Nach seiner aktiven Karriere als Fußballspieler wurde er von 1996 bis 2002 Kicker bei Rhein Fire und dadurch mit 52 Jahren der älteste aktive Footballprofi der Welt. Mit zwei gewonnenen Titeln und mehreren Vizemeisterschaften kann er einiges vorweisen. Mit seinen 213 Toren steht er auf Platz 4 der Ewigen Bundesliga-Torschützenliste. Die 135 Bundesligatore, die Burgsmüller für Borussia Dortmund erzielte, bedeuten bis heute den Vereinsrekord. Er war zwar seit 1974 immer wieder unter den zehn besten Torschützen der Liga platziert (zweimal auf Platz 2: 1980/81 mit 27 Treffern und 1981/82 mit 22 Toren), allerdings wurde er in der Bundesliga nie Torschützenkönig. Mit seiner coolen und lässigen Art verliert die Bundesliga einen ausgeprägten Charakter und einen, der den Fußball über alles liebte. Wir sprechen seinen Angehörigen unser tief empfundenes Beileid aus.
https://www.youtube.com/watch?v=JP-7TgzfMIQ
Mein erstes BVB-Fantrikot war Ende der 70er-Jahre eines mit seiner Nummer 8. Ich habe damals irgendwann einmal auch meinen Eltern erzählt, dass sie mich doch lieber Manfred genannt hätten. Kein Witz. 😉 Er war eines meiner ersten ganz großen Idole in Schwarzgelb, zusammen mit Eike Immel, der dann danach irgendwann dazu kam…. Bitter!
Ich mochte sein Spiel und seine Art. Werde dich vermissen, Manni
R.i.p.
Manni, Du warst und bleibst der Größte.
Nur mal so von einem 1954er-"Baujahr" angemerkt:
Die Transfers von "Fußball-Typen" aus Essen in Richtung BvB sind fester Bestandteil der Bundesligageschichte.
Rehhagel, Lippens, Burgsmüller, Mill …
Nun ist Manfred "Manni" Burgsmüller gegangen.
Das "Schlitzohren-Quartett" hat (s)einen Joker verloren … 🙁