Die Überschuldung von Privatpersonen im Ruhrgebiet ist seit 2011 zum 7. Mal in Folge angestiegen. Das geht aus dem aktuellen Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei Crediteform hervor. In 2018 sind 482.711 Bürger über 18 Jahre überschuldet. Dies sind 4.166 Personen mehr als noch im letzten Jahr (+0,86%) und 60.461 mehr als noch in 2011 (2011: 422.250). All diesen Menschen gelingt es dauerhaft nicht, mit den monatlichen Einnahmen die monatlichen Ausgaben zu decken. Die ruhrgebietsweite Schuldnerquote beträgt 14,19 Prozent und ist seit 2017 um 0,11 Prozentpunkte angestiegen. In Nordrhein-Westfalen liegt die Schuldnerquote derzeit bei 11,69 Prozent. Das Ruhrgebiet liegt also 2,5 Prozentpunkte über dem NRW-Durchschnitt. Verglichen mit Gesamtdeutschland ist die Diskrepanz noch größer: die deutschlandweite Schuldnerquote beträgt 10,04 Prozent. Das Ruhrgebiet liegt 4,15 Prozentpunkte darüber. Schuldnerquote des Ruhrgebiets steigt seit 2012 unaufhaltsam an!
Im Ennepe-Ruhr-Kreis ist die Schuldnerquote Schuldnerquoten im Ruhrgebiet mit 11,04 Prozent ruhrgebietsweit am niedrigsten. Herne weist mit einer Quote von 18,06 Prozent die höchste Schuldnerdichte auf. Außerdem über 17 Prozent liegen noch die Kommunen Duisburg und Gelsenkirchen.
Lediglich in Mülheim an der Ruhr und in Bottrop ist die Schuldnerquote in diesem Jahr nicht angestiegen. Der stärkste Anstieg der Schuldnerquote liegt mit 0,21 Prozentpunkten in Herne vor. Den einzigen und sehr minimalen Rückgang der Quote finden wir mit 0,04 Prozentpunkten in Bottrop.
Im Ruhrgebiet sind in 2018 rund 482.711 Menschen Anzahl der Schuldner überschuldet. Ein Anstieg der Schuldnerzahlen geht aber nicht zwangsläufig mit einem Anstieg der Schuldnerquote einher. Auch veränderte Einwohnerverhältnisse beeinflussen die Quote. Diskrepanzen gibt es z.B. in: Mülheim an der Ruhr: Die Quote ist zum Vorjahr mit 11,61 Prozent praktisch unverändert, die Schuldneranzahl ist angestiegen, aber auch die
Einwohnerzahl.
Dortmund: Hier ist die Schuldnerzahl mit -0,26 Prozent rückläufig, die Schuldnerquote ist allerdings unverändert, weil die Einwohnerzahl ebenfalls rückläufig ist.
Kreis Unna: Die Schuldneranzahl ist angestiegen, die Einwohnerzahl gesunken, so fällt der prozentuale Anstieg der Schuldnerquote stärker aus.
Am stärksten ist die Anzahl der Schuldner mit 1,93 Prozent in Duisburg angestiegen. Direkt
darauf folgt Herne mit 1,69 Prozent. Den deutlichsten Rückgang der Schuldnerzahlen finden wir mit –0,26 Prozent in Dortmund.
Die Schuldnerbrennpunkte des Ruhrgebiets liegen in der Dortmunder Nordstadt mit 28,80 Prozent und in Duisburg-Ruhrort mit 28,70 Prozent. Unter den 20 schuldnerreichsten PLZ-Bereichen des Ruhrgebiets befinden sich insgesamt 7 Duisburger, 3
Gelsenkirchener, 3 Essener, 2 Dortmunder, 3 Herner Postleitzahlen und jeweils eine Oberhausener und Bochumer Postleitzahl.
Die Arbeitslosigkeit liegt als Auslöser für Überschuldung mit 20,0 Prozent vorne,
danach folgen Trennung, Scheidung und Tod mit 13,2 Prozent. An dritter Stelle
stehen Erkrankung, Sucht und Unfall mit 15,8 Prozent, an vierter die
unwirtschaftliche Haushaltsführung (12,7%) und an fünfter Stelle die gescheiterte
Selbstständigkeit mit 8,3 Prozent.
Die „big five“ stellen damit 7/10 aller Überschuldungsursachen!
Viele Indikatoren zur Einordnung des Überschuldungsrisikos haben sich nicht
verbessert sondern zum Teil verschlechtert: So hat zunächst die Zahl atypisch
Beschäftigter nach Daten des Statistischen Bundesamtes weiter zugenommen. Eine
Studie der Bundesagentur für Arbeit vom Mai 2018 zeigt, dass Mitte 2017 „rund jeder
zwölfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zusätzlich zu seiner
Hauptbeschäftigung einen Minijob als Nebenjob“ ausübte. Mehrfachbeschäftigung ist
in den meisten Fällen Ausdruck von Einkommensarmut, die die Betroffenen durch
veschiedene, oft hintereinander organisierte Arbeitsverhältnisse zu verringern
versuchen.
Daneben steigen für die Verbraucher in Deutschland bereits seit geraumer Zeit die
Energiekosten, also die Kosten für Strom und auch für Mobilität.
Alles in allem ist davon auszugehen, dass das Überschuldungsrisiko für die
Verbraucher aus dem Ruhrgebiet ebenso wie aus Deutschland kurz- und mittelfristig
weiter steigen werden.
Denn: Vertiefende Analyse haben immer wieder gezeigt, dass die Entwicklung von
Überschuldungsfällen, Konsumklima und privaten Konsumausgaben meist „Hand in
Hand“ gehen. Angesichts der globalpolitischen Lage und zunehmenden
konjunkturellen Eintrübungstendenzen ist davon auszugehe, dass die seit 2012
andauernde Boomphase der deutschen Wirtschaft ihren Höhepunkt überschritten
hat.
Eine erschreckende Zahl, die natürlich auch dazu führt, dass Freizeitangebote etc. im Ruhrgebiet nicht entstehen können, da höhere Preise nicht bezahlt werden können.
Ein Beispiel ist hierbei für mich die tolle Pink Floyd Ausstellung im Dortmunder U, die mit fast 30 EUR Eintritt im Normalpreis sehr hoch ist.
Diese Probleme der Working Poor kennt jeder Verein. Ausflüge etc. werden nicht mehr durchgeführt. Dass die Zahlen in einer langen Phase der Zunahme von Beschäftigung steigen, muss ein Alarmsignal sein.
Mal kurz nachgefragt, ist die Einwohnerzahl von Dortmund wirklich rückläufig? Ich meine gelesen zu haben, das die Stadt kürzlich die 600.000 Marke geknackt hat.
@Zero: Hat sie auch. Im Zuge der Flüchtlingszuzüge von 2015 hat die Einwohnerzahl die 600.000er-Marke wieder geknackt.
https://www.derwesten.de/staedte/dortmund/dortmund-zaehlt-wieder-mehr-als-600-000-einwohner-id12350975.html