In der Online-Ausgabe der WAZ ist heute ein Interview mit BVB-Boss Aki Watzke zu lesen. Der Sauerländer beklagt darin u.a. fehlende Wertschätzung für die Leistung des BVB in der Öffentlichkeit.
Was Watzke dabei jedoch offenbar völlig übersieht: Er selber hat im vergangenen Frühjahr, als er bei TV-Auftritten bei Sport1 und Sky eine Transferoffensive seines Clubs ankündigte, um die Lücke zu den Bayern wieder zu verkürzen, gehörig mit zu der gestiegenen Erwartungshaltung bei der Anhängerschaft beigetragen.
Im Interview mit dem Essener Medienkonzern äußerte Hans-Joachim Watzke: „Mir fehlt in Deutschland ehrlich gesagt ein wenig Respekt vor der Leistung, die Borussia Dortmund auch in diesem Jahr erbracht hat. Dass wir mit unserem Mini-Etat von 70 Millionen Euro – die anderen liegen zwischen 130 und 250 Millionen – zum zweiten Mal in Serie zu den besten acht Klubs Europas gehören, ist außergewöhnlich. Einigen scheint leider das Gefühl dafür abhanden gekommen zu sein, was hier in den vergangenen Jahren bewegt wurde. Ich mache das jetzt im zehnten Jahr und habe es noch kein einziges Mal erlebt, dass wir im April noch in allen drei Wettbewerben vertreten waren. Wenn wir den zweiten Platz in der Liga halten, dann haben wir eine Periode von zwei Meisterschaften und zwei Vize-Meisterschaften plus Pokalsieg und Champions League-Finale. Das gab es bei Borussia Dortmund noch nie. Diesen Erfolg immer wieder herzustellen mit deutlich geringeren Mitteln als andere, ist eine besondere Leistung.“
Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass der BVB, vor allem auch in Anbetracht der ewig langen Verletztenliste, eine ordentliche Saison spielt. Das Erreichen des Pokalhalbfinals und des Viertelfinales in der Champions League sind sicherlich bereits zufriedenstellend. Mehr, in beiden Wettbewerben, zumindest theoretisch noch denkbar.
In der Meisterschaft rangiert man aktuell auf Platz Zwei. Bei aktuell zehn Punkten Vorsprung auf Platz Vier ist die direkte Qualifikation für die Königsklasse bereits in Reichweite. Ein oder zwei weitere Siege in den anstehenden letzten fünf Saisonspielen sollten, trotz Personalproblemen und anspruchsvollem Restprogramm, durchaus erreichbar sein.
Soweit also eigentlich alles im ‚Grünen Bereich‘.
Um mit den offenbar vorhandenen ganz großen Ansprüchen einiger Medien und Fans mithalten zu können, da fehlte in dieser Saison allerdings dann doch allzu häufig der Glanz, wurden in der Liga ein paar Punkte zu viel liegengelassen.
Sicherlich verständlich, wenn im Kader permanent 5-6 Spieler verletzt ausfallen, welche eigentlich gute Chancen auf einen Stammplatz gehabt hätten.
Was der Kader in dieser Saison aber, auch ohne größeres Verletzungspech, eben vermutlich nicht gehabt hätte, das ist eine im Vergleich zum Vorjahr gesteigerte Qualität in Spitze und Breite, so wie Watzke es im Frühjahr 2013 selber noch vollmundig angekündigt hatte.
Die Zugänge waren in Wahrheit bereits voll und ganz damit beschäftigt möglichst die Abgänge und Ausfälle zu kompensieren.
Dies wäre eben auch bei geringerem Verletzungspech vermutlich so gewesen. Schwankungen und Eingewöhnungsprobleme sind bei Neuverpflichtungen, gerade aus ausländischen Ligen, zu erwarten gewesen.
Nun droht in diesem Sommer ein ähnlicher Verlauf der Transferperiode. Auch in diesen Wochen hat die Clubführung, hat auch Watzke in anderen Interviews, bereits deutliche Verstärkungen des BVB-Kaders angekündigt.
Der bereits feststehende Abgang von Robert Lewandowski muss aber auch erst einmal aufgefangen werden. Weitere prominente Abgänge erscheinen, verfolgt man unterschiedliche Diskussionen der letzten Wochen und Monate) aktuell zumindest nicht ausgeschlossen.
Ob das Team der Schwarzgelben im Herbst daher deutlich stärker sein kann und wird als zuletzt, dass ist aktuell zumindest unsicher.
Man darf somit gespannt sein, ob die Anhängerschaft das so akzeptiert, oder einen ernstzunehmenden Angriff auf die Bayern erwartet.
Das wird auch diesmal von den Ankündigungen des BVB-Bosses abhängen. Aki Watzke sollte seine Worte in Sachen zu erwartender Sommertransfers dieses Jahr also besser mit mehr Bedacht wählen, dann sind die Erwartungen einiger Teile der Öffentlichkeit an den BVB vermutlich auch nicht (mehr) überzogen…