2018 neigt sich dem Ende entgegen und es wurde viel verschwörungstheoretisches Geschwurbel verbreitet. Aber für SPD-Gesundheitsexperten und Mediziner Karl Lauterbach war das alles noch nicht genug. Und er macht es, wie ein ganz Großer unter den Aluhüten: Er macht Eltern Angst. Feinstaub, so, Lauterbach, könne zu ADHS, IQ-Verlust und Autismus führen. Sagt er nicht wirklich, oder? Das ist so eine Ruhrbarone-Zuspitzung, oder? Seht selbst: Die Studie auf die Lauterbach verweist lässt sich im Abstract hier finden. Die Autoren stehen mit ihren Ergebnissen tatsächlich nicht alleine, wie man z.B. hier und hier sieht.
Was aber nicht in den Studien steht:
- Feinstaub verursacht Autismus, ADHS, Intelligenzminderung
- Gesunde Kinder werden durch Feinstaub zu Autisten, ADHSlern, oder verlieren Intelligenz
Was in den Studien steht ist Folgendes:
Bei Schwangeren, die u.a. verstärkt Feinstaub ausgesetzt sind, ist die Anzahl der späteren Kinder mit ADHS, Autismus oder eben geringerem IQ erhöht. Das könnte an allem Möglichen anderen liegen und keiner der Autoren glaubt, dort auf eine Kausalität gestoßen zu sein. Weitere Forschung wird als notwendig angegeben, wie das in der Wissenschaft eben üblich ist.
Es sei auch kurz darauf hingewiesen, dass da wo ein Schadstoff, Feinstaub, vorhanden ist, wohl auch die Wahrscheinlichkeit für andere Schadstoffe erhöht ist. Korrelation ist eben keine Kausalität.
Die Autoren der von Lauterbach zitierte Studie gehen in ihren Ausführungen ein wenig weiter als die anderen Autoren, und sagen, dass ihre Studie wohl auch einen Anreiz („incentive“) für bessere Umweltpolitik gebe. Schade nur: gerade diese Studie ist nicht frei verfügbar, die Beurteilung von Methodik und Statistik ist so nicht möglich.
Wenn Lauterbach nun einfache Kausalitäten benennt, und dabei mit der Angst von Eltern spielt, ist das ein Verhalten das angemessen ist – wenn er denn zukünftig einen Wechsel in die Fraktion von Alice Weidel anstrebt.
Die Screenshots entstanden am 22.12.2018, 19.24 Uhr.
Eine voherige Version nahm (für einige Leser missverständlich) ironisch auf die hinreichend widerlegte Wakefield-Studie Bezug. Das haben wir im Titel entfernt, um eben nicht mehr missverständlich zu sein.
So eine billige Polemik. Gerade die Ruhrbarone sind mit einigen ihrer Themen und ihrer Meinung dazu leider wirklich nah dran an Alice Weidel.
Herrn Dr Lauterbach in diese Ecke zu rücken, ist eine Unverschämtheit.
Sie können ja mal nachfragen, ob es Feinstaub auch irgendwo als Turbohaler zum Nachfüllen gibt. Dann können Sie sich bereits zum Frühstück einen kleinen Hub geben.
Vielleicht entdecken Sie ja sogar noch positive Wirkungen des Feinstaubes und werden als Revolutionär oder Bewahrer in Sachen Feinstaub in die Geschichtsbücher eingehen.
.Dann viel Spass-sagen Sie uns in einem Jahr bitte mal Bescheid..
Dass arme Menschen kürzer leben und eher in nicht so tollen Umgebungen leben, sollte bekannt sein. Es ist auch wenig sinnvoll jetzt alles Mögliche auf Korrelationen mit dem Wohnort zu untersuchen.
Danke für den Artikel und ihre Einführung in wissenschaftliche Arbeitsweisen und dem Hinterfragen von Verweisen auf Studien. Das ist im Journalismus heute leider zu selten der Fall.
Leider kann ich auf die Links nicht zugreifen, da sie blockiert bzw hinter einer Paywall liegen. Fall es öffentlich finanzierte Studien sind, ist das nicht nachvollziehbar.
#1 Thommy
Hier geht es um eine saubere Argumentation und um wissenschaftliches Arbeiten. Wer dies nicht macht, setzt sich einer Kritik aus. Vielleicht präsentiert Herr Dr. Lauterbach diese Studien in seinem Vortrag. Wie man arbeitet sollte er in seiner akademische Laufbahn gelernt haben.
Kahnemann zeigt in seinem Bestseller 'schnelles Denken, langsames Denken' viele Beispiele, wie man sich irren kann und wie man korrekt herangeht.
Die Anzahl der Störche hat eben nicht mit der Geburtenrate zu tun.
Was hat der eigentlich studiert?
Also Medizin war's wohl kaum, und wenn, dann hat er längst alles vergessen, was er mal gelernt hat.
Also die Atemwegserkrankungen steigen ja …von irgendwas wird das ja kommen!
Das Lauterbach zur AFD …. Leute das ist billige Polemik aller AFD.
> Schade nur: gerade diese Studie ist nicht frei verfügbar
Jetzt ehrlich, Eure Recherche an der Stelle wurde nur dadurch beendet, dass ihr sci-hub nicht kennt?
Das ist wirklich … Schade.
#1 Thommy,
Zitat: "Sie können ja mal nachfragen, ob es Feinstaub auch irgendwo als Turbohaler zum Nachfüllen gibt. Dann können Sie sich bereits zum Frühstück einen kleinen Hub geben. "
Ist wirklich nicht erforderlich – es genügt sich in einem U-Bahnhof oder Bahnhof aufzuhalten und man bekommt einen großen Hub Feinstaub – ein vielfaches von dem ach so gefährlichen Dieselfeinstaub.
Also, einfach mal mit der U-Bahn fahren….
@moerken #5: "…не найдена в базе | article not found"
Ah, @moerken, doch noch gefunden: https://sci-hub.se/10.1016/j.envres.2018.12.016
@Thommy #1: Lauterbach erfindet in seinen Tweets Zusammenhänge zwischen Feinstaub und ADHS/Autismus/Schulversagen, die nirgendwo sonst so gezogen wurden und keine wissenschaftliche Grundlage haben. Diejenigen, die mit dieser Art des Bangemachens breiter Bevölkerungskreise die z. Zt. "besten" Erfahrungen machen wollen, sind die AfD-Vollpfosten. Insofern ist die Verbindung Lauterbach/AfD keine Unverschämtheit, sondern methodisch eher zwangsläufig.
Ohne die Vita von Herrn Lauterbach zu kennen, glaube ich nicht, dass er viel Erfahrung in seinem erlernten Beruf hat. Vor allen Dingen glaubt er selbst, dass es schwer sein wird, im sogenannten "normalen Leben" nach seinem Politikerdasein wieder Fuß zu fassen. Oder, er will es gar nicht mehr.
Deshalb verdient er sich gern ein paar Euro dazu. Wer weiß, wie lang er für bestimmte Interessenkreise attraktiv ist?
Als repräsentativ gewählter Volksvertreter ist er jedenfalls sehr attraktiv für viele Lobbyverbände, die Wirtschaft und ähnliche Gruppierungen, die oft nicht das Wohl der Bürger im Sinn haben, sondern meist das Wohl von Interressengruppen.
Interessant wäre deshalb, in welchem Umfeld er diesen Vortrag hält?
Ich kenne bspw. Politiker, die wurden während ihres aktiven Politikerdaseins Jahr für Jahr von den Bausparkassen zu Vorträgen eingeladen. Was sie dort sagen, ist mehr oder weniger egal. Hauptsache, es richtet sich nicht gegen die Bausparkassen und macht ein Honorar von mehreren 1000 Euro plausibel.
Bei Lauterbach könnte es sich um einen ähnlichen Fall handeln: Er bekommt von irgendwelchen Verschwörungstheoretikern Geld und glaubt, keinen großen Schaden anzurichten, wenn er sie in ihrer Meinung verstärkt. – Und ganz nebenbei wird er dann im nächsten Jahr wieder zu einem Vortrag eingeladen…….
Die vonBausparkassen eingeladenen Politiker werden im übrigen nie gegen die Interessen der Bausparkassen stimmen. Es würde ja eine Pfründe wegfallen….
Andere Politiker verleben Jahr für Jahr ein "Arbeits"-Wochenende auf Sylt im Kreise von Vorstandsmitgliedern und Aufsichtsräten namhafter deutscher Konzerne.
Auch dieses Wochenende ist sicherlich nur möglich, wenn der Politiker im Sinne der Industriebosse tätig ist…….
Auch ein Steinbrück hat viel Geld nebenher verdient…..
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt………
Sorry Leute, aber selbst die AfD ist sich für solche realitätsfernen Chaoten zu schade. Die sind wenigstens gegen die irrwitzigen und haltlosen Grenzwerte und somit sicherlich auch gegen die hanebüchenen Aussagen von Lauterbach zum Thema Feinstaub.
#8 Klaus Lohmann
Dannebrog Dir Sci-Hub echt nicht bekannt? Dann bin ich froh, das aus meiner Filterbubble (In der jede und ihr Hund sci-hub kennt) herausgereicht zu haben.
Grundsätzlich finde ich die Tweets auch enttäuschend – von Lauterbach, den ich im Kopf unter „zuhören, sagt Sinnvolles“ abgelegt hatte – hätte ich so irreführend verkürzende Tweets, die auf einen tiefen Mängel an Verständnis für wissenschaftliche Arbeiten hinweisen, nicht erwartet. Sehr schade.
#5 moerken
Öffentlich finanzierte Forschung sollte auch frei verfügbar sein.
Für mich ist nicht mehr nachvollziehbar, dass so viele Steuergelder für den Bezug von Papersammlungen ausgegeben werden.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/christian-demand-ueber-wissenschaftsverlage-privater-gewinn.2950.de.html?dram:article_id=395775
Verabschieden wir uns von der Vorstellung, in grobschlächtigem PM10 wären die Partikelemissionen untergegangen. PN1 / PM1 rising (PM2.5 ante portas). https://www.heise.de/tp/features/Spielt-Feinstaub-eine-Rolle-bei-der-Entstehung-von-Autismus-4215831.html
Partikel, welche schon mal von der Nase entlang der Nerven direkt ins Hirn…
Wikipedia:
"Neben dem PM-Standard, der nach Partikelgröße einteilt, kann man Stäube auch nach Beschaffenheit, Herkunft oder anderen Kriterien einteilen. Während also bei PM die von der Größe abhängige Wirksamkeit im Vordergrund steht, schlüsseln andere Modelle etwa unter dem Aspekt der stofflichen und strukturellen Toxizität oder nach dem Verursacher auf. Eine hinreichend vollständige Betrachtung lässt sich nur unter Einbeziehung mehrerer Modelle erreichen. Ein rein auf einem PM-basierendes Erfassungs- und Auswertekonzept wäre damit prinzipbedingt mindestens unvollständig (und/oder irreführend); ebenso jegliche Diskussion, die sich rein auf den Begriff des Feinstaubs beschränkt, während es um die Diskussion von Luftschadstoffen bzw. um Luftreinhaltung geht."
Ehrlicher Weise muß man aber auch mal festhalten, daß L. sonst in ganzen Sätzen sprechen kann. Verkürzungen sind u.U. auch dem Medium geschuldet.
Andererseits denke ich auch sonst schon mal häufiger, daß manche Ideen zum Umweltschutz und zur Luftverschmutzung im Besonderen sich vor allem dann aufdrängen, wenn man interessantes Zeug raucht.
Mich würde interessieren, durch wen und wo und mit welcher Technik diese Feinstaubmessungen vorgenommen wurden, die der Diskussion zugrunde liegen.
Mir ist bekannt, dass z.B. bei einer Messung am Stuttgarter Neckartor hohe Messwerte auch durch Blütenpollen verursacht wurden, bei anderer Gelegenheit wurden Grenzwert-Überschreitungen gemessen, obwohl die Straße für jeglichen Verkehr gesperrt war. Was kann man da noch glauben?
Da solche Messungen aufwändig und daher teuer sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass manche Autoren und "Berichterstatter" dazu auch noch voneinander abschreiben, (um sich weitere Mittel zu sichern), während andere daraus später einen weitreichenden "Konsens" konstruieren, der in der Wissenschaft aber als Beweis nicht zugelassen ist und nciht ernst genommen werden kann.
Wie glaubhaft können dann letztlich die Argumente sein, die solche methodischen Fehler ausblenden? Wer bezahlt übrigens diese Messungen, die DUH?