Feministinnen treffen sich in Erfurt

Gruppenfoto der Feminstinnen Artikel: Quelle Frauenheldinnen e.V.

Eva Engelken hat weder Kosten noch Mühen gescheut um die Heroica, die Konferenz für widerständige Frauen, gut geplant und erfolgreich in Erfurt zu veranstalten. Ich habe mich da sehr wohl gefühlt unter all den Frauen mit ihren unterschiedlichen Ideen und Vorstellungen. Was eint sie? Warum sind sie hier?

Es sind Feministinnen, die sich nicht den Dogmen des modernen Queerfeminismus unterwerfen wollen, die mutig gegen alle Widerstände in der Gesellschaft für die Rechte der als Mädchen geborenen Frauen einstehen. Die erste Konferenz in dieser Art mit 117 Teilnehmerinnen wurde von dem 2023 gegründeten Verein Frauenheldinnen e.V. und der Vorsitzenden Eva Engelken ins Leben gerufen. Bei diesem Treffen, können sich gleichgesinnte Frauen kennenlernen, wiedersehen, vernetzen, sich auch mal umarmen und das Gefühl zu bekommen, nicht allein da zu stehen mit ihren Ansichten. Es ist eine Keimzelle für den Widerstand.

Sehr souverän, charismatisch und mit deutlichen Worten stimmt Inge Bell die Frauen auf den Tag ein. Inge Bell ist wie viele Frauen aus dem Terre des Femmes, einer großen feministischen Vereinigung ausgetreten nachdem sie dort ausgebotet und vergrault wurde. Der Grund? Sie stellte sich als stellvertretende Vorstandsvorsitzende gegen die Öffnung des Vereins für Männer, die sich als Frau identifizieren. Sie setzte sich für die grundlegende Bedeutung des biologischen Geschlechts für die feministische Arbeit von Terre des Femmes ein, leider erfolglos. Sie spricht bei der Heroica darüber, wie die Frauenrechte und die Gleichberechtigung zerstört werden. Inge Bell macht den Frauen Mut, gegen die starken gesellschaftlichen Widerstände anzukämpfen. Sie erwähnt Mitstreiter, die auf der Seite der Frauen seien wie Schwulen- und Lesbenverbände, Wissenschaftler, einige wohlwollende Medien und Organisationen. Es gilt “klare Kante in verwirrten Zeiten“ zu zeigen. Wir stehen am Beginn der “Frauenwende“, sagt Inge Bell.

In der Veranstaltung wechseln kurze Vorträge mit kleinen Talkrunden ab, was sehr zur Kurzweiligkeit beiträgt. Beim ersten Track “Frauen in Freiheit“ geht es um Selbstbestimmung und Möglichkeiten, die Frauen in unserer Gesellschaft haben. Hourvash Pourkian ist selbst erfolgreiche Unternehmerin, kommt ursprünglich aus dem Iran und spricht über Frauen in Führungspositionen. In der unterschiedlichen Erziehung der Kinder in muslimischen Familien sieht sie sogar eine Chance für die Mädchen, die strenger erzogen würden und dadurch zielstrebiger und erfolgreicher seien als die eher antiautoritär erzogenen Jungs. Astrid Manthey schildert die Infiltration unserer Gesellschaft durch die Scharia und die dadurch bedingte Einschränkung von Frauenrechten. Sie kann die Auswirkungen des politischen Islam auf verschiedene Bereiche sehr gut aufzeigen und belegen. Sie erklärt, wie viele islamische Regeln unserer Verfassung widersprechen und, dass es Bestrebungen gibt, unser Grundgesetz zu unterwandern. Aus falsch verstandener Toleranz lassen Politik und Institutionen dies mehr und mehr zu. In den Schulen betrifft es vor allem die Schulspeisung, den Sportunterricht und den Biologieunterricht. Viele Muslime lehnen den Unterricht zur Evolutionstheorie ab. Auch das Problem Kinderkopftuch und die Beschneidung als Eingriff in die körperliche Unversehrtheit von Jungen, spricht sie an. Vorschläge wie einen verpflichtenden integrativen Ethikunterricht statt islamischen Religionsunterricht, der maßgeblich durch Akteure von außen gesteuert wird, klingen für mich plausibel.

In diesem Track begegnen sich auch zwei Frauen mit sehr unterschiedlichen Ansichten und Lebensmodellen. Zana Ramadani, eine Frau, die sich von den Ketten ihrer islamisch sozialisierten Kindheit befreite und Sylvia Pantel, die eher für das traditionelle Frauenbild in Deutschland steht. Streitpunkte waren hier neben den unterschiedlichen Frauenbildern auch das nordische Modell, zum Verbot der Prostitution bzw. zur Kriminalisierung von Freiern. Sylvia war als CDU-Bundestagsabgeordnete maßgeblich am Prostituiertenschutzgesetz beteiligt. Einig sind sich die beiden Frauen allerdings in der Problematik der Islamisierung der Gesellschaft. Vor allem die familiäre Ausbreitung der Geschlechterapartheit und die fehlende kindliche Selbstbestimmung sehen sie kritisch. Sylvia erklärt die unterschiedlichen Einstellungen zur Sexualität. Während in westlichen Ländern eine Impulskontrolle bei den Männern erwartet wird, lehnen muslimische Männer dies ab und fordern stattdessen eine Verhüllung der Frauen. Gefallen hat mir Zanas Aussage, dass sie sich in Deutschland immer noch in einem “Siegerland“ sieht, auch wenn es zunehmend bedroht ist.

Im 2. Track “Frauen in Lust und Unversehrtheit“ berichten eine Detransitioniererin und eine ehemalige Domina über ihre persönlichen Erfahrungen mit Traumata. Es geht um die Probleme der Prostitution und der körperlichen Transition (Geschlechtsumwandlung). Sabeth Blank, der nach der Brustentfernung bewusst wurde, das eine Transition für sie der falsche Weg ist spricht von der sozialen Ansteckung beim Thema Trans, dem irreführenden Umgang mit geschlechtertypischen Rollenbildern, einer gewissen Sicherheit und mehr Möglichkeiten, die sie als Transmann gehabt hätte und von den angenehmen Seiten der Testosteronanwendung. Selena Broens sieht ein großes Problem in der Normalisierung der Prostitution, die heute oft als Ausdruck der Selbstbestimmung gesehen und z.T. sogar in diesem Sinne beworben wird. Auch die wachsende Pornoindustrie sieht sie kritisch. Sie spricht von “gefilmter Prostitution“, die die Frauen für immer und ewig stigmatisiert.

Sehr interessant ist für mich dann der kurze Vortrag über die rechtlichen Möglichkeiten gegen das Selbstbestimmungsgesetz, das am 1.11.2024 in Kraft treten wird. Die Erfolgsaussichten, das Gesetz über eine Verfassungsbeschwerde in Gänze zu verbieten, sind gering, obwohl diese Möglichkeit prinzipiell besteht. Klagen für Frauenschutzräume insbesondere für religiöse oder traumatisierte Frauen, gegen Kindertransitionen oder gegen das Offenbarungsverbot, welches verbietet das biologische Geschlecht von Transpersonen zu benennen, also ein Verbot, die Wahrheit auszusprechen, können möglicherweise schlimme Folgen dieses unsäglichen Gesetzes abwenden. Leider wohl oft erst nachdem die Probleme zutage getreten sind und es in diesen Fällen bereits zu spät ist.

Nach der Mittagspause geht es mit Gunda Schumann und Stefanie Adam um die Veränderungen in der Lesbenbewegung und im Frauensport. In diesen beiden Bereichen werden die Folgen der Transideologie besonders offenbar. Während Lesbenvereinigungen zunehmend und bereits in großen Teilen von Queerfeministinnen übernommen wurden und Lesben für Räume ohne biologische Männer kämpfen müssen, ist im Sport eine Benachteiligung aller weiblichen Athletinnen und eine Bedrohung des Frauensports insgesamt deutlich erkennbar. Frauen im Sport werden sogar psychologisch geschult, um Männer, sei es als Transfrau oder als Mann mit Störung der Geschlechtsentwicklung , in ihren Reihen zu akzeptieren. Das ist der falsche Weg. Es sind Männerrechte die hier durch die Transaktivisten eingefordert werden, denn sie sind immer nur zum Nachteil der Frauen, nicht aber zum Nachteil biologischer Männer.

Bevor dann  Alice Schwarzer erscheint, sprechen betroffene Frauen (Rona Duwe, Montserrat Varela, Simone Harland) über ihre Erfahrungen im Widerstand. Es wird über Gerichtsverfahren, politische Instrumente der Cancel Culture aber auch über das nordische Modell zum Verbot der Prostitution gesprochen. Christina Ellingsen aus Norwegen ist da und erzählt, wie die Proteste vor der norwegischen Botschaft und die Unterstützung aus Deutschland ihr geholfen und sie letztendlich auch vor einer Gefängnisstrafe in Norwegen bewahrt haben. Denn in Norwegen ist es bereits so, dass man sich strafbar macht, wenn man die Wahrheit über das biologische Geschlecht einer Person ausspricht. Erschütternd finde ich die Berichte darüber, wie Feministinnen mit Gaslighting, psychischer Gewalt, sozialer Isolation, finanzieller Gewalt z.B. über gerichtliche Verfahren und sogar körperliche Gewalt eingeschüchtert und mundtot gemacht werden. Am bekanntesten ist hier sicher der Begriff “Terf“ (Transexklusive Radikalfeministin), der zu einem widerlichen Schimpfwort geworden ist. Selbst der öffentlich-rechtliche Rundfunk schreckt nicht davor zurück, Frauen zu diffamieren, die so unverschämt sind, ihre Recht als biologische Frauen einzufordern. Ich berichtete auch bereits von dieser Art Gewalt auf Ruhrbarone.  Rona Duwe von “Lasst Frauen sprechen“, deren Elternbroschüre, die sie gemeinsam mit Stefanie Bode herausgebracht hat, auf dem Index landete, hat eine Strategie, wie man diesen Anfeindungen begegnen kann: “Nur wenn man das öffentlich macht, kann man ihre Methoden der Zerstörung aufzeigen“ Die positiven Erfahrungsberichte zur Solidarität unter den Feministinnen sind wichtig und machen Mut. Rona kündigt schließlich auch die große Demonstration gegen das Selbstbestimmungsgesetz am 1.11.2024 vor dem Bundeskanzleramt in Berlin von an. Wir alle, und da schließe ich mich persönlich mit ein, hoffen auf große mediale Aufmerksamkeit. Wichtige Infos dazu findet man hier info@lasst-frauen-sprechen.de.

Und dann wird Alice Schwarzer begeistert empfangen. Sie hat mehr Ausstrahlung als ich erwartet hatte. Für ihr Alter, 81 Jahre, ist sie sehr eloquent und witzig. Und ich frage mich, warum sie bloß beim Thema Krieg falsch abgebogen ist. Ihr ist es wichtig, dass die jungen Frauen die Botschaften der Vergangenheit bekommen. Bis auf das Transthema gab es alle feministischen Themen schon seit Generationen. Sie erwähnt eine Kolumne von 1973, in der sie sich pro Trans aussprach. Damals waren Transpersonen eine extreme Minderheit. 1990 waren 1000 Menschen in ganz Deutschland registriert. Und Alice meinte damals: “Lass sie doch ins Frauenzentrum… Es war eine sehr kleine Minderheit, die sehr gelitten hat… Jetzt hat es gedreht und ein Missbrauch findet statt. Das ist eine Tragik ohne Gleichen.“ Sie spricht über Geschlechterrollen und die irreversiblen Folgen einer Transition: „Sie verstümmeln den Körper in der Hoffnung aus der Rolle rauszukommen.“ Im Zusammenhang damit, dass der Queerbeauftragte Sven Lehmann den Unterschied von Sex und Gender nicht kennt, spricht sie vom „völligen Sieg einer Ideologie über die Fakten“. Alice spricht auch darüber, dass Prostitution schon immer ein Thema war. Sie stand für Ausbeutung und Unterdrückung und „auf einmal ist es toll, Prostituierte zu sein“. Alice Schwarzer meint, Gleichberechtigung haben wir heute. Es gibt wichtige Frauen in der Öffentlichkeit und an der Macht, wie z.B. Angela Merkel, aber „im Untergrund werden uns die Beine weggerissen.“ Feministischer Widerstand, meint sie, richtet sich heute gegen das Patriarchat und patriarchale Männer und gegen Antifeministinnen, die die Frauenrechte zurückdrehen wollen. Aber ihr größtes Problem sind die “eigenen Schwestern“, die mit Dogmatismus und Selbstgerechtigkeit woke Ideologien zum Nachteil der biologischen Frauen durchsetzen. Sie spricht schließlich über die Vernetzung im Widerstand und hat noch einige Tipps für die Feministinnen u.a. positives Denken, ökonomische Unabhängigkeit, Toleranz, “man muss nicht jedem gefallen“, “je lauter der Protest desto geschützter ist frau“ und natürlich Lebensfreude. Sie bekommt Standing Ovations. In der sich anschließenden kurzen Fragerunde, wird sie freundlich aber bestimmt nach ihrem Umgang mit Kritik an ihrer Rolle in der “Friedensbewegung“ gefragt. Vermutlich sind nicht wenige der anwesenden Feministinnen klar pro Israel und auch pro Ukraine eingestellt, was ja aus feministischer Sicht durchaus nachvollziehbar ist. „Das böse Wort Friedensbewegung“ sagt Alice scherzhaft. Ehrlich gibt sie zu: „Wir zahlen einen hohen Preis. Jede 6. hat ihr Abo (bei der Emma) gekündigt wegen Wagenknecht und der Friedensbewegung. Da sind tiefe Gräben.“ Ihre Strategie: wenn sie merkt, ihr Gegenüber ist anderer Meinung, redet sie über das Thema nicht. „Dann klammere ich das einfach aus.“ In diesem Moment kaufe ich ihr tatsächlich ab, dass es ihr um den Frieden geht. Trotzdem halte ich ihre Einstellung zum Krieg in der Ukraine und in Nahost für sehr naiv. Aber Einigkeit in einem bestimmten Thema und Kampf, schließt ja unterschiedliche Meinungen in anderen Bereichen nicht aus. So habe ich Alice Schwarzer in dieser Frage verstanden und bin diesbezüglich auch mit ihr einer Meinung. Zum Islamismus erklärt sie auf Nachfrage, dass Islamisten bereits 1985 einen weltweiten Plan zu Unterwanderung der Bildungssysteme hatten. Und der Islamismus infiltriert ja tatsächlich die Universitäten in Amerika „Im Namen einer falschen Toleranz“ lässt man dies geschehen. Sie hält den “Islamismus für den harten Kern des Wokeismus“. Darüber muss ich noch mal nachdenken, aber es könnte vielleicht was dran sein.

Die gelungene Veranstaltung, die von Freitag bis Sonntag stattfand, hatte noch verschiedene Workshops und musikalische Beiträge, Bücherstände und Raum für individuellen Erfahrungsaustausch.

Die Teilnehmerinnen und Organisatorinnen der Heroica werden von vielen sicher als Radikalfeministinnen bezeichnet. Der Radikalfeminismus der ursprünglich eine linke Bewegung war, ist heute nicht das, was er mal war. Viele Frauen, die bei der Veranstaltung dabei waren, fühlen sich von linken Kreisen zunehmend verraten. Sie suchen eine neue politische Heimat. Hourvash Pourkian will eine neue Partei gründen, die sich international vernetzt. Sylvia Pantel versucht es mit der Werteunion. Andere sind in der Frauenpartei oder parteilos, auch Eva Engelken ist längst bei den Grünen ausgetreten. Die Frauen agieren nun parteienübergreifend mit dem Ziel, die Gleichberechtigung zu erhalten, Mädchen und Frauen vor Unterdrückung und Missbrauch zu schützen und die Bedeutung des biologischen Geschlechts der Frau zu bewahren bzw. wiederherzustellen. Und ich frage mich bei so einer Veranstaltung dann auch: Ob ich dort vielleicht selbst radikalisiert werde? Ja, diese schreckliche Terf-Propaganda wirkt auch bei mir und hinterlässt tatsächlich Spuren. Aber selbst wenn ich nicht in allen Themen und Ansichten mit den Frauenheldinnen der Heroica übereinstimme, das, was dort gesprochen und diskutiert wurde, ist plausibel und vernünftig. Nichts daran ist irgendwie abartig, irre oder radikal gewesen. Und insbesondere der Widerstand gegen die Verneinung von naturwissenschaftlichen Fakten, die sich weit in unserer Gesellschaft, in den Medien, der Politik und in Institutionen ausbreiten konnte, ist auch mein Widerstand. Ich werde ihn unterstützen, wo ich kann.

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