Die Beschäftigten der Essener Ferrostaal müssen sich auf herbe Einschnitte gefasst machen. Am 22. November will der Aufsichtsrat des Industriedienstleisters über die neue Strategie entscheiden – und über ein massives Sparprogramm.
Zwischen 400 bis 500 Beschäftigte sollen ihren Job verlieren. Rund zehn Prozent der Stellen sollen damit wegfallen, wie man aus dem Unternehmen hört. Damit ist aber nicht Schluss. Das Sparprogramm ist nur ein Teil des Umbaus, den der neue Vorstandschef Jan Secher durchführen muss. Angesichts eines Umsatzeinbruchs von 25 Prozent, der für das nächste Jahr erwartet wird, bleibt ihm keine Alternative.
Tiefer als das Sparprogramm geht die strategische Neuausrichtung, wenn man überhaupt von einer Neuausrichtung reden kann. Denn bislang gab es keine Strategie bei Ferrostaal. Geschäfte wurden gemacht, wenn immer sich eine Gelegenheit ergab. Eine Richtung, wohin denn das Unternehmen steuern will, existierte nicht. Es ging also zu wie auf dem Basar.
Nur laufen die Geschäfte auf einem Basar wohl ehrlicher ab. Über 100 Millionen Euro an Schmiergeld soll Ferrostaal in den vergangenen Jahren für die Anbahnung von Geschäften gezahlt haben. Das ist die Summen, die nach Angaben aus Branchenkreisen, bei einer firmeninternen Untersuchung aufgedeckt wurde. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Ferrostaal und frühere Manager wegen des Verdachts auf Bestechung. Das Unternehmen hofft auf eine schnelle Einigung, also eine Einstellung des Verfahrens gegen Bußgeld.
Die früher im Konzerne grassierende Korruption ist ein weiterer Grund, warum Secher den Laden umbauen muss. Sicher ist, dass Ferrostaal sich aus einigen Geschäften zurückziehen wird. Im Fokus stehen vor allem Länder in Südamerika und Afrika, die besonders für Schmiergelder berüchtigt sind. Die Zahl der Beschäftigten wird mit der neuen Strategie also unter die Marke von 4000 sinken.
Der Umbau ist schmerzlich, auf großen Widerstand brauchen sich die Konzernoberen aber nicht gefasst machen. Gewerkschaften spielen bei Ferrostaal keine Rolle, bei der IG Metall oder Verdi sind nur wenige Mitarbeiter eingeschrieben. Als schwach gilt auch der Betriebsrat. Den braucht die Belegschaft früher auch nicht, denn da ging es eher um den Aufbau von Arbeitsplätzen. Damit ist nun Schluss.
Och, läuft das Waffengeschäft nicht mehr so rund? Gut so!
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