Das Berliner „Peng“-Kollektiv möchte Hilfe beim Flüchten leisten. Viele Flüchtlinge sitzen in Italien, Griechenland oder anderen Staaten fest, haben aber das Ziel, in den Norden Europas zu kommen. Derzeit ist Urlaubszeit und viele Menschen sind, auch mit dem Auto, in den entsprechenden Staaten unterwegs.Auf seiner Website www.fluchthelfer.in gibt das Kollektiv Tipps, wie man mit Menschen auf der Flucht in Kontakt kommt und praktisch helfen kann. Damit die Fluchthilfe nicht zum Risiko wird, sammelt das Kollektiv per Crowdfunding Geld für einen Rechtshilfefonds für Menschen, die als Fluchthelfer Ärger mit Behörden bekommen. Wir haben mit einem Vertreter von „Peng“ gesprochen:
Ruhrbarone: Was steckt hinter Fluchthelfer.in?
Peng-Kollektiv: Wir wollen Leute dazu motivieren, zum Beispiel auf dem Weg zurück aus dem Urlaub Fluchthilfe zu leisten. Fluchthilfe hat lange Tradition in Deutschland, vom NS über die DDR bis heute. Derzeit ist die Schwelle, um Hilfe zu leisten sehr niedrig. Und dafür wollen wir Tipps und Tricks geben.
Ruhrbarone: Was ist Ziel des Crowdfundings?
Peng-Kollektiv: Fluchthilfe ist legitim, wird aber kriminalisiert, z.B. durch Schleuserparagraphen. Mit unserem Crowdfunding sammeln wir Spenden für einen Rechtshilfefonds, um Fluchthelfern beistehen zu können, wenn sie von der Polizei geschnappt werden.
Ruhrbarone: Wie kann ich praktisch Fluchthilfe leisten?
Peng-Kollektiv: Die Situation zum Beispiel in Italien, ist sehr schwierig. Vielleicht, wenn man in der Toskana im Urlaub ist, eine Kirche weniger anschauen und sich stattdessen mit der Situation von Geflüchteten auseinandersetzen. Und wenn man das ernsthaft möchte, dann kommt man auch in Kontakt mit Geflüchteten und kann denen bei einer Weiterreise zum Beispiel nach Deutschland helfen.
"Fluchthilfe hat lange Tradition in Deutschland, vom NS über die DDR bis heute."
Diese Gleichsetzung ist widerwärtig. Sie verniedlicht das 3.Reich und die DDR. Von dort sind die Menschen geflohen, weil sie politisch verfolgt wurden bzw. mit dem Tod bedroht waren. Ihren Helfern drohten ebenfalls Haft und Tod. In Italien, Griechenland und anderen europäischen Ländern wird kein noch so illegaler Einwanderer verfolgt. Es zieht sie in den Norden Europas weil sie dort besser materiell versorgt werden. Das beste Beispiel ist die Situation an der Zufahrt zum Eurotunnel in Calais.
Die Menschen fliehen aus Syrien etc. weil sie politisch verfolgt werden. In Italien dann in irgendwelchen Baracken zu leben kann keine Lösung sein. Wie Südeuropa mit Flüchtlingen umgeht ist eine Unverschämtheit. Da die Bundesregierung diesen Umgang offenbar zulässt ist es nachvollziehbar wenn Menschen selbst die Initiative ergreifen und Flüchtlingen in einen menschenwürdiges Leben helfen.
Sebastian,
hier geht es nicht darum, Verfolgten die Flucht aus Syrien zu ermöglichen. Hier ziehen nicht mehr verfolgte Personen aus einem völlig sicheren Land in ein anderes sicheres Land, weil es sich dort besser leben lässt. Extremstes Beispiel: Das Portal des Eurotunnel. Kein sog. Flüchtling muß in Frankreich hungern oder frieren und dennoch wollen sie nach England. Selbst die MSM geben zu, dass die sog. Flüchtlinge wirtschaftliche Motive für die illegale Einwanderung nach England haben.
@2/Sebastian Weiermann: Dann würde man im ersten sicheren Zufluchtsland, also der Türkei bleiben, bis sich die Situation in der Heimat wieder beruhigt hat anstatt bis nach Nord-Europa und England zu trampen.
Lies dir doch mal diesen Artikel über die Zustände selbst in Calais durch. Die FAZ gilt ja auch nicht unbedingt als Kommunistenblatt. http://m.faz.net/aktuell/politik/europaeische-union/calais-mehr-todesopfer-am-eurotunnel-13731484.html
Das Problem ist vielleicht auch eher die praktische Umsetzung, ich kenn keinen der noch mit dem Auto so weite Strecken in den Urlaub fährt.
Das zweite Problem, die Flüchtlinge sind ja nicht versichert, was macht man, wenn irgendwas passiert?
Das dritte Problem, es gibt mindestens 6 Monate Haft für die Schleusung, selbst das Auto kann als Tatmittel sofort eingezogen werden. Wie möchte man das per Crowdfunding wieder gutmachen?
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Der Sinn der Strafvorschrift liegt in dem in letzter Zeit deutlich gewordenen Willen des Gesetzgebers, sowohl die unerlaubte Einreise, als auch vor allem das organisierte und gewerbsmäßige Schlepperwesen einzudämmen. Aus diesem Grund reicht hier das Strafmaß von bis zu 5 Jahren (sog. Grundtatbestand des § 96 Absatz 1) beziehungsweise von mindestens 6 Monaten bis zu 10 Jahren Freiheitsstrafe (sog. Qualifikation des § 96 Absatz 2).
Wichtig: Bereits der Versuch ist nach § 96 Absatz 3 strafbar; Tatmittel können nach Absatz 5 eingezogen werden (das klassische Tatmittel ist hierbei das Fahrzeug, mit dem die Schleusung durchgeführt worden ist)
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Also ich würd solche Aufrufe nicht verbreiten, das kann ganz schnell für den Fluchthelfer nach hinten losgehen.
@5:
Wenn es Ungerechtigkeiten insbesondere in den ärmeren Ländern/Regionen der südlichen EU gibt, kann auch geklagt werden. Hierfür würde sich ein Fonds anbieten. Dann wären die Probleme auch dauerhaft gelöst.
Hier geht es eher um die freie Wahl des Wohnortes auf unseren Planeten mit allen Pflichten und Ansprüchen, die für das Zielland gelten.
Damit dies nicht nur für die reichen/aktiven/gesunden Erdenbürger gilt, müssten auch für alle anderen aus Gerechtigkeitsgründen Transporte/Umzüge organisiert werden. Vorstellbar wäre dies mit Schiffstransporten aus den Großstädten der Welt, die eine ausreisewillige Bevölkerung haben. Das ist natürlich ein extremes Szenario, aber nur so könnte eine gerechte feie Wohnortswahl funktionieren.
Wie soll das funktionieren? Ich habe mehrfach auch hier im Blog nachgefragt und bisher keine Antwort erhalten. Wer wirklich helfen wll, muss an den Ursprungsorten der Migrationsbewegungen anfangen. Die Toten auf dem Weg bspw. zum Mittelmeer werden nur sehr selten erwähnt. In den wenigen Berichten über das Thema wird oft darauf hingewiesen, dass insbesondere sehr viele Frauen den Weg nicht schaffen.
Einwanderung hat für mich immer 2 Seiten: Einen Antragsteller und ein aufnehmendes Land, dass prüfen muss, ob es aufnehmen will. Alternativ kann man sich mit der freien Wohnortswahl auf dem Planeten auseinandersetzen. Ich habe Slums und sehr einfache Verhältnisse in vielen Staaten der Erde gesehen. Die Zeitungen berichten auch aus dem Ruhrgebiet über problematische Wohnsituationen. Für mich ist es sinnvoller, wirtschaftliche, politiche Entwicklung auch privat zu fördern. Deutschland wird nicht alle Probleme der Welt lösen können. Was ist aus der Entwicklungshilfe und aus politischen Initiativen zur Konfliktlösung geworden? Hierzu gibt es von den vielen Flüchtlingsinitiativen keine Lösungsvorschläge. Man will hier und jetzt helfen. Das mag ein erster, lobenswerter Schritt sein, gerät aber irgendwann an Grenzen. Die aktuellen Zahlen der Asylbewerber (wir haben ja nur das Asylverfahren) steigen rasant, die sind aber verglichen zur Gesamtbevölkerung eher gering.
Migration war schon immer ein Abwägen der Chancen und Risiken. Die Auswanderermuseen zeigen dies eindrucksvoll. Dies ist es auch heute noch. Wie schwer ein Start in einem fremden Land ist, zeigen die Reality Doku Soaps im Fernsehen. Jeder muss die Chancen und Risiken für sich abwägen.
P.S.:
Wer nicht in ein traditionelles Reiseland verreisen will, merkt sehr schnell, dass die frreie Ortswahl selbst im Bereich es Tourismus und mit dem deutschen Pass ziemlich aufwendig ist. Warum sollen Migranten, die bspw. in Calais sind, davon ausgenommen sein. Soll ein: "Hier bin ich, bringt mich nach England oder nach xyz -" reichen? Das bringt viele andere Probleme.
Die aktuelle Situation ist komplex. Die Ursachen werden ignoriert.
Gute Sache! Hilfsbereitschaft ist etwas Gutes. Ich kann nachvollziehen, dass jemand bspw. aus Griechenland weg will, dort ist man nahezu chancenlos. Selbst Griechen verlassen die geliebte Heimat, um woanders zu arbeiten.
Anderes Beispiel: Wer Englisch spricht ist in einem englischsprachigen Land besser gestellt und findet eher Arbeit etc. Auch Landsleute, die bereits in einem Land wie England oder Deutschland leben, sind ein Grund, warum jemand unbedingt dorthin muss. Er hat dort bessere Chancen und Hilfen. Wer würde da nicht versuchen, dorthin zu kommen?
Treffen die Initiatoren, die in Berlin auf dem warmen Stuhl sitzen eine Vorauswahl? Wer garantiert dass man keinen "Schläfer" einschleust? Meiner Ansicht nach sind die Initiatoren an Naivität nicht mehr zu überbieten und man kann nur jeden davor warnen. Eins ist mal ganz sicher: Geht die Sache daneben sitzen die Initiatoren weiter auf ihrem Stuhl. Dann wird man halt zum "Kollateralschaden".
@Wittsiepe: Warmer Stuhl, Berlin, Vorauswahl?
Das Ganze funktioniert in Eigenregie, ich möchte fast sagen in Eigenverantwortung. D.h. ein Urlauber entscheidet sich dafür oder dagegen. Wenn er sich dafür entscheidet, so bekommt er im Internet zahlreiche Tipps, was zu bedenke sei und dann wägt er ab. Er entscheidet.
Mit "Schläfer" meinen Sie einen als Flüchtling oder Immigrant getarnten Islamisten? Nun, die gibt es, aber wie wahrscheinlich ist das? Ein "Restrisiko" mag da in der Theorie bestehen. Aber, und so wird es auch im Internet empfohlen, es gilt, die Person oder Personen, die man mitnehmen möchte, vorab etwas kennen zu lernen. Zu sprechen, zu schauen und letzendlich entscheidet vielleicht neben dem Verstand auch das Bauchgefühl mit.
Nicht alles kaputt reden. Man selber freut sich auch über Hilfe, wenn man mal in eine solch schlechte Lage gerät. Oder nicht?
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