Es hat ein paar Tage gedauert, bis der Schuldige für die Stürmung des Spielfeldes in Düsseldorf gefunden wurde. Es ist natürlich das Internet.
Die vergangenen Tage haben mich verwundert. In zahlreichen Medien wurde nach dem versehentlichen Sturm des Platzes durch Düsseldorf-Fans nicht nur nach schweren Strafen gerufen, sondern auch nach Schuldigen gesucht. Und beim letzteren hatte ich da Gefühl, aus der Zeit gefallen zu sein: Erst waren Ultras die Bösen, dann die enthemmende Wirkung des Dämons Alkohol – alles alte Hüte. Aber das ist vorbei. Jens Dirksen hat in der WAZ den wahren Schuldigen ausgemacht. Er heißt Internet, seine Berufung scheint die Enthemmung der Menschheit zu sein und heilig ist ihm gar nichts.
Lehrt nicht das Internet, dass man Fan sein darf und seine Idole trotzdem um ihren gerechten Lohn betrügen?
Klar. Ich geh ja schon morgens ins Internet mit der festen Absicht, jemanden zu betrügen. Ansonsten nutze ich das Netz ja auch gerne zum hetzen. Und da das alle den ganzenTag machen, wurde am Dienstag eine Grünfläche in Düsseldorf gestürmt. Und zwar von der Generation Shitstorm:
Wenn sich aber die Generation Shitstorm im Stadion austobt , ist das zugleich ein Hochamt der Unvernunft, ein Ausgleich für den Alltag aus maximaler Effizienz und gnadenloser Rationalität.
Ach ja, was war das früher schön bevor Herr Internet kam und die Gesellschaft in den Abgrund stürzte. Besuche in Fußballstadien waren Familienausflüge. Mutter hatte oft ihre selbstgemachte Limonade dabei oder eine Kanne Hagebuttentee. Man plauderte nett mit den Anhängern der anderen Vereine, Gewalt war unbekannt und Alkohol verpönt. Den Anweisungen des Ordnungspersonal wurde Folge geleistet. Und dann kam eines Tages dieser Internet ins Stadion und alles änderte sich.
Hahahaha …
Skandal1: Beide Fangruppen zünden bengalos
Skandal2: Hertha-Fans werfen Bengalos auf den Rasen
Skandal3: Hertha-Profi schlägt den Schiedsrichter
Skandal4: Schiedsrichter wird von mehreren Spielern beleidigt
Skandal5: Spieler bespucken sich gegenseitig
Skandal6: Fans dürfen zum Feiern noch vor Abpfiff von den Tribünen runterklettern.
Japp.. Eindeutig kann man da nur zum Schluss kommen, dass das Internet Schuld ist. Zieht sich wie ein roter Faden durch die Skandale des Spiels.
Früher waren es immer der CIA, die Juden oder der Mossad. Heute ist es das Internet.
Als der BVB 1995 Meister wurde, da wurden die Tore vor der Südtribüne auch geöffnet und tausende Leute spazierten auf den Platz. Auch damals berichteten die Spieler von Angst usw.. Das Problem ist also weder neu, noch plötzlich viel größer geworden. Passiert ist übrigens auch damals nichts, ausser das Rasen geklaut wurde und die Tore verbogen wurden.
DerWesten und die WAZ beweisen Tag für Tag, warum sie immer weiter an Relevanz und Leserschaft verlieren… Wer in der Kneipe so einen Mundkäse erzählen würde wie diese Redaktöre, den schickt man aufs Klo. Bei der WAZ steigt man damit zum Leitartikler auf. Au Banane.
Ich bin selbst Journalist. Die reine Medienaffäre Relegation beweist erneut: Der deutsche Journalismus ist sowas von auf den Hund gekommen (fürs Protokoll: wenige Ausnahmen bestätigen die Regel). Herdentrieb, Schwarmdemenz und Kampagnenzwang prägen diese verzweifelten Umbruchmacher, die es in ein paar Jahren vielleicht schon nicht mehr geben wird.
Zum Thema Fußball: Irgendwo wurde vorgeschlagen, doch eine „Bad Bundesliga“ mit Problemvereinen wie Fortuna Düsseldorf, Köln, RW Essen usw zu gründen. Das würde, ACHTUNG WAZ-Spießer!, sehr viel Spaß machen. Cheers aus Flingern.
Und ohne abstrusen Nazi-Vergleich ist ja kein WAZ-Kommentar wirklich erstklassig, deswegen werden die feiernden Fans auch mal schnell in die Nähe der Holocaust-Massenmörder gerückt:
„Die Bundesliga-Relegationsspiele dieser Woche haben uns jedenfalls daran erinnert, dass der Begriff ‚Fan‘ von ‚fanatisch‘ abgeleitet ist – ein Wort, das nicht von ungefähr zu den Kernbegriffen der Nazi-Propaganda gehörte.“ *facepalm*
Dass denen das nicht alles selbst so peinlich ist, dass sie vor Scham in der Redaktionsauslegeware versinken…
Mein lieber Scholli…
schon seit Tagen will ich eigentlich etwas längeres über die Sache schreiben, aber ich komm‘ einfach nicht dazu… Immer wieder haut jemand so einen Klopper raus und ich komm‘ nicht zum Tippen, da ich dann wieder Aspirin suchen kann, weil ich mit dem Kopf auf die Tischplatte knalle…
Chaos in Düsseldorf… Mich wundert, dass noch keiner den Seehofer verdächtigt hat.
Das Bittere für Fortuna Düsseldorf: Als sie 1997 als Drittletzter abgestiegen sind, gab es keinen Rettungsanker namens Relegation. Sie stiegen seinerzeit direkt als Tabellen-16er ab (3. der 2. Liga war Wolfsburg). 15 Jahre später mussten sie nun als Dritter der 2. Liga durch die Play-Offs.
Ein vielsagendes Interview (aus dem Jahr 2008) zum Gegensatz zwischen dem alten Fußball a la Fortuna und dem modernen Fußball für die Medien-Kontrollgesellschaft mit Zitaten eines Hauptverantwortliche, Hoffenheims Hopp:
„Das ganze Gerede von Traditionen verstehe ich nicht. Sehr viele Traditionsvereine sind längst verschwunden, oder wollen wir jetzt Fortuna Düsseldorf zurück in die Bundesliga holen?“
https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/hoffenheim-maezen-hopp-microsoft-oder-google-wuerde-es-mit-dieser-denke-nie-geben-1540588.html
Eigentlich ist das Comeback von Fortuna ein Beweis dafür, dass gewisse Mechanismen im deutschen Fußball noch funktionieren: Ein stolzer Club aus der Vergangenheit kommt zurück. Aber was schlägt der Fortuna entgegen: ganz viel Hass und Neid der Mainstreammedien (oftmals aus Berlin).
Ich bin mal gespannt auf Hart, aber fair am Montag in der ARD…
[…] geworden bin ich durch die Ruhrbarone, die auch gleich klar machten, wie groß der Sittenverfall zu früher ist: Ach ja, was war das […]
Heute wird alles so hochsterilisiert
Erinnere mich lebhaft an meine Zeit als Jungspund aufm Platz. Damals bei den „Lilien“, ende 70er / anfang 80-er. Damals war der Begriff ‚Hooligan‘ noch nicht bzw. schon lange nicht mehr gebräuchlich und ‚Ultra‘ gab’s nur in der Werbung.
Ohmann, wenn Waldhof kam, oder die Kickers. Vor dem Spiel die Fan-Delegation mit lebensechtem Galgen übern Rasen, in dessen Schlinge das Waldhof Wappen. Oder jener von sechs Mann mit Zylinder getragene Sarg im Mittelkreis, mit der begrüßenden Aufschrift: Tod dem OFC.
Getrunken haben die alle natürlich nur Brause und nach dem Spiel wurden Wettläufe im Tausenderpack durch die Stadt veranstaltet. Ebenso gehörten Besuche von Bussen und Zugabteilen der Gästefans zum üblichen Brauchtum, wo man sich die Dinge vor allem non-verbal gesagt hat.
Besonders gut erinnere ich auch z.B. das Spiel 1981 gegen den MSV, als mehrere Dutzend Duisburger, alle im Blaumann, vor dem Spiel in versetzten Reihen durch die Darmstädter Tribünen patrouillierten und du sofort wusstest, gegen die Jungs hast du null Chance. Wenn einer von denen tief Luft holt, hat er dich quer vor der Nase.
Polizei? Fehlanzeige. Vor dem Stadion. Aber doch nicht drin. Passiert ist damals nix, die pure Demonstration von Duisburger Überlegenheit reichte aus. Echte Malocher prügeln halt keine Opfer. Desgleichen die später aufkommenden Hooligans.
Zum Spiel zu gehen war damals trotzdem eine echte Mutprobe, bei du auf dich allein gestellt warst. Dennoch ist mir nie was passiert, trotzdem ich teilweise inmitten der nach dem Spiel üblichen Massenzusammenkünfte, gerne auch mit der Trachtentruppe, stand.
Als Schülerchen gehörte ich wohl einfach nicht ins Beuteschema. Jedoch dort gewesen zu sein war schon gefährliches Ritual genug.