Es war vielleicht die Fußball-Nachricht des Tages am gestrigen Montag: Michael Rensing stand urplötzlich nicht einmal im Kader von Fortuna Düsseldorf beim Saisoneröffnungsspiel seines neuen Teams gegen die Gäste von Energie Cottbus. Rensing hatte das Training gegen Mittag vorzeitig verlassen.
Kurz zuvor hatte Trainer Mike Büskens entschieden seinen direkten Konkurrenten Fabian Giefer, und eben nicht Michael Rensing, das Vertrauen zu schenken, der Stammtorwart der Fortuna in der neuen Saison zu sein.
Sofort kursierten entsprechende Meldungen Michael Rensing habe dabei für einen großen Eklat gesorgt. Nähere Einzelheiten wurden gestern zunächst noch nicht konkret bekannt. Verantwortliche der Fortuna wollen die Dinge erst heute im Laufe des Tages aufarbeiten und auch über mögliche Konsequenzen beraten.
Das soll hier heute aber auch gar nicht mein eigentliches Thema sein.
Worauf ich hier heute einmal kurz hinweisen möchte, dass ist die traurige Geschichte, wie die Karriere eines einst hoch gehandelten Nachwuchstalents eben auch im Sande verlaufen kann.
Denn, kaum jemand erinnert sich anhand der aktuellen Ereignisse noch so wirklich daran, dass eben genau dieser Michael Rensing noch vor wenigen Jahren als der designierte Nachfolger des Torwart-Titanen Oliver Kahn beim FC Bayern München galt.
Das einstige große Nachwuchstalent wurde über etliche Jahre beim Rekordmeister behutsam aufgebaut und scheiterte dann, mehr oder weniger kläglich an den zu hohen Ansprüchen des Vereins, seiner Trainer und wohl auch von sich selbst.
Blicken wir kurz zurück: Zwischen 2003 und 2010 spielte Rensing für die Bayern. Zunächst als Ersatzmann für Nationaltorhüter Oliver Kahn, später dann als dessen offizieller Nachfolger.
Doch weder die Trainer Jürgen Klinsmann noch Louis van Gaal setzten langfristig auf eine ‚Nummer Eins‘ Michael Rensing. Hans-Jörg Butt verdrängte den neuen ‚Titanen‘ jeweils rasch aus dem Tor.
Rensing wechselte schließlich, nachdem die Bayern seinen Vertrag nicht verlängerten, zum 1. FC Köln. Nach dessen Abstieg aus der ersten Liga im Sommer 2012 trennten sich jedoch auch die Domstädter von Rensing und setzten in der zweiten Liga mit Timo Horn auf einen jüngeren und wesetlich günstigeren Keeper.
Michael Rensing unterschrieb dann im August für den Rest der Spielzeit 2012/13 als Ersatztorwart bei Bayer Leverkusen, kam dort aber an Stammtorwart Bernd Leno dann auch nicht vorbei.
Es folgte im Juli 2013 nun der vergleichsweise bescheidenere Neuanfang in Liga 2 beim Absteiger Fortuna Düsseldorf. Rensing wollte wieder regelmäßig spielen, endlich runter von der verhassten Ersatzbank. Als er auch dort gestern nun vom Trainer offenkundig als nicht gut genug für den Job als Stammtorhüter angesehen wurde, muss für den inzwischen 29-jährigen erneut eine Welt zusammengebrochen sein. Selbst ein Neustart seiner Karriere im Unterhaus des deutschen Fußballs drohte also plötzlich und für ihn offenbar völlig unerwartet zu scheitern.
Dass das einem in der Jugend noch in den Sporthimmel gehobenen Menschen unglaublich weh tun muss, der eigentlich mit dem Anspruch in seine Karriere als Profisportler gestartet war beim großen FC Bayern in der Champions League zu spielen und wohl auch einmal Nationaltorhüter zu werden, das erscheint mir grundsätzlich schon sehr verständlich.
Es ist wohl auch dieses, mit der Zeit auch von der frühen Beachtung der Medien so sehr aufgebaute Ego des damals noch jungen Schlussmannes, an dem Rensing nun mit seiner gesamten Karriere zu scheitern droht. Er läuft nun akut Gefahr von den zu hohen Erwartungen seines Karrierestarts schier erdrückt zu werden.
Inzwischen ist nämlich auch Michael Rensing ja schon fast dreißig Jahre alt, und er wartet noch immer auf den ursprünglich von Allen erwarteten großen Durchbruch in seiner Profilaufbahn.
Aus dem Alter des Nachwuchstalentes ist er aber bekanntlich inzwischen schon längst raus.
Er kann es offenbar aber auch noch immer nicht verwinden nach dem Rücktritt von Oliver Kahn noch einmal für längere Zeit einmal ‚nur‘ die ‚Nummer 2‘ hinter einem anderen Konkurrenten zu sein.
Seine Karriereplanung sah für ihn, zumindest aus seiner Sicht, halt auch einmal die Rolle eines gefeierten ‚Titanen‘ vor, so wie es Fans und Medien vor einigen Jahren ja auch noch öffentlich von ihm erwartet hatten.
Und egal was am Montag nun genau vorgefallen ist und wie es mit der Karriere des Michael Rensing nun genau weiter gehen wird, zurück bleibt zunächst eine Karriere in Trümmern und ein Mann dessen Selbstzweifel in den letzten Jahren zwangsläufig immer größer geworden sein müssen in seinen Karrierestationen vom Stammtorwart des großen FC Bayern, dem Anwärter auf den Nationalmannschaftsjob, bis hin zum Reservetorwart eines Zweitligisten.
Und das sollten die Fans, auch die der Fortuna, bei der durchaus berechtigten Kritik an seinem Verhalten zuletzt nicht vergessen. Rensing sieht sich seit Jahren bereits mit einem schleichenden Tod seiner ursprünglich sehr vielversprechenden Karriere konfrontiert.
Das zehrt verständlicher Weise an den Nerven und am ehemals großen Ego!
Mir tut der Mann inzwischen einfach auch ein Stück weit leid. Egal auch, was da Gestern nach bekannt werden seiner Nichtberücksichtigung nun genau geschah.
Rensings Vertrag in Köln lief nicht aus, er war sogar für Liga 2 gültig. Tatsächlich hatte Rensing von allen Spielern am wenigsten Schuld am Abstieg. Der Verein entschied sich nur für einen klaren Schnitt und schenkte Timo Horn (zu Recht) das Vertrauen, auch weil dieser deutlich weniger verdiente als Rensing. Wie stark der Willen zum Schnitt war lässt sich daran ablesen, dass der FC einen Teil von Rensings Gehalt während dessen Zeit in Leverkusen weiterbezahlte und keine Ablöse erhielt.
@Moritz: Danke für den Hinweis. Ich korrigiere das sofort…