Frage nach der Zukunft von Aubameyang ist für den BVB wichtiger als eine Testspielniederlage

BVB-Trainer Peter Bosz und BVB-Pressesprecher Sascha Fligge im Gespräch. Foto: Robin Patzwaldt

Sportlich darf man die gestrige 2:3-Niederlage von Borussia Dortmund beim Viertligisten RW Essen nicht überbewerten. Auch wenn der Auftritt vor den gut 13.000 Zuschauern im Stadion Essen insgesamt doch recht peinlich ausfiel. Denn schließlich war die Auswahl von BVB-Neutrainer Peter Bosz ja erst wenige Tage überhaupt wieder im Training. Die Essener hingegen sind auf ihrem Weg zum Saisonstart aktuell bereits deutlich weiter.

Trotzdem ist es natürlich verständlich, dass nicht nur der Dortmund-Trainer selber, sondern auch einige Fans des Bundesligisten aktuell sehr enttäuscht über die Leistung an der Hafenstraße sind. In ein paar Tagen, wenn der Verein seine Asienreise antritt, dann wird das Spiel beim Reviernachbarn allerdings längst wieder vergessen sein.

Was für die Zukunft der Schwarzgelben aktuell jedoch wesentlich entscheidender sein wird, das ist die Frage nach dem Verbleib des Topstürmers Pierre-Emerick Aubameyang, der auch am Dienstag in Essen den einzigen Treffer des DFB-Pokalsiegers aus dem Spiel heraus erzielen konnte.

Sollte der Toptorjäger der vergangenen Bundesligasaison nämlich tatsächlich in diesem Sommer noch einen Abnehmer finden, dann wäre die Lücke die ein Abgang des Gabuners in der Offensive der Schwarzgelben reißen von diesen wohl so nicht zu stopfen.

Zudem verbinden die Borussen mit dem Abgang eines Topstürmers immer noch unangenehme Erinnerungen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang hier noch einmal an den Abgang von Robert Lewandowski in Richtung München. Sein auserkorener Nachfolger Ciro Immobile war der Aufgabe nicht gewachsen. Und das trotz monatelanger Vorbereitungszeit für Michael Zorc & Co.. Auch Alternativstürmer Adrian Ramos konnte in Dortmund nicht mehr an die Leistungen anknüpfen, welche er zuvor in Berlin gezeigt hatte. Dass Aubameyang, der ja schon zu Zeiten eines Robert Lewandowski im Club war, von Coach Jürgen Klopp zuvor aber auf einer anderen Position eingesetzt wurde, sich dann nach und nach in die Rolle hineinentwickelte, die er heute innehat, das war damals doch eher ein reiner Glücksfall für den BVB. Der Club sollte also gewarnt sein.

Wenn nun bei den Dortmundern der Abgang des Bundesligatorschützenkönigs droht, dann muss der mit so großen Ambitionen in der Liga antretende Revierclub die Lücke diesmal möglichst ohne Übergangszeit auf Anhieb schließen. Und das dürfte, auch wenn das Transferfenster erst in gut sechs Wochen geschlossen wird, immer komplizierter werden, je mehr Zeit ins Land zieht.

Ganz davon abgesehen, dass die schier endlosen Diskussionen über die sportliche Zukunft des Gabuners inzwischen schon arg nerven, ohne dass irgendjemand das Spielchen ernsthaft mit einer klaren Aussage zu beenden versuchen scheint.

Wohin diese Debatten am Ende führen können, das sieht man derzeit ja nebenan beim 1. FC Köln, wo sich deren Topstürmer Anthony Modeste ja aktuell zwischen alle Stühle manövriert hat, nun sogar juristisch gegen en eigenen Club vorzugehen gedenkt.

Insgesamt hat man in diesem Sommer den Eindruck, dass mit dem Transfermarkt im europäischen Spitzenfußball so einiges im Argen liegt. Noch nie sind bestehende Verträge wohl so wertlos gewesen für die Clubs, noch nie ist die Gerüchteküche so reichhaltig gefüllt gewesen. Längst vorbei also die Zeiten, wo man, zumindest gefühlt, erst von Transfers erfahren hat, wenn sie denn auch tatsächlich realisiert wurden.

Glaubt man beispielsweise den derzeit kursierenden diversen Gerüchten und Spekulationen rund um die Schwarzgelben auch nur ansatzweise, dann hätte der BVB in diesem Sommer eigentlich schon seinen kompletten Kader austauschen müssen. Kaum ein Name, der nicht als drohender Abgang ins Spiel gebracht worden wäre, mehrere Dutzend angebliche Neuverpflichtungen stehen dem auf der anderen Seite gegenüber. Das scheint aktuell alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen zu sein.

Dass BVB-Sportdirektor Michael Zorc und Club-Boss Aki Watzke die Möglichkeit eines drohenden Aubameyang-Abgangs aber bisher eben auch nicht ausschließen, sogar selber gesagt haben, dass man ihn ziehen lassen würde, wenn denn die gebotene Ablösesumme stimmen würde und der Stürmer einen Wechselwunsch gegenüber den BVB-Verantwortlichen äußern würde, das ist dann eben auch einer der Gründe für die nicht enden wollenden Gerüchte um den Gabuner. Eigene Schuld also, könnte man sagen.

Insgesamt sind das alles Entwicklungen, welche für die sportliche Zukunft der Schwarzgelben am Ende wesentlich entscheidender sein dürften als eine 2:3-Testspielniederlage beim Viertligisten in Essen.

Auch wenn man aktuell mancherorts einen etwas anderen Eindruck vermittelt bekommt, und sogar die Diskussionen über die gebotenen Leistungen einzelner Spieler am Vorabend am heutigen Tage einen unnötig ernsten Unterton bekommen, drei Tage nach Trainingsbeginn…

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Lukas N.
Lukas N.
7 Jahre zuvor

@Robin
Es war klar, dass sich der BVB nach erst wenigen Tagen Training, mit neuem Trainer, einem etwas veränderten Spielsystem und zudem einer Reihe wegen Verletzung fehlender wichtiger Spieler oder noch wegen U 21-Einsätzen in Urlaub befindlicher Spieler, in Essen schwer tun würde, aber ein Sieg hätte es gegen den engagiert auftretenden Viertligisten schon sein müssen.
Die Niederlage ist zwar ärgerlich, sagt aber rein gar nichts aus. Trainer Bosz redete da auch nichts schön, nahm das Ergebnis aber zu Recht gelassen auf. Er machte deutlich, dass er derzeit noch nicht groß eingreife, sondern sich in der Beobachterrolle sehe, alles genau verfolge und wichtige Erkenntnisse sammle.
Der neue Trainer ist dabei, die Spieler und deren Fähigkeiten und Qualitäten auf dem Platz näher kennenzulernen und ihnen Stück für Stück seine Spielidee zu vermitteln, die zwar wichtige Elemente dessen enthält, was schon unter Tuchel angesagt war, aber auch Änderungen. Als Basis-System bevorzugt Bosz wohl eher ein 4 : 3 : 3.
In einigen Wochen und noch mehr einigen Monaten kann man alles besser einschätzen, beurteilen und bewerten.

Ohne Zweifel @Robin ist die Frage eine Verbleibes oder Wechsels Aubameyangs von einer ganz anderen Bedeutung als eine Testspielniederlage nach wenigen Tagen Training.
Was den Transfermakt angeht, wird es in der Tat immer verrückter, wie man u. a. auch am Beispiel des Kölner Stürmers Modeste sieht. England und neuerdings auch China sind die Treiber eines Transfersummen- und Gehaltswahnsinns. Gute Spieler werden da ständig angebaggert, egal ob deren Vertrag ausläuft oder sie noch Jahre Vertrag haben. Und zu einer echten Plage und zu einem Problem sind die Berater zahlreicher Spieler geworden, die mit den von ihnen betreuten Spielern vor allem Geld verdienen wollen und denen Vertragslaufzeiten egal sind.
Aber auch die Medien überdrehen längst. Jedes noch so absurde Gerücht wird tagelang hochgekocht. Mit Deinem Satz @ Robin "Glaubt man beispielsweise den derzeit kursierenden diversen Gerüchten und Spekulationen rund um die Schwarzgelben auch nur ansatzweise, dann hätte der BVB in diesem Sommer eigentlich schon seinen kompletten Kader austauschen müssen" bringst Du es treffend auf den Punkt. Ich habe mir mittlerweile abgewöhnt, mich ständig mit den täglichen Spekulationen auseinanderzusetzen oder mir darüber groß Gedanken zu machen. Das geht einem nur noch auf den Wecker.
Interessant und relevant ist es nur dann, wenn es konkrete Anhaltspunkte für Spielerwechsel gibt. In Sachen „Aubameyang“ ist das der Fall.
Ich finde es gut, dass sowohl der Spieler als auch die Bosse des BVB offen und transparent mit dieser Frage umgehen und nicht versuchen, den Fans etwas vorzumachen. Man darf auch nicht vergessen, dass Aubameyang bereits 4 Jahre beim BVB ist und da er noch 3 Jahre Vertrag hat, würde ein Wechsel dem BVB eine enorme Ablösesumme bescheren.
Die Bosse machten deutlich, dass es das Ziel sei, Aubameyang weiter zu halten, man mit dem Spieler aber auch vereinbart habe, gesprächsbereit zu sein, wenn ein sehr werthaltiges Angebot eingehe und der Spieler selbst unbedingt wechseln wolle. Nach übereinstimmenden Medienberichten liegt die Schmerzgrenze des BVB wohl bei ab 70 Millionen Euro. Wenn ein Angebot in dieser Größenordnung eingeht und der Spieler unbedingt wechseln möchte, wird der BVB das wohl machen müssen.
Aubameyang fühlt sich beim BVB erkennbar wohl, machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er vom Alter her gesehen jetzt überlegen müsse, ob er eine sportlich und / oder finanziell neue und attraktivere Herausforderung annehmen wolle. Bei einem Angebot von Real Madrid wäre er längst schwach geworden, das ist allgemein bekannt, aber Real zeigte bisher kein Interesse.
Ob die Sache mit China ernsthaft eine Rolle spielt, Auba also den finanziellen Gesichtspunkt in den Vordergrund stellt und ob überhaupt noch vor Transferschluss von dort ein Angebot eingeht, ist bisher unklar.

Dass Auba nach wie vor einen Wechsel überlegt, zeigt die Tatsache, dass er ein klares Bekenntnis zum BVB vermieden und sich diese Option ausdrücklich offen gelassen hat.
Auba steht bei den Fans hoch im Kurs, er bringt regelmäßig seine Top-Leistung und hat Starpotenzial, so sieht man ihm das eine oder andere auch nach. Aber langsam beginnt die Frage „Wechsel oder nicht“ immer mehr Fans zu nerven und alle wünschen sich, dass diese Hängepartie endlich mal beendet und so oder so Klarheit geschaffen wird. Dass ein ähnliches Theater entstehen könnte wie beim Kölner Modeste, kann man bei Aubameyang aber eher ausschließen.
Rein sportlich gesehen wäre ein Weggang Aubameyangs ein herber Verlust und ein Rückschlag. Ich stimme Dir zu @Robin, dass diese Lücke nicht auf Anhieb schließbar wäre. Der BVB würde und könnte dann auch keinen Weltklassestümer verpflichten, sondern würde sicherlich wieder einen Stürmer holen, dem man großes Entwicklungspotenzial zutraut. Aber das dann weider so klappt, wie bei Lewandowski und dann Aubameyang, ist nicht gesagt. Mit Immobile, den ja Klopp unbedingt haben wollte, hatte man sich zwischenzeitlich auch mal vergriffen.
Mit Reus, Weigl und Guerreiro fallen bereits drei Leistungsträger des BVB länger aus und wenn dann noch Aubameyang ginge, wäre das schon ein großer sportlicher Substanzverlust für die ersten Monate der Saison.
Wie immer bleibt es in Sachen "BVB" spannend und interessant. Zunächst steht ja jetzt die Asienreise an.

Lukas N.
Lukas N.
7 Jahre zuvor

@Robin: Es wäre überraschend, hätte der BVB nicht eine Ersatzlösung in der Hinterhand. Denn – wie Du auch schreibst – ist die Frage, wie lange Auba wirklich beim BVB bleibt oder wann er möglicherweise wechselt ein Dauerthema und dass sich diese Frage in der aktuellen Transferperiode erneut stellen wird, ist den Bossen schon seit Monaten klar. Die Bosse haben sogar offen eingeräumt, dass Gesprächsbereitschaft bestünde, käme ein sehr werthaltiges Angebot auf den Tisch und wollte Auba auch tatsächlich wechseln.
Ich denke, man kann nicht nur davon ausgehen, sondern muss davon ausgehen, dass der BVB Vorkehrungen für einen möglichen Auba-Wechsel getroffen hat. Allerdings wird das schwieriger, je länger sich eine Klärung dieser Frage hinauszieht. Denn nur wenn der Abgang Aubas feststeht, kann der BVB mit einem Nachfolger alles klar machen. Je früher in einer Transferperiode das geschieht, desto besser ist es.
Klar ist aber, dass der BVB keinen Weltklassespieler holen kann und wird, sondern einen Spieler, dem man großes Entwicklungspotenzial zutraut, der dann aber nicht sofort in die großen sportlichen Fußstapfen Aubas treten könnte.
Solange das Transferfenster offen ist und sich Auba nicht eindeutig zum Verbleib beim BVB äußert, so lange gehen die Spekulationen weiter und so lange besteht auch die Möglichkeit, dass er doch noch wechselt. Aber zumindest in China geht ab kommenden Samstag nichts mehr. Das müsste vorher passieren.
Generell muss man als Fan heutzutage leider damit leben, dass die Topspieler ständig umworben und sie mit Megasummen gelockt werden, dass Wechselspekulationen nicht abreißen. Nächste Saison werden wir das verstärkt bei Dembélé erleben. Wenn der nochmals eine solch gute Saison oder vermutlich noch eine bessere Saison hinlegt, dann kommen die Topadressen wie Barcelona und werden massiv versuchen, ihn beim BVB loszueisen.
Positiv ist auf jeden Fall mittlerweile, dass der BVB keinen Spieler mehr aus finanziellen Gründen abgeben muss und dass auch kein Spieler mehr eine Ausstiegsklausel hat. Gerade bei den jungen Spielern, die noch Jahre Vertrag haben, kann und wird der BVB in der Regel hart bleiben. Bei Auba ist es eben so, dass er schon 4 Jahre da ist und mit 28 ein Alter hat, wo man überlegt, evtl. nochmals was neues anzugehen, bevor es dann Richtung Karriereende geht.
Auba zugute halten muss man auf jeden Fall, dass er in seinem Job als Fußballer immer pflichtbewusst war und ist, sich nie hat hängen lassen, regelmäßig Topleistungen abgerufen hat, auch immer gute Stimmung und gute Laune verbreitet und sich auch immer sehr positiv über den BVB äußerte.
Beim BVB hat Auba den Vorteil, gesetzt und unumstritten zu sein und zu wissen, dass das Spiel auf ihn zugeschnitten ist, dass er es ist, der von den Mitspielern gesucht und in eine Abschlussposition gebracht wird. Auch deshalb schießt er so viele Tore. Aber es gibt es noch andere Kritierien für einen Spieler (Geld, bessere Titelaussichten, noch größerer Klub usw.).
Wir sind uns einig, dass es an der Zeit wäre, Klarheit zu schaffen. Allzu lange sollte das jetzt wirklich nicht mehr gehen und die Zeit bis zum Ende des Transferfensters in Europa sollte auf keinen Fall ausgeschöpft werden. Darin werden sich der BVB und Auba hoffentlich einig sein.

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