Bevor ich mir eine Meinung zur Impfpflicht bilde, hätte ich gerne Antworten auf folgende Fragen:
– Wie viele Menschen sind wirklich nicht geimpft?
– Wie viele von diesen Menschen lehnen eine Impfung aus voller Überzeugung ab?
– Wie viele von denen, die die Impfung ablehnen, würden voraussichtlich bei einer Impfpflicht nachgeben und wie viele umgekehrt in den Rechtsstreit gehen?
– Welche Maßnahmen zur Durchsetzung der Pflicht sind vorgesehen und wie wahrscheinlich ist es, dass diese zur tatsächlichen Impfung Unwilliger führen?
– Wurden alle, die nicht geimpft sind, überhaupt erreicht oder kann es sein, dass es Menschen gibt, die mangels Bildung, Sprache oder allgemeiner Alltagskompetenz noch nie in die Situation kamen, überhaupt eine Entscheidung zur Impfung zu treffen?
– Welche milderen Maßnahmen wurden ergriffen, um die maximale Zahl an Impfungen zu erreichen?
– Sind die logistischen Bedingungen überhaupt so, dass jeder, der sich impfen lassen will, dies auch kurzfristig und ohne größere Hürden tun kann?
– Welche Hürden wurden identifiziert und welche Maßnahmen wurden ergriffen, um sie abzubauen?
– Welcher konkrete Nutzen bezüglich Inzidenz, Todesrate, Behandlungskosten wird bei welcher Quote erwartet und wie wird dieser Nutzen im Verhältnis zur Freiheitseinschränkung durch eine Impfpflicht bewertet?
Ich bin explizit noch nicht entschieden und meine diese Fragen nicht polemisch. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihre Beantwortung zu einer Befürwortung der Impfpflicht führen könnte. Aber eine solche Pflicht müsste sehr gut begründet werden.
Böse Zungen mit ein wenig schwarzen Humor sagen ja immer, dass es nur eines gut verteilten und langfristig wirksamen Impfstoffs bedarf und die Quote läge bei freiwilligen 100%
Jetzt wollen sich die Menschen boostern und Erstimpfen lassen und die Impfzentren sind entweder noch nicht wieder voll einsatzbereit oder es fehlt Impfstoff. Zudem werden überall die strukturellen Webfehler unseres Gesundheitssystems superunvorbeischaubar #scnr
Ansonsten würde ich eine große Menge Forschungsmittel in handhabungsleichte und sichere Selbsttests investieren, die man an die Bevölkerung verteilt. Wird Epidemiologisch alleine zwar auch nicht alles zum Guten bringen, aber einen garantierten Zuwachs an sozialem Frieden und Sicherheit 😉
Ich würde als Frage hinzufügen, wie hoch wohl der Anteil der Genesenen derzeit ist und wie dieser Anteil dieser wohl in der Bevölkerung ist, wie man über einen Antikörpertest-Studie ja durchaus feststellen könnte. Denn es dürfte ja eine sehr große Anzahl sozusagen "symptomlos" Erkrankter aus der Vergangenheit geben, die gar nicht statistisch erfasst und in die Überlegungen mit eingehen. Die meisten dürften inzwischen zusätzlich noch geimpft sein. Bei den 2G ist ja immer der Witz mit im Raum, das vormals und per definitionem jetzt auch noch Ungeimpfte und mit Covid nachgewiesen infizierte Menschen, Privilegien geniessen, die andere Ungeimpfte nicht bekommen? Logik geht anders 😉 d.h. wenn man sich infiziert und nicht stirbt, bekommt man seine gesellschaftliche Rückendeckung und seine sozialen Freiheiten – teilweise – und für ein paar Monate zurück? Kognitiv konsonante Kommunikation geht aber definitiv anders …
Im Übrigen sind die Schweden ja immer noch nicht ausgestorben, verlangen aber mittlerweile auch 3G bei der Einreise.
Die akademisierung der Impfpflichtfrage hat ihren Reiz. Zumal die Frage der Alternative und deren Konsequenzen nicht erwähnt wird. Meine Fragen wären: Wievel Menschen würden mehr leben, wenn die Impfpflicht schon eingeführt wäre? Wieviel Exzistenzen wären nciht zerstört worden? Wieviel Kinder hätten eine bessere Chance? Ein Katalalog der noch viele Fragen hat. Ich als Arzt kann nicht glauben, welche eine Kopfdiskussion stattfindet, während viele Menschen damit beschäftigt sind, dass schlimmste zu verhindern. Vor allem macht sich eine zunehmende Erschöpfung der psychischen und finanziellen Resaurcen breit. Wir haben als die im Gesundheitssystem tätigen, kein Verständnis mehr für Entscheidungsangst, zerreden der Probleme ohne Lösungen um am Ende seine Hände i Unschuld zu waschen.
Na die Ausgestaltung der Impfpflicht steht ja auch noch im Raum.
Denkbar wäre ja durchaus auch die verpflichtende Einladung zu einem wirklich guten Aufklärungsgespräch, selbstverständlich in der Muttersprache, so denn Sprachbarrieren bestehen, an dessen Ende dann eine Unterschrift steht.
Auch die absurdesten Fragen dürften gestellt werden, die sich einige vielleicht gar nicht mehr trauen öffentlich zu posten.
So, und wenn dann immer noch die Entscheidung gegen die Impfungen getroffen wird, müssen diese Ungeimpften aber halt auch echt mal zusehen, wie sie klar kommen.
Also, die haben dann gefälligst selbst Sorge zu tragen, dass die sich nicht anstecken, und im schlimmsten Fall dann auch den Anspruch auf medizinische Versorgung ihrer Covid-Erkrankung verwirkt, so es denn da wieder so Engpässe gibt wie jetzt.
Wirklich nur, wenn die Lage wieder so dramatisch ist wie im Moment, nicht generell.
Die Verwirrten könnt man so entwirren, denen, die vor allem wegen irgend einem absurden Gruppenzwang nicht geimpft sind, diskrete Termine vereinbaren, man würd sicher stellen, dass wirklich alle vernünftige Informationen inklusive Tragweite der Entscheidung haben, und die anderen – ach, nun, haben halt keine Möglichkeit mehr, alle anderen mit ihrer eigenen Fehlentscheidung mitzureißen.
Falls wer bessere Ideen hat, wirklich gern, aber die Situation jetzt ist ja völlig inakzeptabel und gehört keinesfalls wiederholt.
(siehe Kommentar #2)
Da der Wechsel von der indirekten, jetzigen Impfpflicht zur allgemeinen Impfpflicht die suggerierten Ziele meiner Meinung nach gar nicht erreichen kann, sehe ich keinen Vorteil in dieser – ausser das die Politik verkünden kann, etwas getan zu haben und vielleicht einige Menschen beruhigt sind und sich geschützter fühöen.
Wie Karl Lauterbacher bereits am 15.10.21 in einem zdf heute Interview mitteilte: "Epidemiologisch ist eine Impfpflicht nicht zu rechtfertigen", eben die Impfung das Virus nicht abschließend eingrenzt und keine Immunität schaffen kann. Selbst wenn eine Herdenimmunität möglich wäre, braucht es für diese lt. Wissenschaft 90-100% (ja, einhundert Prozent) Quote – mag jseder selbst einschätzen, wie realistisch dies ist.
Da diejenigen sich bereits entscheiden haben ein Impfangebot nicht anzunehmen, ändert auch eine Pflicht dazu wenig, sodass auch nicht sicher ist, dass die Impfquote durch eine Impfpflicht überhaupt steigt.
Wer darüberhinaus darauf hofft, dass eine Impfpflicht die Maßnahmen beendet, braucht nur nach Österreich schauen, wo die Impfpflicht eingeführt wird in 2022, die Maßnahmen aber bleiben.
So wurde 2G ja eingeführt, um Menschen zur Impfung zu bewegen, bleibt aber trotzdem, wenn die Impfpflicht kommt.
Der ganz praktische Blick nach Portugal, Irland oder Island zu dem Impfeuropameistern mit hohen Impfquoten, aktuell aber exolpidierenden Inzidenzen und geplanten Lockdowns zeigt, dass eine Impfpflicht-nahe hohe Quote wenig Auswirkung zu haben scheint. Und da ist es egal ob nun 90% der Menschen freiwillig oder per Pflicht geimpft sind.
Der Blick nach Großbritannien widerrum – ohne Maßnahmen, nur mit vereinzelter Maskenempfehlung/Pflicht – zeigt auch wie es gehen kann. Keine Pflicht oder einschränkenden Maßnahmen und dennoch sehr geringe Todeszahlen, die sich denen in Deutschland (mit massiven Maßnahmen) ähneln.
@#3: ich stimme mit Ihnen überein, dass "die Situation jetzt ist ja völlig inakzeptabel und gehört keinesfalls wiederholt."
Allerdings bin ich skeptisch, ob "die verpflichtende Einladung zu einem wirklich guten Aufklärungsgespräch, selbstverständlich in der Muttersprache, so denn Sprachbarrieren bestehen" überhaupt umsetzbar wäre.
Wie sollte denn so ein Gespräch auf Farsi ablaufen, wenn das Gegenüber pauschal die Anwesenheit von Frauen und die Diskussion mit Ungläubigen ablehnt (Teilweise bleibt sogar den Ausländerbeiräten die Tür verschlossen, um sich nicht zu beschmutzen).
Ähnliches dürfte Ihnen im Erzgebirge drohen, wenn Einheimisch vermuten, dass Sie ihnen einen Roboter für die Gehirnwäsche einpflanzen wollen.
Solche Gruppen haben die Gemeinsamkeit, dass durch die Kakophonie in der Öffentlichkeit längst jegliche Gesprächsbasis weggebrochen ist.
Da geht nur ein langfristiger Aufbau von Vertrauen, auch wenn das dem aktuellen Aktionismus widerspricht.
@2, Silke Zeidler: Ihr Wort in Scholzens Ohr. Wahrscheinlicher aber ist der übliche Weg des Staates: gegen, nicht mit dem Bürger. Strafandrohung und Repression werden die Mittel der Wahl sein.
Es geht bei der Impfpflicht überhaupt nicht um die durch aus klugen Fragen, die der Autor des Artikels hier aufgeschrieben hat. Es geht um ein Prinzip, das weit über die jetzt, aus verständlichen Gründen, debattiert Impfpflicht hinausgeht und deren Kernfrage lautet: Wieviel an unmittelbarem körperliche Eingriff dem einzelnen Menschen zugemutet werde darf, um anderer Menschen Leben zu retten.
Zugespitzt : Muss er sich dafür auch verletzten lassen, denn nichts anderes ist juristische gesehen ein medizinischer Eingriff. Erst recht wenn der betroffene Mensch diesen, aus welchem Grunde auch immer, ablehnt.
Konkret: Eine Impfung ist keine Maske die Jemand zu jeder Zeit wieder abnehmen. Sie verändert den Körper unwiederbringlich für eine gewisse Zeit und das immer auch mit möglichen negativen Folgen. Deswegen gibt es überhaupt das Verfassungsrecht auf körperliche Unversehrtheit. Nämlich dass ein Mensch über seinen Körper und die eventuellen Folgen von Eingriffen, selbst bei einem geringen oder garkeinem Risiko von negativen Folgen, ausschließlich selbst bestimmt.
Das Prinzip Leben retten heißt nämlich extrem formuliert: Auch eine Folter kann Leben retten. D.h. allgemeiner formuliert: Wenn eine Gesellschaft nicht irgendwann bei diesem Extrem landen will, muss sie, selbst bei großen gesellschaftlichen Bedrohungen, den Anfängen wehren, sprich das Recht auf körperliche Unversehrtheit unbedingt schützen.
Denn Niemand kann die Garantie geben, dass bei geänderten politischen Verhältnissen, die wir übrigens in Richtung Diktatur zum Teil schon wieder auch in Europa haben, das Argument, dass dadurch das Leben anderer gerettet, oder auch nur in irgendeiner Weise weniger gefährdet wird, nicht als ausreichender Grund gilt, das Recht des einzelnen auf körperliche Unversehrtheit auf Dauer einzuschränken oder ganz aufzuheben.
Wenn die Impfung auch nur die schweren Verläufe deutlich reduziert und damit das medizinische Personal und die Intensivstationen spürbar entlastet, dann braucht es eine Impfpflicht. Es kann nicht sein,dass Menschen sterben müssen,weil ihre OPs wg übervoller Intensivstationen wg. ungeimpfter schwer Erkrankter nicht stattfinden können.
@#7: "Zugespitzt : Muss er sich dafür auch verletzten lassen, denn nichts anderes ist juristische gesehen ein medizinischer Eingriff. "
Haben sie solche Bedenken auch, wenn ihr Hausarzt Ihnen Blut abnimmt, Sie gegen Gürtelrose impft oder Ihnen Tabletten verordnet?
Wenn man den einzelnen das Recht auf Unversehrtheit zugesteht, frage ich mich, welches Recht hat ein ein Erkrankter auf Unversehrtheit? Welches Recht haben Kinder, die durch ungeimpfte gefärhdet werden? Eine Impfe, auch nur ansatzweise mit "Folter" zu vergleichen erscheint mir so, als wolle man aus einem Sicherheitsgurt einen Galgen definieren.
Freiheit und Verantwortung
Ich muß leider davon ausgehen, daß es den Impfgegner und den Impfverweigerer völlig fremd zu sein scheint, ja sogar abwegig, daß Freiheit undenkbar ist ohne Verantwortung, d.h. u.a. , daß jedermann in seiner individuelle Freiheit (mit-)verantwortlich dafür ist, ob und wie Gesundheit und Leben der Mitmenschen geschützt werden. Das schließt konkret für mich die Bereitschaft ein, auch Risiken einzugehen, wenn das letztendlch dau beitragen kann, den pandemiebedingten Tod sehr , sehr sehr vieler Menschen zu verhindern und darüber hinaus dazu beitragen würde, gravierende Folgeschäden einer Covid 19 Infektion zu mindern , und zwar für den Einzelnen und für die Gesellschaft insgesamt -Wirtschaft, Kultur, Soziales, Bildung pp.
G2, G3, Abstandsregeln, Maskenpflicht, Impfpflicht -nicht wider die Freiheit, sondern der " Freiheit in Verantwortung" wegen!
Es macht mich wütend, immer noch , immer wieder eine in Wort und Tat (!!) wachsende Radikalisierung von Impfgegner, Impfverweigerern registrieren zu müssen, während "nebenan" Menschen sterben, die nicht geimpft sind, aber eben auch viele, viele Menschen zu leiden haben und sterben müssen, weil die Hospitäler nicht mehr in der Lage sind, ihnen wegen ihrer Überlastung mit Covid-19 Patienten zu helfen.
Eine für mich unfaßbare Realität "in diesem unserem Lande".
@Joachim+Voss#10 Nun ja, ähnlich dämlich Argumente wie das von ihnen angeführte, sind ja tatsächlich bei der Einführung der Gurtpflicht gefallen. Ich bin da ganz bei ihnen in Sachen Impfen.