Framen, Minen, Haareziehen – Die finale Schlacht im Wahlkampf hat begonnen

Bender for Chancellor! Quelle: Flickr; Foto: Roberto; CC BY 2.0

 

Obama hat es erfunden, Trump kopiert, Macron perfektioniert: hochmoderner Wahlkampf, technisch und wissenschaftlich am Puls der Zeit. Im Wahljahr 2017 müssen sich auch die bundesdeutschen Parteien dem Fortschritt beugen und das neue Waffenarsenal bedienen. Die Ruhrbarone erklären die wichtigsten Begriffe und wagen einen Blick in die letzte heiße Wahlkampfphase.

Social Media Architect

Jede Kampagne braucht einen smarten jungen Menschen, der den Auftritt in den sozialen Netzwerken koordiniert. Für Donald Trump übernahm diese Aufgabe dessen rachsüchtiger Schwiegersohn Jared Kushner (→ Antisocial Media Architect).
Prognose: In Ermangelung eines Schwiegersohnes entscheidet sich Frau Merkel für jemanden, der wegen seiner digitalen Kenntnisse ein hohes Ansehen in der Netzwelt genießt: Günther Oettinger. Die AfD kann das beliebte „Anonymus.Kollektiv“ gewinnen und die Grünen stellen eine DDOS-Anfrage an Sascha Lobo.

Agenda Setting

Wer die Themen in den Massenmedien bestimmt, bestimmt auch die Themen in den Köpfen der Menschen. So war die Tatsache, dass Emmanuel Macron kandidiert, vielen Franzosen überhaupt nicht bekannt, bevor die Nachrichten darüber berichteten. Knallharter Fall von Agenda Setting.
Prognose: In einer Audienz bei der Kanzlerin fragt der Sprecher des Verbandes der gleichgeschalteten Lügenpresse nach den gewünschten Schwerpunkten für September 2017. Einem Geistesblitz folgend und diabolisch grinsend antwortet sie: „Der Wahlkampf!“ Das Ergebnis ist eine absurde Konzentration der Medien auf dieses Thema, die sogar soweit führt, dass die Fernsehsender schamlos Werbespots der Parteien ausstrahlen.

Agenda Surfing

Beim Agenda Surfing nutzt man eine Flutwelle um ein ungeplantes Thema zu „reiten“. So hat jeder noch die Bilder von Gerhard Schröder im Kopf, wie er vor seiner Wiederwahl auf einem Surfbrett durch die gefluteten Straßen von Grimma (Sachsen) prescht. Als höchste Kunst gilt es, wenn man, wie Frau Merkel beim Atomausstieg, auf einem Tsunami surft.
Prognose: Peter Altmeier versteht „Angela Surfing“ und freut sich auf unaussprechliche, unappetitliche Dinge, was die Kanzlerin aber zum Glück mit einem alternativlosen „Nein heißt Nein!“ unterbindet.

Framing

Beim Framing werden Fakten von Gefühlen oder Ansichten „eingerahmt“, um über geheimnisvolle neurobiologische Prozesse die Gehirne der Wähler zu hacken. So kann eine neutrale Tatsache („Es ist Krieg“) entweder negativ geframed werden („Och nöö, schon wieder Krieg, meh!“) oder positiv („Deutschland übernimmt wieder mehr außenpolitische Verantwortung“).
Prognose: Insbesondere beim Thema Flüchtlinge bieten sich die Parteien einen regelrechten Frame War. Beispiele: „Supi, ein Geflüchteter, wie süß!“ (Claudia Roth); „Kruzitürken, kreuzigt den Türken!“ (Horst Seehofer); „Was ist mit der alleinerziehenden, minderbegabten, unverschuldet verschuldeten und mehrfach ausgeraubten Hartz IV-Empfängerin ohne Beine, wenn sie sich in einen Flüchtling verliebt?“ (Sahra Wagenknecht); „Nach Anatolien entsorgen, den Menschenmüll!“ (Alexander Gauland)

Data Mining

300 Terrabyte Daten hat die Republikanische Partei über Amerikas Wähler gesammelt. Die muss sich jeder Wahlkämpfer gründlich durchlesen, bevor er an den Türen klingeln darf. So ausgestattet weiß er, ob sein Gegenüber sowieso republikanisch wählt, noch überzeugt werden kann oder in Notwehr zu erschießen ist.
Prognose: Die SPD steigt groß ins Data Mining ein, analysiert die Datensätze von über 50 Millionen Wahlberechtigten mittels 30 passgenauer Filter und wissenschaftlich anerkannter Algorithmen. Nach nur acht Stunden Rechenzeit spuckt der Supercomputer im Willy-Brand-Haus ein zweifelsfreies Ergebnis aus und identifiziert alle potentiellen SPD-Wähler: Horst Kleinschmidt aus dem Amselweg 4 in Bottrop kann sich auf Besuch freuen.

Apps

„RNC Beacon“, „RNC Foresight“, „RNC Dynamo“ – die Republikaner entwickelten ein ganzes Bündel an wohlklingenden Apps, um ihre Daten zu verwalten. Per Smartphone können die Helfer eine vollzogene Wählerbindung direkt an die Datenbank schicken. Die Erschießungen können aus juristischen Gründen bislang leider noch nicht eingepflegt werden.
Prognose: Die Union scheitert bei der Erstellung von Apps. Günther Oettinger versucht zwar die Programmiersprache Turbo Pascal zu lernen, bekommt zu seiner Überraschung aber ein geringes sprachliches Talent bescheinigt. Die AfD hingegen feiert große Erfolge mit ihren Apps „AfD Riefenstahl“ (Öffentlichkeitsarbeit), „AfD Das Volk“ (für die lokalen Wahlkämpfer) und „AfD GEsammelte STAtistiken und POst“ (Data Mining).

Trolle

Trolle sind eine besonders haarige Art der Gattung der Nerds, die im Internet für Stimmung sorgt.
Prognose: Altkanzler Schröder aktiviert seine Kontakte zu Wladimir Putin, welcher der SPD 8000 reinrassige sibirische Schneetrolle zur Verfügung stellt. Sie preisen überall im Netz die Vorzüge von Braunkohle beim Heizen und die Abgaswerte deutscher Panzer (→ Agenda Setting). Leider verpufft die Maßnahme, da die Trolle ihre russischen Texte per Google Translate ins Deutsche übersetzen.

Twitter Bots

Twitter Bots setzen automatisiert Nachrichten ab, um das Stimmungsbild zu beeinflussen. Sie sehen meist aus wie Bender aus Futurama, können aber als sogenannte Androiden auch Menschen ähneln (→ Steffen Seibert).
Prognose: Die CDU setzt im Wahlkampf massiv auf Twitter Bots. Günther Oettinger missversteht die positiven Reaktionen und bedankt sich zwecks Wählerbindung für jede einzelne. Als ihm dies zu viel wird, bittet er seine Freunde vom Chaos Computer Club, einen Twitter Bot zu programmieren, der das übernimmt. Die Folge ist eine Kaskade aus Tweets und Retweets, die schließlich zum Kollaps des Internets führt und dem Online-Wahlkampf ein überraschendes Ende bereitet.

Ground Game

Die hohe Kunst des Wahlkampfes. Beim Ground Game laufen sich aufopferungsvolle Wahlkämpfer die Füße platt, um desinteressierte Nichtwähler mit selbstgebackenen Plätzchen vor ihre Türen zu locken.
Prognose: In Deutschland hat man nach wie vor Hemmungen, an der Tür zu klingen (Reichsbürger, Messie-Wohnungen) und setzt auf die bekannten Stände in der Innenstadt. Die Konkurrenz durch hochorganisierte kriminelle gemeinnützige Spendenprofis ist aber so hoch, dass die Parteien nur noch in Tiefgaragen und U-Bahnhöfen unterkommen („Underground Game“).

Micro Targeting

Mittels → Data Mining wird ermittelt, bei wem sich Wahlkampf überhaupt noch lohnt. So hat Donald Trump beispielsweise das kommunistische Kalifornien gar nicht erst besucht.
Prognose: Vor dem Amselweg 4 in Bottrop bilden sich Zeltlager von SPD-Wahlkämpfern, die in Schichten bei Horst Kleinschmidt vorsprechen. „Das ist der präziseste Wahlkampf, den wir je geführt haben“, freut sich Ralf Stegner. Als es Horst irgendwann zu viel wird, droht er damit, zum ersten Mal CDU zu wählen. In der Folge reist Frau Merkel persönlich an, wird aber von den kampierenden Sozis aufgehalten. Sie ruft die Bundeswehr im Innern zu Hilfe: Bürgerkrieg, Diktatur, die Wahl fällt diesmal aus. Schade.

 

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Gerd
Gerd
7 Jahre zuvor

"Für Donald Trump übernahm diese Aufgabe dessen rachsüchtiger Schwiegersohn Jared Kushner…"

Rachsüchtig in wie fern genau?

Andreas
7 Jahre zuvor

… ich hab schon vor ner Woche gewählt, das, was ich immer wähle …

Gerd
Gerd
7 Jahre zuvor

Eine anonyme Quelle und hier wird vom rachsüchtigen … geschrieben. Ts, ts, ts!

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