Morgen abend (17. Oktober) liest Frank Goosen liest Auszüge aus den literarischen und journalistischen Texten Wolfgang Welts und berichtet von Berührungspunkten mit seinem verstorbenen Schriftstellerkollegen im Düsseldorfer Heinrich Heine Institut.
Selbst für Frank Goosen ist dieser Moment kurios. So schreibt er in der Ankündigung auf seiner facebook-Seite: „Es ist schon ein bisschen komisch: Ein Bochumer fährt nach Düsseldorf, um dort die Texte eines anderen Bochumers vorzulesen. Im Publikum weitere Bochumer, die teilweise in den Texten sogar vorkommen. Es bleibt eine Schande, dass Wolfgang Welt und seinen Texten zu Lebzeiten nicht die angemessene Aufmerksamkeit zuteil wurde.“
Wolfgang Welt, der am Silvestertag 1952 geboren ist und am 19. Juni 2016 gestorben ist, ist ein Unikum. Seine Romane sind schonungslos autobiografisch. Diese Literatur, die dem Ruhrpott-Schauplatz seine Würde lässt und mit hoher emotionaler Kraft ausgestattet ist, trägt einen ganz eigenen Sprachcode. Seine Geschichten leben von der Aufrichtigkeit, ihrer genauen Beobachtungsgabe und dem lässigen, dokumentarischen Format. Denn Wolfgang Welt brachte die Popliteratur vorwärts, als es noch keinen Benjamin von Stuckrad-Barre gab – und der Deutschunterricht noch zu sehr von Heinrich Böll geprägt war. Dieser unnachahmliche Autor verdichtet sein kleines Leben und übersetzt sie in eine autobiographische Prosa. Diese Visionen der Sehnsucht sind untermauert von vergeblicher Liebesmühe, Bier und Zigaretten. Sie handeln von der Begeisterung für Pop und Rock-Musik. Außerdem spielen Fußball und Mädchen hier wichtige Hauptrollen. Der Autor hat diese großen Themen allesamt durchlitten, eingeordnet und aufgeschrieben.
Das Hauptwerk von diesem Buddy-Holly-Verehrer, Literaten und Fußball-Fan besteht aus einer autobiographischen Romanreihe mit den Büchern wie „Peggy Sue“, „Der Tick“, „Der Tunnel am Ende des Lichts“, „Doris hilft“ und „Fischsuppe“. In ihnen beschreibt Wolfgang Welt seinen Weg durch die 1980er Jahre mit Rückwendungen in die Abiturszeit der Willy-Brandt-Ära bis hin zum Jahr 2005. Die Orte und Protagonisten wandern hier in einer seltsamen Atmosphäre – und sind geprägt von Euphorie, unterschwelligem Humor, Kargheit und kleinbürgerlichen Spitzendeckchen. Sein 1982 erschienenes Debüt „Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe“ ist 2006 wieder veröffentlicht worden – vielleicht ist dieses Buch sein Opus Magnum. Denn dem Bochumer Stadtteil Wilhelmshöhe ist Welt stets treu geblieben. Er hat im Haus der Eltern gewohnt und mehr als 25 Jahre lang als Nachtpförtner im Bochumer Schauspielhaus gearbeitet.
Für die Magazine „Sounds“, „Marabo“ und „Musikexpress“ ist er als freier Journalist durch die Konzertsäle, Kneipen und Redaktionen gereist. Er hat Lou Reed verpasst, weil er einen Tag zu spät angereist ist – und von diesem Missgeschick einen der besten Texte geschrieben, der über den großen Grantler erschienen ist. Motörhead hat er auf Tournee durch England begleitet und irgendwann ging ihm das Geld aus, so dass er sich während der Show in den Backstageraum schlich, um die verbliebenen Salatblatt-Reste vom Buffet zu essen. Heinz Rudolf Kunze hat er mit dem Zitat, er sei ein singender Erhard Eppler, so verärgert, das sich Kunze Jahrzehnte später sogar geweigert hat, einen Nachruf von dem Bochumer Autoren zu kommentieren. Keine Frage: Als Popkultur-Autor war Wolfgang ein Mann von Welt. Wie schön, dass Frank Goosen ein paar ausgesuchte Texte von ihm vortragen wird.
Noch ein Hinweis vom Veranstalter: es gibt nur noch sehr wenige Plätze! Wer kommen möchte, soll sich bitte unter der Rufnummer 0211-899 55 71 melden – hier kann man Karten vorresevieren lassen.
Ort der Lesung:
Heinrich Heine Institut
Bilkerstr. 12 – 14
40213 Düsseldorf
Einlass ab 19 Uhr, der Eintritt kostet 8 Euro.
Vergl.: https://www.ruhrbarone.de/zum-tod-von-wolfgang-welt-ganz-schoen-banane/129274