Autobiografien neigen ja gerne und recht häufig dazu in einer Art Selbstbeweihräucherung zu enden. Wen das nervt, für den habe ich hier heute mal ein sich davon völlig unterscheidendes, positives Gegenbeispiel.
In ‚Hauptsache laut!‘ schildert der ehemalige Drummer der ‚Spider Murphy Gang‘, Franz Trojan, mit Hilfe der Co-Autoren Klaus Marschall und Andreas Mäckler, sein Leben zwischen den Extremen, von einer recht schwierigen Kindheit, über den steilen Aufstieg zu einem gefeierten und ziemlich reichen Musiker, bis hin zum folgenden völligen Absturz nach der Musik-Karriere, welcher ihn dann sehr rasch an den Rand der Gesellschaft geraten ließ.
Nicht gerade eine klassische ‚Bilderbuchbiografie‘ also. Und so ist das Ergebnis in Buchformat dann auch viel spannender zu lesen als dieser aalglatte Lesestoff, den man in Musikerbiografien sonst häufig so zu lesen bekommt. Und das eben auch, wenn man, so wie ich, nicht gerade als klassischer Fan der ‚Neue Deutsche Welle‘-Band gilt.
Ich hatte nun in den letzten Tagen schon einmal die Gelegenheit das offiziell erst am Montag erscheinende Buch einmal näher in Augenschein zu nehmen. Und es hat sich wahrlich gelohnt. Meine zunächst noch etwas spärliche Begeisterung für den Lebenslauf eines mir zuvor noch Unbekannten steigerte sich tatsächlich im Laufe des Lesens der gut 280 Seiten immer weiter. Und das kommt bei mir dann doch so auch eher selten vor.
Franz Trojan, aufgewachsen in einem Elternhaus, in dem Alkohol, Schläge, Gleichgültigkeit und fehlende Fürsorge den Alltag bestimmten, gelang als Schlagzeuger der Spider Murphy Gang eine große Musikerkarriere. Hits wie ‚Schickeria‘, ‚Wo bist Du‘ und natürlich ‚Skandal im Sperrbezirk‘ wurden Anfang der Achtzigerjahre ein Markenzeichen der damals grassierenden ‚Neuen Deutschen Welle‘.
Trojan genoss es offensichtlich völlig. Geld, Jetset, Affären, Rotlichtbezirke, kriminelles Milieu, Drogen säumten fortan seinen Weg. Doch nach dem Ausstieg aus der Band, zu Beginn der 1990er-Jahre, ging es mit ihm persönlich immer mehr bergab, bis immense Schulden einerseits und fehlende soziale Auffangnetze andererseits seinem Leben mehr und mehr zusetzten. Am Ende blieb ihm nichts, während seine ehemalige Band noch immer auf Tour ist, die Erfolge der Vergangenheit noch heute in klingende Münze verwandelt.
Schonungslos geht der inzwischen schon 58-Jährige in seinem Rückblick eben nicht nur mit der Medienlandschaft und der Münchener Schickeria, sondern vor allem eben auch mit sich selber ins Gericht.
So ergibt diese Kombination am Ende tatsächlich ein beeindruckend ehrlich erscheinendes Buch. Das gefällt. Kein langes Herumdrucksen, keine bloße Ansammlung von ausweichenden Formulierungen verwässert die Erzählung des Lebensweges. Hier wird offenbar wirklich Klartext in alle Richtungen gesprochen.
Und trotz des letztendlich gescheiterten Lebensweges, bleibt hier keine große Verbitterung offen im Raume stehen. Trojan nimmt sein Leben offenbar recht klaglos so hin, wie es sich eben entwickelt hat. Er hat in seinen nun auch schon knapp 60 Lebensjahren fast alle nur denkbaren Höhen und Tiefen miterlebt, nichts ausgelassen, wie es scheint. Das Buch hat mich in seinen Bann gezogen, auch wenn ich Trojan zuvor noch gar nicht persönlich kannte. Und weil das eben so interessant zu lesen ist bzw. für mich war, möchte ich das Buch auch heute hier im Blog kurz vorstellen.
Eine vielleicht weniger beachtete Neuerscheinung im Bereich der Biografien im laufenden Vorweihnachtsgeschäft, die aber durchaus mal einen näheren Blick lohnt. Mich hat die Trojan-Biografie jedenfalls positiv überrascht. Ab Montag bekommt ihr sie dann auch in der Buchhandlung Eures Vertrauens.
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
ISBN-13: 978-3862654376
Preis: 19,99 Euro
Wen Hintergründe zum Buch interessieren: http://www.meine-biographie.com/?s=Franz+Trojan