Am Ende waren es laut Angaben der Polizei 80.000, die sich im Tiergarten in Berlin versammelten, um gegen das Regime in Teheran zu demonstrieren. Mit so vielen hatten selbst die Veranstalter nicht gerechnet. Von unserem Gastautor Thomas von der Osten-Sacken.
Es ist mir in den letzten Dekaden eigentlich nie passiert, dass Demonstrationen mit über 1000 Menschen mir besonders sympathisch waren. Die, deren Anliegen ich voll teilte waren meist wesentlich kleiner: Man stand etwa mit ein paar Dutzend Syrern oder Iranern, bestenfalls Hunderten vor der russischen oder iranischen Botschaft herum und niemand nahm groß Notiz.
Wie anders war es heute, als aus ganz Europa Iranerinnen und Iraner nach Berlin strömten, um hier ein deutliches Zeichen zu setzen, wie sehr sie das Regime in Teheran satt haben. Etwas erstaunt dürften Passanten und auch die doch eher wenigen Biodeutschen, die sich ebenfalls an der Veranstaltung beteiligten, gewesen seien, wie viele es am Ende waren. Denn im Alltag fallen Iraner eher doch weniger auf.
Aber 80.000! Das muss man erst einmal hinbekommen. So schallte es dann auch nachmittags wirklich überall im Tiergarten: Azadi! (Freiheit) und „Marg ba Dictator“ (Tod dem Diktator).
Was auffällig fehlten waren die üblichen Fahnen linker Parteien (Ausnahme, ja, man muss es sagen: die MLDP) und auch die Palästinafahnen, die sonst bei internationalistischen Demonstrationen nicht fehlen dürfen.
Sicher, es gab dann doch einige der Fahnen des Schah-Irans aber viel mehr Sprüche und Plakate, die nicht nur revolutionär, sondern auch höchst originell und sympathisch waren. Immer wieder ging es um die Macht und rechte der Frauen im Iran, die dann auch mindestens die Hälfte der Demonstration ausmachten.
Dass so viele kamen, macht aus diesem Protest mehr als ein symbolisches Zeichen. Im Iran wurde es auf beiden der Barrikaden wahr genommen, auf der einen mit Jubel auf der anderen mit Sorge.
Und als die Demonstranten dann am Bundespräsidialamt vorbeizogen, der Residenz von Dialog-Steinmeier dürfte die Botschaft auch dort angekommen sein: „Kein Dialog mit Terroristen“ stand auf vielen Plakaten und „Schließt die iranischen Botschaften“.
Fasst lächerlich erscheint da, wenn deutsche Medien ernsthaft von „systemkritischen Protesten“ schreiben: Sie waren, deutlicher kann man es eigentlich nicht mehr machen, nicht „systemkritisch“, sondern nichts weniger als revolutionär, Es ging und geht, man konnte es auf tausenden von Bannern lesen und in Sprechchören hören, um nichts weniger als den Sturz des Regimes. Wohl zum ersten Mal vereinte dieses Ziel auch alle Bevölkerungsgruppen aus dem Iran: Perser, Kurden, Balutschen und Aseris, die alle waren heute gekommen, um gemeinsam „Jin, Jihan, Azadi“ zu skandieren.
Der Artikel erschien bereits in der Jungle World
Ja, das war eine sehr beeindruckende Demo für Freiheit, den Sturz der Mullah-Diktatur und gegen Unterdrückung, leider mit auffallend schwacher Beteiligung der Biodeutschen, wie richtigerweise angemerkt würde. Schon beim Afghanistanabzug fehlte jede Solidarisierung mit den dortigen Frauen und Kindern und Demokraten. Die Schwäche und Dekadenz der Demokraten muss am Ende auch der Westen teuer bezahlen. Dem Afg-Abzug folgte der Versuch, die Ukraine aufzunehmen. Einem erneuten Sieg der Mullahs dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Aufstieg einer höchst gefährlichen Atommacht folgen. Es ist ein Gebot politischer Vernunft, dass auch im Iran unser Friede und unsere Freiheit verteidigt wird.
@#1
Kein Wunder das kaum „Biodeutsche“ kommen. Die Politik hat uns doch jahreland eingetrichtert das es islamophob ist gegen den Islam zu demonstrieren.