Ist Friedrich Merz ein Hoffnungsträger der CDU oder der Darth Vader der Globalisierung? Politik und Journalisten sind sich noch nicht über das Narrativ einig. Ein Gastbeitrag von Linus Junginger.
Die Ankündigung von Friedrich Merz, für den CDU-Vorsit.z zu kandidieren, ist jetzt schon fünf Tage her und zum Ärger vieler Journalisten und Politiker ist immer noch nicht genug Schmutz aufgetaucht, mit dem man ihn bewerfen kann. Die Suche läuft fieberhaft, aber bis man endlich einen richtigen Skandal gefunden hat, gibt man sich vorerst damit zufrieden, dem allgemeinen Unbehagen über das Geldverdienen und den wirtschaftlichen Erfolg mit ominösen Andeutungen Ausdruck zu verleihen.
So zum Beispiel Bundestagsabgeordnete Katja Dörner, die einfach nur Namen von Unternehmen aufzählt, für die Merz gearbeitet hat, als handele es sich um Mafia-Strukturen. Das scheint völlig auszureichen, um seine Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen. Oder Zeitungsartikel, in denen ihm vorgeworfen wird, die Interessen der Unternehmen vertreten zu haben, für die er gearbeitet hat. Über die Investmentgesellschaft BlackRock, deren Aufsichtsratschef Merz ist, lässt sich auch nach tagelanger Recherche immer noch nichts Schlimmeres schreiben als „(…) bei einer verwalteten Summe von mehr als sechs Billionen Dollar weltweit ist es die schiere Marktmacht, die zu Kritik an dem Unternehmen führt.“ (Link).
Der Skandal ist also der Erfolg des Unternehmens, es bleibt bei irgendwelchen Andeutungen, es sei in dubiose Geschäfte verwickelt, zumindest kann man es ja nicht ausschließen. Wie schön wäre es, würde man endlich herausfinden, dass BlackRock unser Grundwasser vergiftet oder Kindersoldaten in den Krieg schickt! Dann wäre alles ganz einfach, die Welt wieder in Gut und Böse unterteilt und die Tweets und Artikel schrieben sich ganz von alleine. Bei Maybrit Illner möchte man auf diese Enthüllungen gar nicht mehr warten und erzählt frei von Fakten und Einordnung „Der Vermögensverwalter BlackRock ist für viele der Todesstern der Globalisierung.“ (Link, ab Minute 32).
Nun gehöre ich nicht zu denen, die an eine Verschwörung der Presse glauben (wie die meisten Verschwörungstheorien lässt sich auch diese dadurch widerlegen, dass eine geheime Steuerung so vieler einzelner Akteure viel zu aufwendig wäre). Ich habe aber den Eindruck, dass es mittlerweile eine Menge Journalisten gibt, die ihre eigene Arbeit und die damit verbundene Berufsethik nicht mehr so ernst nehmen. Sie bauen vor allem dann die (nötige) kritische Distanz zu Politikern auf, wenn ihnen deren Ansichten nicht in den Kram passen. Dann wird lange und gründlich recherchiert, bis man die eigenen Vorurteile irgendwie zu einer Geschichte verbinden kann, die nicht vollkommen frei von Fakten ist.
Findet man den Politiker dagegen sympathisch, wird dieser Anspruch an die eigene Arbeit gerne aufgegeben, wie zum Beispiel in einem Jubel-Interview mit Grünen-Chef Robert Habeck, der sich „kritischen“ Fragen stellen musste ( „Sie werden mit Politstars wie Emmanuel Macron und Justin Trudeau verglichen. Was haben Sie, was andere nicht haben?“) (Link). Absolut peinlich ist aus meiner Sicht auch die Verleihung eines Preises von Zeitschriftenverlegern an die amtierende Bundeskanzlerin, verbunden mit einer ungehemmten Lobeshymne, die auf ihre Politik gesungen wird. „Deutschland steht heute als ein Land da, von dem Grenzen überschreitend wirtschaftliche Stärke und Demokratie strahlen.“ (Link). Das ist nicht die Regierungserklärung von Angela Merkel, sondern kommt von den Leuten, deren Aufgabe es ist, ihre Macht zu hinterfragen.
Sollte sich in den nächsten Tagen wider Erwarten herausstellen, dass Friedrich Merz kein Dieb, Betrüger oder notorischer Lügner ist und er auch seine Frau nicht schlägt, wird man wohl einfach dazu übergehen müssen, seine politischen Ansichten und seinen Führungsstil an sachlichen Maßstäben zu messen. Und dann wird sich wahrscheinlich herausstellen, dass wir es mit einem ruhigen, höflichen, fast langweiligen Wirtschafts-, Finanz- und Rechtsfachmann zu tun haben, der in wirtschaftlichen Fragen eher liberal, in gesellschaftlichen Fragen eher konservativ denkt, ohne dass er in irgendeinem Bereich extreme, indiskutable Positionen einnimmt. Wer das schon nicht ertragen kann, macht jetzt genau so weiter und stellt Merz als den Darth Vader der Globalisierung dar. Das gefällt übrigens auch der AfD, falls das für irgendwen ein Argument ist.
Ein Politiker, der richtig in der Wirtschaft gearbeitet hat, ist natürlich ein Außenseiter.
Auf Wikipedia ist bspw. der Werdegang von Frau Dörner zu verfolgen. Angefangen hat natürlich alles mit einem Studium der Politikwissenschaften, Öffentliches Recht und Literaturwissenschaften in Bonn und irgendwann ging es dann über die Liste in den Bundestag. So wird in der Politik Karriere gemacht! Und das alles, ohne dass ein Wähler sie direkt wählen muss.
Ich bin neugierig, ob Herr Merz gewählt wird. Ich habe nur positive Erinnerungen an ihn.
Natürlich werden jetzt seine Rollen in den Unternehmen untersucht. Auch sind 5000 EUR Tagesgage eine Jahresgage von knapp über 1 Mio. Dafür würden viele Fußballspieler nicht aufstehen.
Ist er im Volk populär? Vermutlich eher nicht. Fachwissen kommt nicht an. Notfalls ist ein Fachmann ein "Professor aus Heidelberg" und das reicht dann, um wieder in der Gruppe der Berufs-Politiker Politik zu machen.
Offen ist dann noch die Rolle von Herrn Laschet. Er fällt in NRW nicht auf, scheint aber sehr ehrgeizig zu sein und zu hoffen, dass er im Windschatten von Frau Merkel doch noch einen Karrieresprung macht, in dem er im Vorfeld warnt und mahnt.
https://www.zeit.de/news/2018-11/02/laschet-warnt-vor-rechtsruck-der-cdu-und-widerspricht-spahn-181102-99-632610
Was er so beruflich getrieben hat oder treibt, ist für mich eher nebensächlich. Die Frage ist für mich vielmehr, ist die CDU gut beraten, einen Vorsteher zu wählen, der sich 10 Jahre lang brav weggeduckt hat und erst wieder zum Vorschein gekommen ist, als Mutti scheinbar am Ende ist. Überzeugend geht anders. Ruhe und Strahlkraft wird die Union mit ihm sicher nicht finden. Langweilig wird`s mit ihm sicher nicht.
Ich finde, daß der Mann kränklich aussieht.
Ein Marktfundamentalist wie Merz,der ganz im Sinne von Blackrock sagt,Deutschland hätte zu wenig Aktionäre,disqualifiziert sich für eine politische Führungsposition.
Anstatt hart arbeitenden Leuten Löhne vorzuenthalten,die Renten zu kürzen, sie auf Kauf von Aktien zum Spekulieren zu verweisen und 132€ für genug zum Leben als Arbeitsloser zu halten sollte dieser Blackrockheuschreckenbüttel gleich für auskömmliche Löhne und Renten kämpfen.Lobbyisten des Finanzmarktes sollten die Finger von der Politik lassen.Der Schaden,den diese miesen Typen anrichten reicht schon als Lobbyist.