Für Griechenland sind Erdogans Drohungen Alltag

Recep Tayyip Erdogan Foto: ArtemAugust Lizenz: CC BY-SA 4.0


Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat damit gedroht, in Israel einzumarschieren. Für die Griechen ist das Teil des Alltags.

Die Invasionsdrohung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gegen Israel ist ohne Zweifel ernst zu nehmen, ist eine Gefahr für Israel und könnte dazu führen, dass sich die Gefahr für die Juden in Deutschland weiter verstärkt, denn unter den hier lebenden Türken verfügt Erdoğan über zahlreiche und fanatische Anhänger. Erdoğan, der ja schon häufig seine Sympathien für den antisemitischen Terrorismus bekundet hat, stellt sich damit gegen ein demokratisches, westliches Land, das seit dem 7. Oktober um seine Existenz kämpft. Doch dass die Türkei eine westliche Demokratie bedroht, ist nicht außergewöhnlich. In Griechenland gehört es fast schon zum Alltag. Die Türkei erhebt Ansprüche auf Inseln vor ihrer heutigen Küste, die seit der Antike griechisch sind. Immer wieder erkennen türkische Politiker, auch aus den Reihen der oppositionellen CHP, den Vertrag von Lausanne nicht an, in dem 1923 die Grenzen zwischen den beiden Ländern festgeschrieben wurden. Es geht um osmanischen Imperialismus und um Geld: In der Ägäis liegen große Gasvorkommen. Erst vor wenigen Tagen näherten sich türkische Kriegsschiffe griechischen Inseln.

Der Spiegel schrieb am 24. Juli:

„Zuletzt standen die Zeichen im griechisch-türkischen Verhältnis auf Entspannung. Nun jedoch kreuzen türkische Kriegsschiffe vor den Ägäis-Inseln Kasos und Karpathos.“

Im März forderte die Türkei, Griechenland solle seine Truppen von den eigenen Inseln abziehen und sie damit praktisch militärisch aufgeben: „Jetzt hat sich auch der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar in die Diskussion eingeschaltet und droht dem Nachbarland. Griechenland solle sich an 1919 zurückerinnern, als es versucht hatte, Anatolien zu besetzen. Griechenland hatte den Krieg gegen die türkische Armee 1922 endgültig verloren. Im Anschluss war auch die griechische Bevölkerung aus Izmir vertrieben worden.“

Im Januar 2023 drohte Erdoğan Griechenland mit einem Raketenangriff:

„Die Türkei ist stark, und Griechenland weiß das. Die Türkei produziert Tayfun-Raketen. Was wird passieren, wenn diese auf Athen treffen? Nicht, dass wir das tun wollten, aber seid klug. Wenn ihr die Inseln weiter aufrüstet, werden wir dann nichts tun? Mitsotakis, du, der du überall redest, hör gut zu: Wenn du versuchst, uns in die Quere zu kommen, werden die verrückten Türken kommen. Wenn du dich klug verhältst, haben wir kein Problem mit dir.“

Im Dezember 2022 brachte Erdoğan eine Invasion gegen Griechenland ins Spiel:

„Wir können plötzlich eines Nachts kommen“ 

Bereits im November 2022 setzte Erdoğan auf Eskalation:

„Unverblümt droht Ankara dem griechischen Nachbarn mit einer militärischen Intervention. Der Krieg in der Ukraine hat den Appetit der Türkei vergrößert darauf, eine regionale Ordnungsmacht zu sein.“

Es gibt Länder wie Deutschland, deren Nachbarn Frankreich, Polen und die Niederlande sind. Allesamt demokratische Staaten, deren Regierungen niemand bedrohen. Und es gibt Griechenland, dessen Nachbar die Türkei ist. Sie ist der Grund, warum Griechenland gezwungen ist, viel Geld in seine Verteidigung zu stecken. Das Land erinnert sich an die osmanische Besatzung und die mit ihr verbundenen Gräuel und ist entschlossen, so etwas nicht wieder zuzulassen. Erst vor wenigen Tagen hat Griechenland 20 F-35 gekauft. Das wesentlich größere Deutschland hat 35 dieser Kampfflugzeuge erworben. Das Land verfügt über zahlreiche Leopard-II-Panzer und eine Marine, die auf eine 4000 Jahre lange Tradition zurückblicken kann. Es ist gut gerüstet. Klar ist aber auch, dass ein Land wie die Türkei, das Teile Zyperns besetzt hält, ein EU- und NATO-Land wie Griechenland und nun auch Israel bedroht, kein Partner für den Westen sein kann. Es steht auf der Seite seiner Feinde.

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