Doch dies liegt nicht nur an der Sprachbarriere. Aus einigen Fernsehbildern, die uns hier erreichen, muss geschlussfolgert werden, dass geordnete Fernsehübertragungen in den Auffanglagern etwas außerhalb Fukushimas gar nicht möglich sein werden. Es ist in diesen Turnhallen so brechend voll, dass für die Aufstellung von Fernsehgeräten möglicherweise nicht genug Platz da ist. Man darf ja auch nicht nach draußen. Sie wissen schon: diese Radioaktivität. Außerdem ist der Strom streng rationiert. Ständig wird er abgeschaltet, weil doch die Kraftwerke – Sie wissen schon: diese Atomkraftwerke … – Wie auch immer: Fernsehgucken sitzt in diesen Auffanglagern etwas außerhalb von Fukushima nicht drin. Laptops sind bei den Leuten, die dort dicht an dicht auf dem Hallenboden kauern, ebenfalls nicht zu sehen. Also wird die Solidaritätsbotschaft des Anne-Will-Besuchers unsere Freunde aus Fukushima wohl leider nicht erreichen.
Fukushima ist überall; zum Beispiel auch in Erfurt. Deshalb haben auch Erfurter, wie wir heute aus der Thüringer Allgemeinen erfahren, „Angst vor der Zukunft“. Die Zeitung ist ihrer Informationspflicht dadurch nachgekommen, dass sie ganz normale Thüringer Bürger auf Erfurts Straßen interviewt, dabei gefilmt und das Video ins Netz gestellt hat. „Nach dem Gau in Japan: Auch Erfurter haben Angst vor der Zukunft“ nennt die Thüringer Allgemeine dieses Dokument der Zeitgeschichte. Es ist nur ein Beispiel unter vielen. Diverse Umfragen sprechen eine eindeutige Sprache: viele, vielleicht die Mehrheit unserer deutschen Landsleute haben Angst. Und zwar nicht nur Angst vor der Zukunft im allgemeinen, die ja immerhin im Nationalcharakter liegt, sondern auch vor radioaktiver Strahlung im besonderen, was ja nicht das dümmste wäre. Doch die Deutschen haben nicht nur Angst vor radioaktiver Strahlung im allgemeinen, was vernünftig ist und sie gegenwärtig verstärkt zu der Einsicht führt, dass Atomkraftwerke abgeschaltet gehören. Sie haben auch Angst vor der radioaktiven Strahlung aus Fukushima im besonderen.
Fukushima ist überall. Deshalb stürmen besorgte Landsleute die Apotheken, deshalb sind hier und da bereits die Jodtabletten vergriffen. Die WAZ informiert ihre Leser heute darüber, dass zu viel Jod – insbesondere für Menschen ab 45 – gar nicht ungefährlich sein soll. Dramatischer ist die Situation in den USA. In den Vereinigten Staaten bricht Panik aus, weil es Engpässe bei der Jodversorgung gibt. Insofern ist Fukushima vielleicht doch nicht überall. Nicht ein Bericht aus Japan spricht von Panik; durchweg ist von großer Gelassenheit der Bevölkerung die Rede. Dabei ist die Informationspolitik der japanischen Regierung äußerst verwirrend. Offenbar wird das volle Ausmaß der radioaktiven Verstrahlung in Fukushima und Umgebung ebenso verschwiegen wie das volle Ausmaß der Gefahr einer Kontaminierung im Großraum Tokio. Die Lufthansa fliegt Tokio nicht mehr an.
Fukushima ist überall. Auch für die vielen Millionen Menschen in Tokio muss in diesen Stunden das Schlimmste befürchtet werden. Für Fukushima ist alles zu spät. Reaktormäntel sind geborsten, Brennstäbe schmelzen, pausenlos entweicht völlig unkontrolliert radioaktive Strahlung. Welches Schicksal den Menschen in den Auffanglagern etwas außerhalb von Fukushima blüht, ist uns seit Tschernobyl bekannt. Noch bleibt Hoffnung für die Menschen in Tokio. Korrespondenten, Wirtschaftsvertreter aus dem Ausland und nicht wenige Tokioter sind weiter nach Süden gezogen. Ganz Tokio kann nicht evakuiert werden. Fukushima ist überall? Hoffentlich nicht in Tokio.
Die typische „German Angst“. Angst vor ziemlich unwahrscheinlicher akuter Gefährdung, aber schon wieder in Tunesien und Marokko Urlaub machen, oder mit 200 Kmh über die Autobahn rasen. Am besten sich gleich einen Atombunker bauen und den nächsten Supermarkt leer kaufen.
Als bio Französin werde ich es nie begreifen. Die Menschen in Japan und ihre Angehörigen und Freunde weltweit haben mein volles Mitgefühl.
Die Angst ist auch hier in Europa berechtigt. Nur, die Verantwortlichen trauen sich es nicht zuzugeben. Das die Kühlung der Kernreaktoren, die Achillessehne der Kernkraftwerke ist, ist schon seit den Siebziger Jahren bekannt, und war sogar schon ein Streifall vor Gericht. Auch bei den Zwischenfällen, geht es immer wieder um die Notkühlung.
Dabei wird so getan, als wenn jedes beliebige Notstromaggregat, geeignet wäre, ein AKW zu kühlen. Dabei wird bewusst verschwiegen, das es sich um Aggregate handelt, die ca. 4 Megawatt an Energie verbrauchen. Das war auch der Grund, warum die „Batterien“, auch nur 4 bis 6 Stunden, Strom liefern konnten. Außerdem, wurde verschiegen, das selbst abgeschaltete Brennstäbe, immer noch ca. 2 bis 3 Wochen lang gekühlt werden müssen, in den Abklingbecken. Das ist auch der Grund, warum das abgeschaltete Werk, heute Feuer gefangen hat.
Um dies bewerkstelligen zu können, 4 Megawatt, bei 4 Werken, 2 Wochen lang zu garantieren, müsste wohl ein kompletter Öltanker, vor der Küste der AKW’s liegen. Unmengen an Diesel, wären nötig, um dies zu gewährleisten. Man sieht also, auch die Notkühlung, ist letzlich kein eigenständiges System, sondern sie geht davon aus, das immer noch AKW’s erhalten sind, die die erforderliche Leistung bereitstellen.
Auch hier in der BRD, ist die Frage noch völlig offen, was passiert, wenn der Notkühlkreislauf, mit Absicht, oder durch andere Ursachen, behindert wird. Sowohl, das Wasser, als auch die Energie für die Pumpen, als auch die Pumpen selber, müssen, innerhalb von Stunden, zuverlässig, 2 Wochen lang laufen können. Dies ist letzlich, in keinem AKW der BRD, gewährleistet, und hängt immer von so vielen Unwägbarkeiten ab, das schon von daher, ein „Restrisiko“, nicht vertreten werden kann.
Wir sind noch völlig am Anfang, zu beurteilen, was passiert, wenn dieser „Moxbrei“, mit Wasser zusammentrift. Hierbei ist die Frage noch völlig offen, wieviel Plutoniumoxyd, ensteht. Plutoniumoxyd, ist mit das Giftigste, was es überhaupt gibt. Innerhalb von 48 Stunden, wird es hier in Europa sein. Welche Konzentration es dann noch hat, ist völlig unwägbar. Ab welcher Konzentration, es so gefährlich wird, das die Chance 50 zu 50, oder noch Schlimmer steht, das die Menschen reihenweise an Lungenkrebs sterben, wissen wir nicht. Zynisch könnte man sagen, „Es wird nur noch wenige Tage dauern, bis wir mehr wissen.“.
Es ist mir einfach zu ruhig geworden, um die Gefahr, mit den „Moxstäben“ (Kernbrennstäbe, mit einem hochprozentigen Anteil an Plutonium). Das zeigt mir die Hilfslosigkeit. Nun ja, in einigen Tagen, wissen wir wohl wieder mehr. Genauso, wie mit den Brennstäben, „die ja „noch“ keine Kernschmelze, hatten“. Jedem Fachmann war klar, das das unter diesen Umständen, nur noch eine Frage von Stunden war.
Grüße, Rudi Gems
[…] Fukushima ist überall … ruhrbarone […]
Übereinstimmenden Berichten zufolge ist die japanische Hauptstadt von radioaktivem Fallout weitgehend verschont geblieben, weil der Wind rechtzeitig auf West gedreht habe. Die Strahlungswerte in Tokio seien zwar erhöht, jedoch nicht in besorgniserregendem Ausmaß.
Die Lage im Nordosten, dem vom Erdbeben und Tsunami schwer getroffenen Gebieten, ist auch die nukleare Verseuchung dramatisch.
@ Werner Jurga
„…weil der Wind rechtzeitig auf West gedreht habe“. 30 Millionen gerettet weil Wind r e c h t z e i t i g gedreht. Deswegen Lage nicht besorgniserregend.Gleichzeitig geht die Kernschmelze munter weiter und der Wind wird sich unvermeidlich wieder drehen.
Was für Sätze. Was für ein Irrsinn.
@ Werner Jurga
30 Millionen verschont weil Wind r e c h t z e i t i g gedreht hat. Deswegen Lage n i c h t besorgniserregend. Was für Sätze.Was für ein Irrsinn. Denn gleichzeitig schmelzen die Kerne munter weiter und der Wind wird sich, entsprechend seiner Natur, wieder drehen. Ohne auch nur über den Begriff einer „rechten Zeit“ zu verfügen.
@ Arnold Voss:
Da ich meinen Beitrag mit der akuten Sorge um Tokio beendet hatte, hielt ich es für angemessen, auf das aufmerksam zu machen, was inzwischen jeder weiß: dass nämlich Tokio einstweilen verschont blieb, weil sich der Wind gedreht hatte. Das Attribut „nicht besorgniserregend“ in Kommentar # 4 bezieht sich – ohne weiteres erkennbar – auf die gegenwärtige Strahlenbelastung in Tokio, und nicht etwa auf die „Lage“.
Dass sich auf einer Insel im Pazifik der Wind immer wieder drehen kann, hatte ich als bekannt vorausgesetzt. Dass Reaktormäntel geborsten sind und die Brennstäbe schmelzen, steht im Artikel. Und weil nicht damit zu rechnen ist, dass sehr schnell ein (oder mehrere) Sarkophag gebaut werden kann, ist die „Lage“ in Tokio äußerst besorgniserregend. (Weiteren) Zig Millionen Menschen droht die nukleare Katastrophe.
Verglichen damit ist der Umstand, dass meine leicht verständlichen Sätze nicht verstanden werden (sollen), für mich – auch emotional – ziemlich belanglos.
Nun ja, so ganz unbegründet ist die „German Angst“ nicht: Immerhin haben die ersten radioaktiven Strahlen die Grenzen der BRD erreicht und erste Mutationen veursacht:
https://weltverschwoerungsblog.wordpress.com/2011/03/17/atombombenunfall-in-fuckyshima-unabsehbare-grauenhafte-folgen-fur-die-brd/
@Pätus: Der Mega-Borkenkäfer macht mich betroffen…