Fußball-Bundesliga: Ist nach dem Aus der Bayern gegen Real jetzt plötzlich alles schlecht, was bisher noch top war?

Coach Pep Guardiola. Quelle: Wikipedia, Foto: Якушкин Иван, Lizenz: CC
Bayern-Coach Pep Guardiola. Quelle: Wikipedia, Foto: Якушкин Иван, Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Gerade mal ein knappes Jahr ist es her, parallel zum Champions-League-Finale 2013 zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund, als in der Öffentlichkeit von einer neuen Dominanz der deutschen Clubs im Europäischen Fußball gesprochen wurde.

War ja auch beeindruckend, wie sich die Bayern und der BVB in das Finale von London durchkämpften und den Millionen Zuschauern vor den Bildschirmen weltweit ein packendes, hochklassiges Finale boten.

Nun, knapp ein Jahr später scheint davon nichts mehr übrig zu sein, so schlecht ist die Stimmung nach dem überraschen klaren ‚Aus‘ der Bayern am Mittwoch gegen Real Madrid.

Das 0:4 hat offenkundig tiefe Wunden gerissen. Wunden, welche man noch vor wenigen Tagen für schier undenkbar gehalten hätte.

Wer Pep Guardiola, den Bayern-Coach, gerade in der Pressekonferenz in München beobachten konnte, der musste allerdings fast den Eindruck haben, dass er sich für seine bisher geleistete Arbeit in München irgendwie fast schon entschuldigen musste.

Dabei war der FC Bayern bereits im März Deutscher Meister, steht im Pokalfinale in Berlin, und bis zum Ausscheiden gegen Real Madrid am Mittwoch lief eigentlich fast alles optimal.

Das Borussia Dortmund abermals die Runde der letzten Acht in der Königsklasse erreichte, und zudem alle vier deutschen Champions League-Vertreter auch nach der Winterpause noch in der Königsklasse mit dabei waren, das Alles scheint längst vergessen, wenn z.B. auf ‚Sport1‘ heute bilanziert wird:

„Mit nur 14,714 Punkten hat Deutschland die schlechteste Leistung in den vergangenen fünf Jahren für die Fünf-Jahres-Wertung UEFA abgeliefert. Diese entscheidet über die Vergabe der Startplätze in der Champions und der Europa League. Das schwache Abschneiden ist vor allem dem VfB Stuttgart zuzuschreiben, der die Gruppenphase der Europa League nicht erreicht hatte.“

Wenn das auch faktisch richtig sein mag, zeigt das Ganze aber doch eindrucksvoll, wie schnelllebig die heutige Fußball- und auch die Medienwelt geworden sind. Von ‚himmelhochjauchzend‘ hin zu ‚zu Tode betrübt‘ geht es manchmal schneller als das rational nachzuvollziehen ist. Plötzlich werden massenhaft Argumente herausgehauen die alles schlecht reden was Tage zuvor noch in den Himmel gelobt und überall bewundert wurde. Auf einmal wird überall die spanische Liga, welche drei der vier Europapokalfinalisten 2014 stellt, massiv gefeiert statt der deutschen.

Etwas mehr gesundes Mittelmaß wäre hier sicherlich durchaus angebracht. Ebenso wenig wie die Bundesliga im letzten Jahr der ‚Dominator‘ des europäischen Fußballs war ist sie nun der Verlierer des Jahres. Schon gar nicht nur aufgrund der Tatsache dass sie Bayern ihr Halbfinale daheim nun an einem ‚schwarzen Tag‘ mit 0:4 gegen die Madrilenen verloren haben.

Ehrlich gesagt wäre es ja auch noch schöner, wenn sich ein Pep Guardiola jetzt für das Erreichen des Halbfinales schon in der Öffentlichkeit entschuldigen müsste.

Da sollte man, auch seitens vieler Medienvertretern, die Kirche doch lieber mal schön im Dorf lassen!

Ja, ja, dafür werfe ich dann jetzt auch 3 Euro ins virtuelle Phrasenschwein… 😉

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Ulrich
Ulrich
10 Jahre zuvor

Objektiv betrachtet stehen die Bayern auch im europäischen Vergleich sehr gut da. In der Champions League gehören sie zu den vier besten Teams, die Deutsche Meisterschaft haben sie sich sehr frühzeitig gesichert, sie stehen zudem im Finale um den DFB-Pokal. „Gefühlt“ aber haben sie sich gegenüber der letzten Saison deutlich verschlechtert, dazu kommt ein gehöriges Maß an Unsicherheit da mit Uli Hoeneß der Mann der in den letzten 35 Jahren bei Bayern München alle Fäden in der Hand hielt als Führungsfigur weg fällt.

Pep Guardiola wurde im letzten Jahr als neue „Lichtgestalt“ präsentiert, und auch die Medien haben dieses Spiel mitgemacht. Obwohl es keine Steigerungsmöglichkeiten gab hätte in dieser Saison alle noch schöner, besser und großartiger werden müssen. Nun aber hat sich gezeigt das dieser Mann wohl der Hauptverantwortliche für die Höhe der Niederlage in der letzten Woche war. Statt sein Team so einzustellen dass Real Madrid seine Stärken nicht zur Wirkung bringen konnten hat er stur „sein Ding“ durchgezogen und den „Königlichen“ in die Karten gespielt. Ähnliches konnte man bereits anderthalb Wochen vorher beim Spiel gegen Borussia Dortmund beobachten. Die Ergebnisse 0:3 und 0:4 sprechen für sich. Guardiola ist sicher ein sehr guter Trainer, aber jemand der einem auch noch viele Jahrzehnte später als Ganz Großer erscheint wird er nur werden wenn er es schafft sein Team so einzustellen dass es auch anderen Spitzenmannschaften „den Zahn zieht“. Man darf gespannt sein ob ihm das in Zukunft gelingt.

Ein anderer Aspekt hängt meiner Meinung nach direkt mit Uli Hoeneß zusammen. Seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe konnte man zum Eindruck gelangen dass die Auseinandersetzung für die Verantwortlichen bei Bayern München nicht nur auf juristischen Gebiet, sondern auch auf dem Platz geführt wurde. Je schwerwiegender die Vorwürfe wurden, um so wichtiger wurden die Siege der Mannschaft. Jetzt ist die juristische Auseinandersetzung ausgestanden, Hoeneß wird vermutlich in absehbarer Zeit seine Haftstrafe antreten. Sein Platz nicht nur auf der Tribüne wird zunächst einmal leer bleiben. Und daran hätte auch ein erneuter CL-Sieg nichts geändert.

Gerd
Gerd
10 Jahre zuvor

Früher oder später wird Pep Guardiola sicher durch Jürgen Klopp ersetzt werden…

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Robin,
als BVBer verfolge ich das mediale Spektakel um den FC Bayern nach dessen Schlappe gegen Real teils amüsiert, teils verwundert.
Letzteres vor allem, wenn ich rückblickend bedenke, was just diese Medien bis vor kurzem noch über „die unschlagbar beste Mannschaft der Welt“ und den „unbestritten besten Träiner der Welt“ von sich gegeben haben.

Wir alle wissen doch seit langer Zeit, wie die Medien, ihrer Auflage/der Einschaltquote wegen, heute „Hosianner“ und morgen „Kreuzigt ihn“ rufen. Das gilt für alle öffentlich wirkenden Akteure, egal ob in der Politik, der Wirtschaft, dem Sport, folglich auch für den Fc Bayern und Guardiola.

Ich bin selbstverfständlich auch neugierig darauf, was die Medien jetzt tagtäglich Neues über die aktuelle Situation des FC Bayern zu vermelden haben und was die Fans dazu kommentierend meinen, z.B. hier bei den Ruhrbaronen. Ich fördere also auch die Auflage, die Einschaltquote, aber ehe amüsiert und nicht in ernsthaft /angestrengt/aufgeregt.

„Entscheidend ist auf’m Platz“, dh.in Berlin, wenn das Pokalendspiel stattfindet.

2-Gerd-
„Früher oder später“…………! Wegen dieser Unbestimmheit kann ich als BVBer leider nicht widersprechen,. Ich denke, aber ehe „später“, sehr viel später -sh.“Seltsam ist des Propheten-Lied, noch seltsamer, was dann passiert“ -oder so ähnlich, ein Zitat, von…….??-

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Den Bayern ist etwas zugestoßen ist, was schon vielen anderen Mannschaften passiert ist: eine lange, im Fall der Bayern sehr lange Siegesserie, endet mit einer überraschenden Niederlage in a., der Faden ist gerissen, Katzenjammer die Folge, die eben noch leicht zu erreichenden Ziele geraten außer Reichweite. Passierte schon öfters, im Fall der Bayern ist ob der Ziele der Fall besonders tief. Dass ausgerechnet zwei Vereine im CL-Endspiel stehen, die in den letzten Jahren eine Finanzpolitik getrieben haben, die jeder Vernunft und sportlichen Gerechtigkeit Hohn spricht, ist nicht nur aus Bayernsicht ärgerlich, aber das haben wir ja bereits diskutiert. Wie war das als der BVB in finanziellen Nöten steckte, kam da nicht ein Hilfsangebot aus der Hauptstadt der Fußballbewegung?

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

.. in A(ugsburg) sollte es heißen.

Robert Müser
Robert Müser
10 Jahre zuvor

Ja,
der Fußball ist gnadenlos, wehe dem Akteur, der da versagt
.
Hier hilft daher wie immer in solchen Situationen nur noch die sofortige Beurlaubung des Trainers bei vollem Lohnausgleich …

… hilft bestimmt …

….
….
….
….

… oder auch nicht.

😉

Frank
Frank
10 Jahre zuvor

Wenn das auf ominöse, schwarze Börsengeschäfte gebaute Kartenhaus in der Säbenerstraße bald zusammenbricht, ist das eine gesunde Entwicklung. Denn so wie an der Börse jeder Hype irgendwann zum Absturz führt, kann das auch im Profisport passieren. Man sollte keine Annahme als für ewig gesetzt ansehen.

Wenn sich Sprüche wie „totale Dominanz“ als ideenloses Ballhalten (vgl. kindliche Trotzphase) entpuppen, kann das nicht bis zum Finale reichen. Dass es in der Bundesliga gereicht hat, versteht sicher auch bald keiner mehr.

@Ulrich: Kleine Korrektur: Gegen Ulrich H. sind keine „Vorwürfe laut geworden“ sondern der Mann wurde wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Das Urteil finde ich erstaunlich genug, allerdings war hier und da auch ein merkliches Aufatmen zu hören, nachdem der Prozess schnell beendet wurde. Was in der SZ und anderswo danach noch offenbar wurde, wurde von den meisten Medien nicht mehr aufgegriffen.

Was bleibt von dieser Saison? Die Bayern sind Meister. Wer weiß, wann sie es wieder werden? Götze dürfte seinen Wechsel schon bereut haben. Etwas, das Lewandowski noch bevorsteht.

Dortmund hatte auch seine Schwächephase, aber anders als bei den Bayern, nicht durch konzeptionelle Schwächen bedingt, sondern durch Verletzungen. Das Konzept funktioniert wieder.

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Frank,
so isset!!

Wir BVB-Fans haben allen Grund, der Mannschaft und dem Trainer Beifall zu zollen für die Saison 2o13/2o14, die bekanntlich aus mehreren Gründen besonders schwierig war, denn:

Der BVB war unter den letzten 8 der Champ.liga;dabei ist zu beachten, daß der BVB unter diesen letzten 8 der Verein mit den geringsten Personalaufwendungen ist!!Er gehört mittlerweile zum Establisment der europäischen Sptizenvereine.

Der BVB ist im DFB-Pokalendspiel, und das mit besten Chancen gegen die Bayern.

Es spricht Vieles dafür, daß die Mannschaft trotz des Wegganges von Lewandowski ihr Niveau 2o14/2o15 zumindest halten wird.

Und Klopp blebt!!

BVB-Herz, was willst Du mehr?

Selbst unsere Schadenfreude gegenüber den Bayern nach dem 0:4 gegen Real, auch nach dem persönlichen Desaster des (Ex-)Präsidenten des FC Bayern hält sich in Grenzen. Warum? Weil wir mit unserem BVB rundherum zufrieden sind.

Allerdings -sh.Schadenfreude-:

Ich habe seit langem nicht mehr so laut Tor gerufen wie nach dem 1: 0 für Real.
Meine Frau hat sich darüber erschrocken, weil sie Ähnliches nur kennt, wenn der BVB spielt -und in meinem Bekanntenkreis ist durchweg dasselbe passiert-.

Frank
Frank
10 Jahre zuvor

@Walter Stach: Beim 0-1 für Real ging es mir genauso 🙂

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Viel ruhrgebietsbezogener Zweckoptimismus, liebe Leute. Warum sollte Götze seinen Wechsel bereuen? Er ist ins Halbfinale der CL gekommen, DM geworden. Selbst wenn er mit BM das Pokalfinale verlieren sollte, wovon ich nicht unbedingt ausgehe, hat er mit BM mehr erreicht als der BVB.
Die mehr als gesunde Finanzlage von BM hat wohl weniger mit „schwarzen Börsengeschäften“ zu tun als mit vernünftiger Haushaltsführung und erfolgreichem Wirtschaften. By the way: Wie ist die aktuelle Notierung der BVB-Aktie? Wie war der Ausgabekurs?

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

-11-Thomas Weigle-
Ich fühle mich durch Deinen Beitrag als BVBer weder angesprochen noch beeinträchtigt er meine Zufriedenheit mit den Leistungen und Erfolgen des BVB in der Spielzeit 2o13/2o14 und meinen Optimismus für die Spielzeit 2o14/2o15

Aus vielerlei Gründen kann ich auf den Fc Bayern nicht neidisch sein, was gelegentliche Schadenfreude, eine maßvolle (!), ja nicht ausschließt.

Götze:
Ich kann nicht beurteilen, ob Götze trotz seiner relativ wenigen Einsätze für die Bayern, trotzdem er nicht zur ersten Elf im Halbfinale gegen Real gehörte, als Fußballer zufrieden ist.
Möglicherweise kompensiert er ja seine nicht auszuschließende Unzufriedenheit als Fußballer mit einem Blick auf den monatlichen Kontoauszug bzw. auf die Benachrichtigung über die Höhe seines Jahresgehaltes; dann kann er in der Tat seinen Wechsel zu den Bayern nicht bereuen.

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