Der sehr geschätzte Kollege Pit Gottschalk kommentiert heute in seinem täglichen Fußballnewsletter ‚Fever Pit’ch‘ eine Reise von gut einem Dutzend Bundesliga-Manager in das Silicon Valley. In Nordkalifornien haben sich hochrangige Fußballfunktionäre aus diesem Lande fortgebildet.
Unter ihnen waren demnach u.a. Stefan Reuter (FC Augsburg), Fredi Bobic (Eintracht Frankfurt), Max Eberl (Gladbach), Simon Rolfes (Leverkusen), Sebastian Kehl (Borussia Dortmund) und auch Markus Krösche (RB Leipzig).
Die von Oliver Bierhoff organisierte Reise beschäftigte sich mit Fragen der Digitalisierung. Die Teilnehmer informierten sich, was ‚Vereine‘ in Nordamerika auf diesem Bereich den hiesigen Organisationen voraushaben, was die Klubs in diesem Bereich noch ‚lernen‘ können. Das war sicherlich eine ganze Menge. Zumindest bei einem Großteil der Klubs.
Gottschalk kommt in seinem Text zu dem Schluss, dass die Nichtteilnehmer (immerhin rund 2/3 der 36 in der DFL vertretenen Profivereine) einen großen Fehler gemacht hätten, da sie diesen seiner Meinung nach sehr wichtigen Bereich nicht als bedeutend genug erkannt hätten. Provokant fragt der ehemalige WAZ-Sportchef „Was kann wichtiger sein als Zukunftsfragen des eigenen Vereins?“
Grundsätzlich mag er damit recht haben. Und doch habe ich mich an dieser Stelle sofort zwei Dinge gefragt
- Waren da wirklich die richtigen Vertreter mit an Bord, wenn der BVB zum Beispiel durch Sebastian Kehl vertreten wurde? Meiner Erinnerung nach ist der doch Teammanager und soll als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer/Management fungieren. Da passt diese Reise doch nicht wirklich ins das Profil. Und selbst wenn, hat er in Dortmund in diesen Tagen nicht wichtigeres zu tun als sich mit Fragen der Digitalisierung des Vereins zu beschäftigen? Täusche ich mich, oder steht der BVB aktuell kurz davor sich von seinem Trainer zu trennen, weil die Leistungen in dieser Saison einfach nicht stimmen, nicht konstant genug sind. Und zwar die Leistungen auf dem Platz, und nicht die in der PR-Abteilung.
- Wenn ich schon extra in die USA reise um mich dort fortzubilden, dann würden mir ganz spontan andere Dinge einfallen, die man von dort ‚abschauen‘ könnte als Social Media & Co.. Immerhin ist es in Nordamerika schlicht undenkbar, dass eine Mannschaft dort siebenmal hintereinander Meister wird, so wie es der FC Bayern München in der hiesigen Bundesliga bewerkstelligen konnte. Durch ein ‚Salary Cap System‘ verstanden es die führenden US—Sport-Ligen eine Ausgeglichenheit in ihre Sportwelt zu bekommen, die es nahezu unmöglich macht die Meister der kommenden Jahre vorherzusagen. Alle Mannschaften einer Liga verfügen über vergleichbare Budgets (innerhalb einer vor Saisonbeginn von der Liga vorgegebenen Spannbreite), was dazu führt, dass die Kader ausgeglichen besetzt sind. Zumindest ausgeglichener als hierzulande. Wäre das nicht ein wesentlich lohnenderes Thema für eine solche Bildungs-Reise gewesen? Leider liest man von solchen Bestrebungen aber nichts. Stattdessen wird offenkundig der eigene Marketingapparat optimiert… Schade!
Das ist das Schöne am Ultra-Buzzword "Digitalisierung" (vormals "Cloud", "Internet of things", "Information superhighway", "Web 2.0", "Industrie 4.0", "Fuzzy logic" etc. pp.): Da, wo drauf steht, ist bestimmt Party drin oder 'ne Wellness-Reise mit Ringelpietz und 'ner obligatorischen Stunde Roboter-Vorführung im örtlichen TechnoPark.
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